Verhaltens- und Erlebenskorrelate des impliziten Machtmotivs bei Kindern aus zwei kulturellen Kontexten
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die vorliegende Untersuchung zu Erlebens- und Verhaltenskorrelaten des impliziten Machtmotivs im Kindesalter ist die erste systematische Studie ihrer Art. Mit dem neu entwickelten Bilder-Set, dessen Kennwerte für das Affiliations- und Machtmotiv in der Pilot- und Hauptuntersuchung vielversprechend ausfielen, liegt nun eine Methode vor, mit der zwei implizite Motive bei vergleichsweise geringem Aufwand im Kindesalter erhoben werden können. Idealerweise sollte in naher Zukunft eine Ergänzung um Bilder erfolgen, mit denen auch das implizite Leistungsmotiv der Kinder valide erfasst werden kann. Durch die Orientierung an Ergebnissen aus Untersuchungen mit Erwachsenen war es möglich, deren altersunabhängige Generalisierbarkeit zu überprüfen. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass zahlreiche Befunde nicht repliziert werden konnten. Interessanterweise zeigten sich die hypothesenkonformen Ergebnisse vor allem in solchen Teilen der Untersuchung, die sich vom Inhalt und Aufbau eng an den alltäglichen Lebenskontext der Kinder anschlossen. Zusammen mit weiteren Befunden aus unserer Arbeitsgruppe liefert die vorliegende Studie damit wichtige empirische Hinweise darauf, dass das implizite Machtmotiv bereits im Kindesalter bei der Vorhersage spontaner Verhaltensweisen berücksichtigt werden sollte. Entgegen unserer Erwartung fanden wir aber keinen Beleg für die Annahme von McClelland et al. (1989), dass die Entwicklung impliziter Motive aus affektiven Interaktionserfahrungen in der frühen Kindheit resultiert. Dies könnte aber dem Umstand geschuldet sein, dass nicht die vollständige Familie, sondern nur die primäre Bezugsperson an der Studie teilnahm. Evtl. sind die entscheidenden Interaktionserfahrungen für die Motiventwicklung noch vor dem Alter unserer Stichprobe zu verorten, so dass diese Frage an jüngeren Kindern getestet werden sollte. Diese Beobachtung soll exemplarisch verdeutlichen, wie viele Forschungsfragen sich im Anschluss an das aktuelle Projekt eröffnen, die hier nicht in ihrer Gesamtheit aufgeführt werden können. In unseren Augen sollte zumindest aus methodischer Sicht die weitere Validierung und Ergänzung des Bilder-Sets im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Auch die Erweiterung des Studiendesigns um einen weiteren Zeitpunkt erscheint uns im Hinblick auf den Entwicklungsverlauf des impliziten Machtmotivs lohnenswert, zumal die notwendigen Einverständnis- und Bereitschaftserklärungen der Teilnehmer/innen bereits vorliegen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2017). 2D:4D und das implizite Machtmotiv bei Grundschulkindern. Motivationspsychologisches Kolloquium 2017, Trier
Spengler, B., Hofer, J., & Busch, H.
- (2017). Das Erleben von Power-Stress im Videospiel bei Grundschulkindern. Gemeinsame Tagung der Fachgruppen Entwicklungspsychologie und pädagogische Psychologie (PaEpsy 2017), Münster
Spengler, B.
- A video game-based investigation of power stress moderators in children. Motivation and Emotion
Spengler, B., Hofer, J., & Busch, H.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s11031-019-09790-w)