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'Ritual feasting' in der späten Bronzezeit im nordwestlichen Karpatenraum - archäologische und naturwissenschaftliche Aspekte

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 287419687
 
Durch die vollständige Ausgrabung eines mehrphasigen spätbronzezeitlichen Kultbaus im nordwestrumänischen Lapus-Tal konnte nicht nur ein bislang im Karpatenraum und darüber hinaus unbekannter Denkmaltyp erstmals unter Beobachtung einer komplexen Stratigraphie erfasst werden; es ist zudem gelungen, Einblicke in komplexe Ritualzusammenhänge zu erlangen. Ein zentraler Aspekt dieser Rituale besteht im Nachweis von rituell konnotierten Mahlzeiten für vermutlich größere Teil-nehmerzahlen, die in und um diesen Kultbau sowie weiteren, durch geomagnetische Prospektionen erfassten Hügelanlagen zelebriert wurden. Ziel des Antrags ist es, Art und Umfang dieser Gelage und die mit ihnen verbundenen Opferhandlungen zu rekonstruieren und in einen überregionalen Kontext mit vergleichbaren Phänomenen anderer Fundplätze zu stellen. Dabei handelt es sich um eine neue Fragestellung, die zwar auf den Ergebnissen zuvor geförderter Ausgrabungen aufbaut, die die in Arbeit befindliche Publikation der Grabungsergebnisse und der damals begleitend durchgeführten Analysen nicht betrifft. Vielmehr handelt es sich um ein eigenständiges Projekt. Aufgrund des in Folge ritueller Gewalt stark fragmentierten keramischen Fundgutes werden neue methodische Ansätze entwickelt, um auf der Grundlage umfangreicher Restaurierungsarbeiten und einer bereits erfolgten Auswertung des stratigraphischen Befunds die vorliegenden Daten archäologisch-kulturhistorisch sowie statistisch-mathematisch auszuwerten. Die nachweislich repetitiv durchgeführten Rituale sollen durch mikrostratigraphische Beobachtungen im Zusammenspiel mit Modellierungen von 14C-Daten in einzelne chronologisch trennbare Ereignisse aufgelöst werden. Um genaue Erkenntnisse zum Charakter der rituellen Mahlzeiten zu gewinnen, werden Rückstandsanalysen an Gefäßscherben sowie Makrorestanalysen von botanischen wie zoologischen Funden durchgeführt. Eine Prospektion an der einzigen bislang bekannten, u.U. vergleichbaren Fundstelle (Bicaz) soll klären, ob der Befund im oberen Lapus-Tal tatsächlich als singulär zu betrachten ist oder ob sich auch hier Spuren vergleichbarer Bankette feststellen lassen. Es wird erwartet, dadurch unser Verständnis eines bislang im spätbronzezeitlichen Karpatenraum noch nicht befriedigend erforschten Aspekts rituellen Verhaltens, des ritual feasting, und seine weiträumige Konnektivität grundlegend zu erweitern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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