Die Legionen des Papstes II: Eine Fallstudie zu sozialer und politischer Transformation
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Trotz eines stetigen Säkularisierungsdrucks behielt der Heilige Stuhl seinen Status als Völkerrechtsubjekt und gewann als religiöser Akteur in einer pluralen Weltöffentlichkeit an Statur. Das Papsttum bietet sich mit dieser überraschenden Resilienz als Testfall für die Frage nach der Macht in der politischen und sozialen Transformation der Internationalen Beziehungen und der globalen Öffentlichkeit an. Zu einem hard case wird der Fall des Papsttums dann, wenn auf die Resilienz im säkularisierten Europa fokussiert wird. Die forschungsleitende These des Projekts behauptete, dass die römische und weltweite Massenmobilisierung von Pilgern die Machtgrundlage des Papsttums darstellen. Churchills legendäre Antwort auf die Frage Stalins nach den Legionen des Papstes, sie seien nicht immer sichtbar auf Parade, müsste dahingehend ergänzt werden, dass gerade ihre wiederkehrende Sichtbarkeit entscheidend zur Wahrnehmung päpstlicher Macht beitrug. Sichtbar wird diese Machtbasis an den konkreten Orten der Öffentlichkeit. Neben dem Petersplatz wäre an die Weltjugendtage zu denken, die auch säkularen Metropolen für ein paar Tage ein religiös-jugendliches Gepräge geben können. Traditionelle Orte der katholischen Pilgermobilisierung sind marianische Wallfahrtstätten, die von Päpsten auf Pilgerreisen besucht werden. Zur Resonanzverstärkung muss das Bild der Pilgermassen um den Papst durch die Medien transportiert werden. Der Vatikan unterhält eigene Massenmedien und ist in den sozialen Medien präsent. Der Papst setzt sich visuell in Szene und publiziert unentwegt zu einer großen Bandbreite von politischen Themen. So wird auch jede Begegnung mit den Pilgermassen zur Ansprache genutzt, die auf der Website des Heiligen Stuhls Jahrzehnte zurückreichend in mehreren Übersetzungen vorgehalten werden. Die zweite Ebene der Resonanzverstärkung erfolgt auf der Bühne der Diplomatie und obliegt der Kurie. Im Ergebnis ließ sich feststellen, dass das Papsttum die Massenmobilisierung durch die Inszenierung von Pilgerereignissen in Rom, beispielsweise die Heiligen Jahre, und weltweit durch das Reisepapsttum gezielt und erfolgreich fördert. Unter dem Säkularisierungsdruck der Moderne hielt das Papsttum nicht nur seine Position, sondern war in der Lage, diese auszubauen. So stieg die Zahl der Staaten, mit denen der Heilige Stuhl volle diplomatische Beziehungen unterhält, genauso an wie die interreligiösen und postsäkularen Dialogformate vor der Weltöffentlichkeit. Auch im säkularen Europa war das Papsttum in der Lage durch Pilgerreisen Impulse für die Prägung geopolitischer Wallfahrtslandschaften zusetzen. Während sich die Akteursqualität über diese Anstrengungen für das Papsttum sichern ließ, war die päpstliche Diskursmacht weniger durchsetzungsstark. U.a. am Beispiel des päpstlichen Migrationsdiskurses ließ sich an einer umfangreichen Dokumentenanalyse zeigen, dass auch ein ausgeprägtes Engagement des Papstes nicht ausreichte, die Politik zu beeinflussen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Legionen des Papstes. Zeitschrift für Politikwissenschaft, 26(4), 375-396.
Barbato, Mariano
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Postsäkulares Parlament. Religionspolitik und Politik der Religionen in Deutschland, 63-82. Springer Fachmedien Wiesbaden.
Barbato, Mariano
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2017. Der Aufstieg des modernen Papsttums. Mobilisierung, Medien und die Macht der modernen Päpste, Römische Quartalsschrift, Band 112 (2017), Heft 1-2, S. 1-20
Mariano Barbato
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Keep the Faith: Progress, Social Justice and the Papacy. Globalizations, 14(7), 1157-1171.
Barbato, Mariano Pasquale
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Papst Franziskus und die Flüchtlinge. Politik und Religion, 101-125. Springer Fachmedien Wiesbaden.
Barbato, Mariano & Löffler, Johannes
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Wege zum digitalen Papsttum. Der Vatikan im Wandel medialer Öffentlichkeit. Frankfurt/Main: Campus 2018. ISBN 9783593509624
Mariano Barbato, Melanie Barbato & Johannes Löffler
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Die Mauer ist keine Lösung“. Die Migrationspolitik von Papst Franziskus. Frankfurt/Main: Campus, 2020. ISBN 9783593512822
Mariano Barbato
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Geopolitics of Papal Traveling: (Re)Constructing a Catholic Landscape in Europe. Religions, 11(10), 525.
Barbato, Mariano P.
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Macht und Mobilisierung. Der politische Aufstieg des Papsttums seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts. Freiburg im Breisgau: Herder, 2020, ISBN: 978-3-451-38573-5
Mariano Barbato/Stefan Heid
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Modern Papal Diplomacy and Social Teaching in World Affairs. Routledge.
Barbato, Mariano P.; Joustra, Robert J. & Hoover, Dennis R. (Eds.)
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Nachhaltigkeit und Subjekt in der simulativen Demokratie. Politik und Religion, 145-168. Springer Fachmedien Wiesbaden.
Barbato, Mariano
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The Pope, the Public, and International Relations. Springer International Publishing.
Barbato, M. P. (Ed.)
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Tamed Mobilization. Marian Messages, Pilgrim Masses and Papal Moderateness in Fatima since Paul VI. Religions, 12(9), 671.
Barbato, Mariano P.
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The power of place-makers and merchants: Papal and Marian items in the political economy of pilgrimage. Revista Galega de Economía, 30(3), 1-16.
Barbato, Mariano
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Die diplomatischen Beziehungen des Heiligen Stuhls. Zeitschrift Für Internationale Beziehungen, 29(2), 5–39.
Barbato, Mariano & Löffler, Johannes
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Die Kommunikationsstrategien von Papst Franziskus, Frankfurt/Main: Campus 2024. ISBN 9783593518299
Johannes Löffler
