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Steuerung und Planung in Metropolregionen im Wandel. Ein internationaler Vergleich in den Ländern Deutschland, Italien und Frankreich

Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290499224
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Untersuchung zeigt die neue Diversität des Umgangs nationaler Regierungen in Europa mit Stadt- und Metropolregionen. Zwar laufen in nahezu allen Staaten Diskussionen zu einer verbesserten Handlungsfähigkeit in Stadt- und Metropolregionen und diese fokussieren sich auf ähnliche Themen (Mobilitätswende, Flächenverbrauch, Wohnungspolitik, Wettbewerbsfähigkeit). Allerdings zeigt sich im Hinblick auf die Wahl der Organisationsformen kein eindeutiger Trend, was mit den gängigen Annahmen zu homogenen Phasen in der Diskussion zu Metropolitan Governance kontrastiert. Überhaupt scheinen Stadt- und Metropolregionen weit weniger im Fokus steuernder Eingriffe zu stehen als das gemeinhin in der Literatur suggeriert wird („rise of city-regions“). Häufig sind die Stadtregionen die schwächste Ebene im politisch-administrativen Aufbau. Frankreich und Italien zeigen zwar durchaus ähnliche Vorgehensweisen und in beiden Staaten sind Austeritäts- und Effizienzprogramme im öffentlichen Sektor dafür verantwortlich. Jedoch hat sich Frankreich im Verlauf weiterer Dezentralisierungsschritte viel deutlicher auf einen anhaltenden Pfad der Konsolidierung stadt-regionaler Zusammenarbeit begeben. In Italien dagegen ist die stadtregionale Ebene nur bedingt gestärkt worden, vielmehr sind die Regionalregierungen der Gewinner der jüngsten Reformen. In beiden Staaten bleiben Fragen der territorialen Kohärenz ungelöst, da die neu geschaffenen Organisationsformen Métropole und Città Metropolitana räumlich zu klein sind und begrenzt funktionale Räume abbilden. Deutschland bleibt einem dezentralen Ansatz treu, der in Stuttgart in den letzten Jahren zu einer weiteren Konsolidierung führte. Auch in Frankfurt/Rhein-Main hat sich die regionale Kooperation stabilisiert, allerdings folgt diese eher einem Muster sektoraler Kooperation. D.h. die Annahme einer räumliche kohärenten Stadt- oder Metropolregion ist nicht zwingend handlungsleitend. Diese Idee einer Regionsbildung bestimmte in Deutschland lange Zeit die Diskussion, sollte aber auf Grundlage der Ergebnisse hinterfragt werden, da zunehmend unklar ist, auf welche empirische Realität sich „Region“ bezieht. In Frankfurt/Rhein-Main beobachten wir ein Nebeneinander verschiedener Formen und Skalen der Kooperation je nach Funktion, aber ohne klare Vorstellung der Region. Tatsächlich ist für Deutschland die Akzeptanz verschiedener Kooperationsformate im Vergleich zu Italien und teilweise auch zu Frankreich auffällig, was im Hinblick auf die Problemlösungsorientierung ein Vorteil ist, da administrative Grenzen überwunden werden können. Noch uneinheitlicher wird die Situation durch die vergleichende Betrachtung der Länder England, Niederlande, Dänemark, Spanien, Portugal, Norwegen und Polen. Neben mäßig erfolgreichen nationalen Initiativen (auch im Rahmen der EU- Kohäsionspolitik) finden sich opportunistische Aushandlungen (Contracting, Deal-making) sowie zentralistische Muster und asymmetrische Dezentralisierungen. Dies zeigt den Sonderweg der Länder Frankreich und Italien, auch im Hinblick auf ein mögliches Modernisierungsdefizit territorialer Politik, da man sich einem flexiblen Verhandlungsregionalismus kaum öffnet. Anschlussfähig sind die Ergebnisse an den Stand der Forschung in der internationalen Verwaltungsforschung (lokale Politik- und Verwaltungsforschung). Eher kontrastierend sind die Ergebnisse im Hinblick auf die Diskussion zu den city-regions in der Stadtgeographie (rise of cityregions) und teilweise auch der Planungsforschung. Mit Ausnahme von Frankreich, wo eine eindeutige administrative Stärkung der wenn auch zu kleinen Stadtregionen zu beobachten ist, ist die flächendeckende Aufwertung von Stadtregionen doch eher nicht zu bestätigen. Auch die Motivlage hinter der Diskussion zu den Stadtregionen ist viel diverser als in der häufig auf den Neoliberalismus konzentrierten Diskussion in der Stadt- und Raumforschung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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