Implizite Regulationsmechanismen in Paarbeziehungen und deren psychoendokrinologische Basis
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der erste Projektschwerpunkt verfolgte das Ziel, mediierende Prozesse des von Koranyi & Rothermund (2012) beschriebenen Vertrauensregulationsprozesses zum Schutz einer romantischen Beziehung im Angesicht beziehungsbedrohender Stressoren zu identifizieren. Nach mehreren gescheiterten Versuchen einer konzeptuellen Replikationen des Vertrauensregulationsprozesses mit einem neu entwickelten partnerschaftsspezifischen Vertrauensmaß, wurde der Versuch einer direkten Replikation des Ausgangsbefundes unternommen, welcher trotz hoher Power nicht gelang. Die Studienreihe zu Projektschwerpunkt 1 wurde daher eingestellt, da der zu mediierende Effekt sich als nicht reproduzierbar erwies. Im Rahmen des zweiten Projektschwerpunktes sollten Prozesse der Fokussierung auf einen potentiellen Partner nach Informationen über die Wechselseitigkeit romantischen Interesses untersucht werden. In insgesamt drei Studien erwies sich eine Imaginationsaufgabe dabei als ungeeignet zu Untersuchung entsprechender Effekte. Während die gedankliche Beschäftigung mit einem potentiellen Partner zu einer Präferenz dieser Person gegenüber einer Kontrastperson führte, hatte der Inhalt der Imagination (einseitiges vs wechselseitiges romantisches Interesse) keinen spezifischen Effekt. In Studie 3 konnte zudem gezeigt werden, dass die Wirkung der gedanklichen Auseinandersetzung mit dem Target im Rahmen einer Imaginationsaufgabe nicht über die Wirkung der rein visuellen Konfrontation mit dem Bild des Targets hinausging. Eine in einem tatsächlichen Dating-Kontext durchgeführte Studie konnte ebenfalls keine Wirkung von RRI Information auf untersuchten Outcomes nachweisen. Inhaltlich hatte diese Studie jedoch anders als Studien 1-3 Abschirmungsmechanismen gegenüber attraktiven Versuchungsreizen im Fokus. Im dritten Projektschwerpunkt wurden schließlich biopsychologische Regulationsmechanismen in Paarbeziehungen untersucht, insbesondere der Einfluss des Neuropeptids Oxytocin auf das Vertrauen zum Partner und die implizite Wahrnehmung des Partners gegenüber einer attraktiven Alternative. Hierzu wurde zunächst die psychometrische Qualität des Trustgames für Paare (TGC) untersucht, die anhand von Assoziationen mit expliziten und impliziten Messverfahren bestätigt werden konnte. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass Vertrauensentscheidungen gegenüber dem Partner durch eine Kombination explizit verfügbarer und impliziter Prozesse gesteuert werden. Im Hauptprojekt des Projektschwerpunkts konnten anschließend keine Haupteffekte von Oxytocin auf das Vertrauen zum Partner oder die implizite Wahrnehmung des Partners gezeigt werden. Dieser Befund deutet darauf hin, dass sich die bekannten vertrauensstärkenden Effekte von Oxytocin bei Interaktionen mit unbekannten Personen nicht generell auf bereits langjährig bestehende, intime Beziehungen übertragen lassen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2017). Dissociating implicit wanting from implicit liking: Development and validation of the Wanting Implicit Association Test (W-IAT). Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 54, 165-169
Koranyi, N., Grigutsch, L. A., Algermissen, J., & Rothermund, K.
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(2019). Implicit ‘wanting’without implicit ‘liking’: a test of incentive-sensitization-theory in the context of smoking addiction using the wanting-implicit-association-test (W-IAT). Journal of Behavior Therapy and experimental Psychiatry, 64, 9-14
Grigutsch, L. A., Lewe, G., Rothermund, K., & Koranyi, N.
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(2020). The Trust Game for Couples (TGC): A new standardized paradigm to assess trust in romantic relationships. PloS one, 15(3), e0230776
Kleinert, T., Schiller, B., Fischbacher, U., Grigutsch, L. A., Koranyi, N., Rothermund, K., & Heinrichs, M.