Pentaeritrithyltetranitrat (PETN) zur Sekundärprophylaxe der intrauterinen Wachstumsretardierung (PETN-Trial)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Bei etwa jeder zwanzigsten Schwangeren ergibt die Ultraschall-Dopplermessung in der Mitte der Schwangerschaft, dass Gebärmutter und Plazenta nicht ausreichend durchblutet werden. Dann besteht die Gefahr, dass das Kind nicht ausreichend vom mütterlichen Körper versorgt wird und sich nicht zeitgerecht entwickelt. Schwangerschaft bedeutet Gefäßstress, da der Mutterkuchen aktivierende Substanzen produziert, die die mütterlichen Gefäße oxidativem Stress aussetzen. Können die Gefäße den Stress nicht kompensieren, kann das bei der Mutter zu erhöhtem Blutdruck oder sogar zur Präeklampsie führen, die auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet wird. Dem Kind droht in dieser Situation eine Mangelversorgung im Mutterleib. Im schlimmsten Fall kann das Baby vor der Geburt im Mutterleib sterben. In der PETN-Studie wurde in einer multizentrischen Studie untersucht, ob die gefäßschützende Wirkung von Pentaerythrityltetranitrat (PETN) einer Mangelversorgung des Ungeborenen vorbeugen kann. Der seit Jahrzehnten bei Herzbeschwerden und Bluthochdruck eingesetzte Wirkstoff PETN wird im Körper zu dem körpereigenen Botenstoff Stickstoffmonoxid abgebaut, der die Gefäße erweitert und somit die Durchblutung verbessert. Gleichzeitig hat PETN die besondere Eigenschaft die Schutzmechanismen des Gefäßendothels zu stärken. In einer früher durchgeführten Pilotstudie hatte sich PETN nachweislich positiv auf die Versorgungssituation des Ungeborenen auswirkt. Im Rahmen der randomisierten, doppelblinden und Placebo-kontrollierten PETN-Studie wurden an 14 Studienzentren in ganz Deutschland über 300 Frauen mit einem auffälligen Dopplerbefund in die Studie eingeschlossen. Im August 2017 wurde das erste, im August 2021 das letzte Studienbaby geboren. Für das primäre Studienziel, eine Mangelversorgung des Babys oder den Tod des Ungeborenen zu vermeiden, konnte der zuvor beobachtete positive Effekt nicht bestätigt werden. Allerdings wurde die Frühgeburtlichkeit signifikant gesenkt und die Mütter, die PETN eingenommen haben, waren während der Schwangerschaft weniger krank und mussten seltener stationär behandelt werden. Während knapp zwei Drittel der Babys in der PETN-Gruppe reif geboren wurden, kamen in der Placebogruppe mehr als die Hälfte zu früh auf die Welt. Über 36 % der Mütter in der Placebogruppe entwickelten einen Bluthochdruck, fast jede dritte eine Präeklampsie. Unter den Frauen, die den Wirkstoff erhalten hatten, litten nur knapp 24 % an zu hohem Blutdruck und etwa jede fünfte an Präeklampsie. Eine erste Nachuntersuchung der Kinder der Studie im Alter von 12 Monaten zeigt zudem, dass die Kinder von Müttern mit PETN-Einnahme in der Schwangerschaft, häufiger unauffällig entwickelt waren. Insgesamt bestätigen die Studienergebnisse, dass die Einnahme von PETN in der Schwangerschaft sicher ist. Die in der Studie geborenen Kinder werden jetzt im Alter von sechs Jahren erneut nachbeobachtet. Während der laufenden Studie kam es zu einem Abbruch einer internationalen Studie, bei der zur Behandlung der bereits bestehenden Wachstumsretardierung der Kinder im Mutterleib den Wirkstoff Sildenafil einsetzte. Die Studie musste beendet werden, da die Kinder aus der Studiengruppe häufiger nach der Geburt verstorben sind. Die Sorge, diese in der Presse verbreitete Nachricht, würde unsere Studienrekrutierung beeinträchtigen, bestätigte sich glücklicherweise nicht. Zum Zeitpunkt des Ausbruches der COVID-Pandemie mit den folgenden Lock-Down Maßnahmen war die Rekrutierung der notwendigen Anzahl an Studienpatientinnen fast abgeschlossen, so dass dies die erfolgreiche Beendigung der Studie nicht weiter beeinträchtigt hat.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Pentaerythrityltetranitrate (PETN) improves utero- and feto-placental Doppler parameters in pregnancies with impaired utero-placental perfusion in mid-gestation – a secondary analysis of the PETN-pilot trial. Journal of Perinatal Medicine, 46(9), 1004-1009.
Bowkalow, Sandy; Schleussner, Ekkehard; Kähler, Christiane; Schneider, Uwe; Lehmann, Thomas & Groten, Tanja
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Does Pentaerytrithyltetranitrate reduce fetal growth restriction in pregnancies complicated by uterine mal-perfusion? Study protocol of the PETN-study: a randomized controlled multicenter-trial. BMC Pregnancy and Childbirth, 19(1).
Groten, T.; Lehmann, T. & Schleußner, E.
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PETN-Induced Antioxidative Properties in Endothelial Cells as a Target for Secondary Prevention of Endothelial Dysfunction in Pregnancy. Frontiers in Physiology, 13.
Teichert, Veronika; Große, Silke; Multhaup, Anna; Müller, Jasmin; Gutierrez-Samudio, Ruby N.; Morales-Prieto, Diana M. & Groten, Tanja
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Effect of pentaerythritol tetranitrate (PETN) on the development of fetal growth restriction in pregnancies with impaired uteroplacental perfusion at midgestation—a randomized trial. American Journal of Obstetrics and Gynecology, 228(1), 84.e1-84.e12.
Groten, Tanja; Lehmann, Thomas; Städtler, Mariann; Komar, Matej; Winkler, Jennifer Lucia; Condic, Mateja; Strizek, Brigitte; Seeger, Sven; Jäger, Yvonne; Pecks, Ulrich; Eckmann-Scholz, Christel; Kagan, Karl Oliver; Hoopmann, Markus; von Kaisenberg; Constantin S.; Brodowski, Lars; Tauscher, Anne; Schrey-Petersen, Susanne; Friebe-Hoffmann, Ulrike; Lato, Krisztian ... & Schleußner, Ekkehard
