Detailseite
Projekt Druckansicht

Empirische Planungskulturforschung in schrumpfenden Städten und Stadtregionen am Beispiel von Freiraum-, Wohnflächen- und Einzelhandelsentwicklungen

Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289292600
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Untersuchung des Wandels lokaler und regionaler Planungskulturen beim Übergang von einer wachstumsgetriebenen zu einer von mehrdimensionalen Schrumpfungsprozessen betroffenen Stadtentwicklung hat zum einen gezeigt, dass lokalspezifische planungskulturelle Konfigurationen innerhalb eines politisch-administrativen Mehrebenensystems existieren. Zum anderen wurde deutlich, dass in Umbruchsituationen planungskulturelle Transformationsprozesse durch einen erheblichen Adaptions- und Innovationsdruck auf die Welten formeller und informeller Institutionen ausgelöst werden, der primär durch das Wegbrechen wirtschaftlicher Strukturen entsteht. Ebenso stellte sich heraus, dass die historisch-kulturellen Prägungen einer Stadt erheblichen Einfluss auf die lokalspezifischen planungskulturellen Konfigurationen und Dynamiken haben. Diese Prägungen stellen das über Jahrhunderte entwickelte Selbstverständnis, die lokalen Eigenheiten und die gesellschaftlichen Charakteristika einer Stadt dar, auf die kontinuierlich im Stadtentwicklungsprozess Bezug genommen wird. Mit Blick auf die ostdeutschen Städte wurde überraschend deutlich, dass die 40 Jahre lange Phase des „real existierenden Sozialismus“ wider Erwarten offenbar zu kurz war, um erkennbar tiefgreifende Implikationen für die historisch-kulturellen Prägungen beider Städte zu haben. Zugleich wurde im Rahmen der Forschung deutlich, dass das stadtplanerische Setting im Sinne eines politisch-administrativen und baulich-funktionalen Rahmens der Stadtentwicklung maßgeblich auf die lokalspezifischen Planungskulturen einwirkt, stellt es doch den Kontext dar, innerhalb dessen die Akteure aus Verwaltung, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft agieren. Zusätzlich zeigte sich in der Untersuchung, wie sich aufgrund von gemeinsam geteilten Erfahrungen, Werten und Interessen neue Akteurskonstellationen bildeten. In diesem Zusammenhang konnte festgestellt werden, dass Schlüsselakteure und Akteurskonstellationen den Resonanzboden bereiten, auf dem Impulse übergeordneter politischadministrativer Ebenen konstruktiv genutzt werden, dass sie Möglichkeitsfenster erkennen und nutzen und dass sie bestimmen, welche grundsätzlich bundesweit zur Verfügung stehenden Instrumente und Förderansätze zum Einsatz kommen. Zudem offenbarten sich in der Untersuchung die Deutungsmuster der Schlüsselakteure und Akteurskonstellationen, anhand derer sie Herausforderungen deuten und bestimmte Lösungsansätze legitimieren. Zur Offenlegung der lokalspezifischen planungskulturellen Konfigurationen und Dynamiken hat sich die empirische Anwendung des institutionen- und akteurstheoretisch basierten Analysemodells als tragfähig und zielführend erwiesen. Dieses Modell konnte auf der Grundlage der empirischen Ergebnisse durch die Entwicklung eines Sets planungskultureller Schlüsselkategorien spezifiziert werden, die es ermöglichten, die Aufmerksamkeit auf planungskulturelle Kernpunkte zu richten. Schlussendlich ist auf der Grundlage der empirischen Ergebnisse festzuhalten, dass es in den vier untersuchten Fallstudien keinen dauerhaften und tiefgreifenden Übergang zu einer auf Schrumpfung ausgerichteten Planungskultur gegeben hat. Zwar zeigte sich, dass es angesichts von Schrumpfungsprozessen zu – in den ostdeutschen Städten abrupten und in den westdeutschen Städten allmählichen – planungskulturellen Transformationen und Adaptionen kam, diese sich jedoch angesichts erneuter Bevölkerungszuwächse als überwiegend temporär erwiesen. Gerade im Vergleich der ost- und westdeutschen Städte wurde deutlich, dass sich in der letzten Phase nicht nur die Herausforderungen, sondern auch die strategisch-konzeptionellen Planungsansätze angeglichen haben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Planungskultureller Wandel unter Schrumpfungsbedingungen. Deutscher Kongress für Geographie 2017 „Eine Welt in Bewegung. Erforschen – Verstehen – Gestalten“ der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG), 01.10.2017, Tübingen
    Stroms, Peter; Krätzig, Sebastian; Conrad, Helge
  • Episodic or Fundamental Shift? The Change of Planning Cultures in German Shrinking Cities. AESOP Annual Congress 2018 „Making Space for Hope“, 11.07.2018, Göteborg
    Conrad, Helge; Stroms, Peter; Krätzig, Sebastian
  • Wirkungen von Schrumpfungsprozessen auf lokale und regionale Planungskulturen am Beispiel von Gelsenkirchen und Saarbrücken in den Themenfeldern der Freiraum-, Einzelhandels- und Wohnflächenentwicklungen. Dortmunder Konferenz Raum- und Planungsforschung 2018 „Die Große Transformation – Herausforderungen und Chancen für die Raumplanung“, 05.02.2018, Dortmund
    Conrad, Helge; Krätzig, Sebastian; Stroms, Peter
  • Shifting Perceptions and Planning Responses. A Comparative Study in Four German Cities. AESOP Annual Congress 2019 „Planning for Transition“ vom 09.-13.07.2019, Venedig
    Urban Shrinkage
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung