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Kultur - Macht - Identität. Eine vergleichende Untersuchung der Machtstrukturen in der Kultur am Beispiel des deutsch- und des kroatischsprachigen Theaters in Kroatien im 19. Jahrhundert
Antragstellerin
Dr. Danijela Weber-Kapusta
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 288133887
Dieses Forschungsprojekt befasst sich mit der von Theaterwissenschaft bisher unerschlossenen Komplexität der Machtbeziehungen, die zwischen der kroatisch- und der deutschsprachigen Kultur und dem Theater in Kroatien im 19. Jahrhundert herrschten und das Selbstverständnis und die kollektive Identitätsstiftung der Kroaten in entscheidender Weise prägten. Im Mittelpunkt des Interesses stehen nicht die künstlerischen, sondern die gesellschaftlichen, ideologischen und politischen Funktionen des Theaters, die Macht und die Möglichkeiten des Theaters, die Prozesse kollektiver Identitätskonstruktion zu steuern und zu beeinflussen. Mithilfe der Denkansätze aus den postkolonialen Studien wird die Homogenisierung der sprachlichen und kulturellen Identität der Kroaten durch das kroatische Theater als diskursives und ideologisches Konstrukt behandelt, als Ergebnis vielschichtiger gesellschaftlicher und politischer Konflikte, die das Bild der Habsburgermonarchie prägten und die Machtverhältnisse zwischen dem Herrscher und den Kronländern änderten. Ausgehend von den sozialen und politischen Besonderheiten Kroatiens im 19. Jahrhundert (die multinationale und die multilinguale Bevölkerungsstruktur des Landes, die Abhängigkeit vom Wiener und Budapester Zentrum), untersucht und beschreibt das Forschungsprojekt am Beispiel von drei nordkroatischen Städten (Zagreb, Varazdin, Osijek), wie sich die sprachliche, kulturelle und nationale Identität der Kroaten im Laufe des Jahrhunderts änderte, wie das kroatische Theater im Prozess der nationalen Selbstbehauptung zum paradigmatischen Differenzierunsmittel avancierte, zum Medium, welches die Zugehörigkeit, bzw. die Nicht-Zugehörigkeit zu einer Nation, Ethnie und Kultur sichtbar machte und begründete und das Wirken des deutschsprachigen Theaters als Symbol der Herrscherkultur systematisch einschränkte und es letztendlich verdrängte.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen