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PRESS: Prädiktoren der Entwicklung suizidaler Gedanken und suizidalen Verhaltens im Längsschnitt. Eine Evaluation der Interpersonalen Theorie suizidalen Verhaltens
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Thomas Forkmann; Professorin Dr. Heide Glaesmer; Professor Dr. Georg Juckel; Privatdozent Dr. Tobias Teismann
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 288645884
Variablen, die mit einem erhöhten Suizidrisiko einhergehen sind z.B. psychische Erkrankung, Depressivität, Hoffnungslosigkeit, niedriger sozioökonomischer Status oder ein Polymorphismus des Serotonin-transporter-Gens (5-HTTLPR). Der Erklärungswert dieser Risikofaktoren für suizidales Verhalten ist jedoch stark begrenzt. Einen integrativen Erklärungsrahmen bietet hingegen die Interpersonale Theorie suizidalen Verhaltens (ITSV). Die ITSV postuliert, dass das gemeinsame Auftreten von thwarted belongingness (TB; die Wahrnehmung, nicht Teil einer wertgeschätzten Gruppe zu sein) und perceived burdensomeness (PB; der Eindruck, für andere eine Belastung darzustellen) Suizidwünsche prädiziert, und das Hinzukommen einer erworbenen Befähigung sich zu suizidieren (acquired capability, AC) Suizidversuche vorhersagt. Trotz einer Vielzahl von mit den Annahmen der Theorie vereinbaren Befunden, existieren bisher (a) keine aussagekräftigen prospektiven Studien und (b) keine Studien, die die inkrementelle Prädiktionskraft der Modellvariablen der ITSV mit etablierten biopsychosozialen Risikofaktoren vergleichen. In der in diesem Antrag geplanten Studie soll untersucht werden, ob die Modellvariablen der ITSV (PB, TB und AC) Suizidversuche im Erhebungsintervall vorhersagen bei gleichzeitiger Kontrolle bekannter biopsychosozialer Risikofaktoren. Es sollen zudem Entwicklungsantezedenzen, und Aufschaukelungsprozesse sowie die relative Bedeutung des interaktiven Zusammenwirkens von TB, PB und AC sowie die Zusammenhänge zwischen AC, Schmerzwahrnehmung und dem 5-HTTLPR-Poylmorphismus untersucht werden. Die Gesamtdauer des beantragten Projekts beträgt 30 Monate (Januar 2015 bis Juni 2017). In einem prospektiven Design sollen N=260 Patienten nach Suizidversuch bzw. mit akuter Suizidalität (rekrutiert in insgesamt 8 psychiatrischen Kliniken und einer Notaufnahme an drei Standorten) mittels strukturierten Interviews und Fragebögen hinsichtlich suizidaler Gedanken und Verhaltensweisen, ihrem psychischen Befinden und lebensgeschichtlichen Risikofaktoren untersucht, sowie die Schmerzwahrnehmung (gemessen mit Druckalgometer) und der 5-HTTLPR-Poylmorphismus aus Speichelproben bestimmt werden (T0). Die Patienten werden nach, 6 (T1), 9 (T2) und 12 Monaten (T3) nochmals mittels Fragebögen und Interviews untersucht (T1-2 telefonisch, T3 Hausbesuch inkl. Schmerzwahrnehmungsmessung). Die Datenauswertung erfolgt mittels Multilevel-Analysen für longitudinale Daten, multivariaten Varianzanalysen, Regressionsanalysen, Strukturgleichungsmodellen und dem Auto-correlation/ cross-correlation-Ansatz (SPSS, AMOS, HLM, EGRET). Das beantragte Projekt liefert wichtige Informationen, um ausgehend von der ITSV ein besseres und umfassendes theoretisches Verständnis suizidalen Verhaltens zu gewinnen. Die Projektergebnisse werden zudem Ansatzpunkte für die Risikoabschätzung, Krisenintervention und Behandlung suizidalen Erlebens und Verhaltens bieten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen