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Transtextuelle Technik in der aristophanischen Komödie

Antragstellerin Dr. Claudia Michel
Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 288600178
 
Die aristophanische Komödie spiegelt in vielschichtiger Weise die klassische Epoche Athens im 5. Jh. v. Chr. und deren Kulturbetrieb wider. Aristophanes äußert sich explizit zu Qualität und Wirkung von Dichtung; er verwendet eine große Bandbreite literarischer Bezüge: zum Epos, zur Fabel, zur Lyrik und besonders zur Tragödie, aber auch zur Komödie selbst und zu heute als wissenschaftlich klassifizierten Bereichen wie Philosophie und Geschichtsschreibung. Ebenso vielseitig sind die Formen der Bezüge; es kann sich um Zitate, Anspielungen, aber auch um szenische Bezüge und Bezugnahmen auf die Person eines Dichters oder sein Werk handeln. Bisher wurden die literarischen Bezüge in meist gattungsbezogenen Teilbereichen untersucht, was der vorliegenden komplexen Bezugstechnik nicht gerecht wird. Das Forschungsprojekt soll folglich dieses Netzwerk verschiedenartiger literarischer Beziehungen als eine Art poetischen Wissensspeicher gattungsübergreifend für das gesamte erhaltene Werk einschließlich der Fragmente analysieren.In der älteren Forschung werden literarische Bezüge bei Aristophanes oft als Parodie ernster Dichtung aufgefasst. Diese generalisierte Terminologie ist irreführend, da bei weitem nicht alle Bezüge auf eine komische Wirkung abzielen. Das Transtextualitätsmodell von G. Genette, das Intertextualität, von J. Kristeva zur Definition eines Textes als Mosaik von Zitaten eingeführt, auf punktuelle literarische Bezüge festlegt und mit Hypertextualität großflächigere literarische Bezugsformen benennt, bietet ein geeignetes Instrument, um eine Pluralität verschiedener literarischer Bezüge zu erfassen, ohne eine interpretierende Hierarchisierung vorzunehmen. Zudem differenziert Genette den hermeneutischen Spielraum zwischen antikem und modernem Parodiebegriff.Ziel des Projekts ist es, eine, soweit durch die Überlieferung möglich, vollständige, auf neuesten Text- und Fragmentausgaben basierende Systematik literarischer Bezüge und Bezugstechniken in der aristophanischen Komödie zu erstellen. Die Publikation der Ergebnisse ist in Form einer Monographie geplant. Die literarischen Bezüge werden kontextbezogen innerhalb der einzelnen Stücke bzw. des Fragmentcorpus behandelt. Das soll ermöglichen, die Bezugstechnik, die das textuelle Umfeld der Bezüge entscheidend mitbetrifft, klar herauszuarbeiten. Weiter müssen Überlagerungen verschiedenartiger Bezüge so nicht wiederholt behandelt werden. Schließlich lassen sich interpretatorische Aspekte der Bezüge im dramatischen Kontext am besten nachverfolgen.Das Projekt versucht aufzeigen, wie Aristophanes mit verschiedenen Dimensionen literarischer Bezüge experimentiert und sie als konstituierendes Element seiner Sprache einsetzt. Unter rezeptionsästhetischem Aspekt soll die Untersuchung der Dekodierbarkeit dieses breiten literarischen Bezugsspektrums durch ein unterschiedlich kompetentes Publikum zum Verständnis der komischen Wirkung und der politischen Implikation der aristophanischen Komödie beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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