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Psychopathie. Anwendung und Bedeutung des psychiatrischen Konzepts der Persönlichkeitsstörung in der klinischen und gutachterlichen Praxis (1918-1969)

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 283880665
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Mit der Fokussierung des Projekts auf die strategische und funktionale Ebene erfährt die psychiatriehistorische Forschung zur Psychopathie eine Erweiterung ihrer Perspektiven, eine Verschiebung der Schwerpunktsetzung sowie eine Modifizierung ihrer Ansatzpunkte. Psychopathie wird durch die projektbezogenen Untersuchungen in ihrer konstitutiven Unbestimmtheit und Unschärfe hervorgehoben und die strukturelle Inadäquanz ihrer Anwendung im Rahmen vermeintlich medizinisch-wissenschaftlicher Begutachtungspraxis unterstrichen. Psychopathie wird durch die Ergebnisse des Projekts in stärkerem Maße als bisher als argumentatives Versatzstück und strategisches Instrument greifbar, dessen Handhabung stark von den weltanschaulichen, moralischen und habituellen Verfasstheiten der Gutachter bestimmt war. Die im Rahmen des Projekts durchgeführten Untersuchungen machen auf der Grundlage eingehender und differenzierter Quellenanalysen einschlägige Argumentationsstrukturen, begriffliche Justierungen und Wissenspauschalisierungen im Detail nachvollziehbar. Das Projekt führt mit dem Begriff des „Verkehrspsychopathen“ einen neuen Untersuchungsgegenstand in die psychiatriehistorische Forschung ein. Mit der biografischen Bearbeitung Albrecht Langelüddekes und der Analyse seiner gutachterlichen Praxis wird ein in der Literatur bisher eher selten genannter Psychiater in den Fokus gerückt, an dessen Beispiel sich die Bedeutung der Psychopathie in seiner Zeit paradigmatisch veranschaulichen lässt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Exhibitionismus und Psychopathie – Strukturen einer Zuordnung. In: Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde 26 (2020), S. 121-15
    Stefan Wulf
  • „Schlagt das Hitlerei zu Brei.“ Politische Strafsachen, Psychopathie und verminderte Zurechnungsfähigkeit im Spiegel psychiatrischer Gutachten Albrecht Langelüddekes, 1937-1945. In: Medizinhistorisches Journal 55 (2020), S. 47-74
    Stefan Wulf
    (Siehe online unter https://doi.org/10.25162/mhj-2020-0002)
  • Der Psychiater Albrecht Langelüddeke (1889-1977). Eine biografische Annäherung, Gießen: Psychosozial-Verlag, 2021 (Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Kleine Schriften Band 2). – ISBN-13: 978-3-8379-3131-0
    Stefan Wulf
 
 

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