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Rex Captivus. Gefangene Könige im westeuropäischen Hoch- und Spätmittelalter (12.-16. Jahrhundert)

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290343137
 
Präsenz war im Mittelalter ein wesentliches Merkmal der Herrschaft und Macht von Königen. Daher verdienen Zeiträume, in denen die Könige abwesend waren, eine besondere Beachtung. Dies gilt vor allem dann, wenn diese Abwesenheiten durch Gefangenschaften herbeigeführt wurden. In dem beantragten Projekt sollen die Folgen untersucht werden, die aus den Gefangenschaften von Königen im hoch- und spätmittelalterlichen Westeuropa (England, Schottland, Frankreich und römisch-deutschen Reich) resultierten. Die hohe Zahl von über achtzig Königen in Gefangenschaft im europäischen Mittelalter belegt, dass es sich bei ihnen um keine Einzelfälle, sondern vielmehr um Vorgänge handelte, die zahlreiche Könige betrafen und weitreichende Folgen für sie selbst und ihre Königreiche hatten. Dabei macht es einen erheblichen Unterschied, ob ein König von einem Teil der eigenen Bevölkerung - etwa von Aufständischen - ergriffen wurde oder ob die Gefangennahme auf fremdem oder auf eigenem Territorium durch auswärtige Mächte erfolgte. Die Projektarbeit ist strukturell-vergleichend angelegt und einem Ansatz verpflichtet, der politik- und kulturgeschichtliche Fragestellungen miteinander kombinieren und in vier Schwerpunkten behandeln soll. Der erste Schwerpunkt untersucht den Verlauf der Gefangenschaften der Könige. Über die signifikante Wiederholung von Handlungsmustern Regeln sollen erkannt und bezeichnet werden, die während der Gefangenschaft von Königen und im Umgang mit ihnen galten, aber noch nicht schriftlich fixiert wurden. Demgegenüber betrachtet der zweite Schwerpunkt die Folgen der Gefangenschaften für die macht- und herrschaftspolitischen Gefüge in den untersuchten vier Königreichen während der Gefangenschaften der Könige. Damit sollen Einsichten in die strukturelle Entwicklung von Königsherrschaft und in den Wandel von Bild und Funktion des Königs gewonnen werden. Der Zeit nach den Gefangenschaften wendet sich dann der dritte Schwerpunkt des Projekts zu, in dem die kurz- und mittelfristigen Folgen der erzwungenen Abwesenheiten für die Herrschaftspraxis der Könige behandelt werden. Die Kenntnis der Mittel und Praktiken, die von den Königen zur Wiederherstellung ihrer Macht angewendet wurden, erlaubt ein tieferes Verständnis von königlicher Macht und Autorität im Mittelalter und ihrer Ausübung. Die Gefangenschaften der Könige hatten jedoch auch langfristige Folgen, die sich vor allem in der theoretischen Legitimation von Königsherrschaft niederschlugen und deren Untersuchung den vierten Schwerpunkt des Projekts bildet. Vor dem Hintergrund der Krisenerfahrung Gefangenschaft ist diese Folgewirkung vor allem hinsichtlich der Aushandlung von Konzepten von Souveränität sowie für die Entstehung und Entwicklung völkerrechtlicher Vorstellungen zu beschreiben, die erst in der frühen Neuzeit schriftlich fixiert wurden. Gerade der letzte Punkt verdeutlicht das perspektivische Potenzial des beantragten Projekts, das über den Untersuchungszeitraum hinausweist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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