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Präteritumsmorphologie in Tempus und Modalität

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289431000
 
Üblicherweise zeigt Präteritumsmorphologie beim Verb an, dass das Ereignis, welches ein Verb ausdrückt, vor dem Sprechzeitpunkt liegt. Aber das ist keineswegs immer so. Zum Beispiel besagt das Präteritum im eingebetteten Satz von (1) in der Hauptlesart, dass John zur Zeit seines Träumens ein Auto besitzt, und nicht davor eines besessen hat. In solchen Consecutio-Temporum-Fällen scheint das Präteritum keinen eigenen Bedeutungsbeitrag zu leisten. (1) John dreamed he had a car. In anderen Fällen scheint Präteritum etwas anderes als Vergangenheitsbezug auszudrücken. In kontrafaktischen Konditionalen wie (2)a besagt das Präteritum dass Mary jetzt kein Auto besitzt und kontrastiert darin mit (2)b, was sich in dieser Hinsicht nicht festlegt. (2) a. If Mary had a car now, she could drive to school. b. If Mary has a car now, she can drive to school. Manchmal kann das Präteritum sogar bei Zukunftsbezug angewendet werden, wie in (3). In einigen Sprachen finden wir das Präteritum bei Imperativen, obwohl Imperative typischerweise eine gegenwarts- oder zukunftsbezogene Interpretation erfordern (4). Und das Präteritum kann manchmal bestimmte Sprechakte markieren, wie in (5). (3) We were meeting up tonight at 7pm, right? (Uttered before 7pm) (4) Had dat eerder gedaan! (Niederländisch) Had that earlier done (You better had done that earlier.) (5) a. I had a beer, please. (uttered to a waiter arriving at the table with drinks) b. What was your name? Diese Phänomene wurden zwar bereits unabhängig voneinander untersucht, aber noch nicht gemeinsam und in Bezug aufeinander. Es gibt noch keine Theorie des Präteritums, die alle diese Bedeutungsfacetten erklären könnte. Da wir noch wenig über das Bedeutungsspektrum des Präteritums in veschiedenen Sprachen wissen, ist es auch unbekannt, ob die fünf angesprochenen Phänomene in den Sprachen miteinander korrelieren oder nicht. Falls sie typologisch korrelieren, brauchen wir eine integrierte Theorie des Präteritums. Daher brauchen wir eine überspannende Perspektive auf die Präteritumsmorphologie, die auf alle ihre Verwendungen eingeht, insbesondere auch auf solche, die von dem einfachen Vergangenheitsbezug abzuweichen scheinen. Das vorliegende Projekt soll diese Perspektive erarbeiten. Wir streben die folgenden Ziele an: I. Eine Beschreibung der möglichen typologischen Korrelationen zwischen den oben angesprochenen Phänomenen und der Art und Weise, wie sie sich in den Sprachen manifestieren. Wir werden hierzu eine Stichprobe von 25 nicht nah verwandten Sprachen ziehen, wobei für Detailstudien auch eine Untergruppe davon herangezogen wird. II. Eine systematische Beschreibung der sprachlichen Variation der oben angesprochenen Phänomene. III. Eine übergreifende Perspektive und ein tieferes Verständnis der Syntax, Semantik und Pragmatik und der typologischen Variation von Präteritumsmorphologie, die es erlaubt, die Korrelationen der Phänomene und ihre Variation auf natürliche Weise zu erfassen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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