Steuerung und Planung in Metropolregionen im Wandel. Ein internationaler Vergleich in den Ländern Deutschland, Italien und Frankreich
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Untersuchung zeigt die neue Diversität des Umgangs nationaler Regierungen in Europa mit Stadt- und Metropolregionen. Zwar laufen in nahezu allen Staaten Diskussionen zu einer verbesserten Handlungsfähigkeit in Stadt- und Metropolregionen und diese fokussieren sich auf ähnliche Themen (Mobilitätswende, Flächenverbrauch, Wohnungspolitik, Wettbewerbsfähigkeit). Allerdings zeigt sich im Hinblick auf die Wahl der Organisationsformen kein eindeutiger Trend, was mit den gängigen Annahmen zu homogenen Phasen in der Diskussion zu Metropolitan Governance kontrastiert. Überhaupt scheinen Stadt- und Metropolregionen weit weniger im Fokus steuernder Eingriffe zu stehen als das gemeinhin in der Literatur suggeriert wird („rise of city-regions“). Häufig sind die Stadtregionen die schwächste Ebene im politisch-administrativen Aufbau. Frankreich und Italien zeigen zwar durchaus ähnliche Vorgehensweisen und in beiden Staaten sind Austeritäts- und Effizienzprogramme im öffentlichen Sektor dafür verantwortlich. Jedoch hat sich Frankreich im Verlauf weiterer Dezentralisierungsschritte viel deutlicher auf einen anhaltenden Pfad der Konsolidierung stadt-regionaler Zusammenarbeit begeben. In Italien dagegen ist die stadtregionale Ebene nur bedingt gestärkt worden, vielmehr sind die Regionalregierungen der Gewinner der jüngsten Reformen. In beiden Staaten bleiben Fragen der territorialen Kohärenz ungelöst, da die neu geschaffenen Organisationsformen Métropole und Città Metropolitana räumlich zu klein sind und begrenzt funktionale Räume abbilden. Deutschland bleibt einem dezentralen Ansatz treu, der in Stuttgart in den letzten Jahren zu einer weiteren Konsolidierung führte. Auch in Frankfurt/Rhein-Main hat sich die regionale Kooperation stabilisiert, allerdings folgt diese eher einem Muster sektoraler Kooperation. D.h. die Annahme einer räumliche kohärenten Stadt- oder Metropolregion ist nicht zwingend handlungsleitend. Diese Idee einer Regionsbildung bestimmte in Deutschland lange Zeit die Diskussion, sollte aber auf Grundlage der Ergebnisse hinterfragt werden, da zunehmend unklar ist, auf welche empirische Realität sich „Region“ bezieht. In Frankfurt/Rhein-Main beobachten wir ein Nebeneinander verschiedener Formen und Skalen der Kooperation je nach Funktion, aber ohne klare Vorstellung der Region. Tatsächlich ist für Deutschland die Akzeptanz verschiedener Kooperationsformate im Vergleich zu Italien und teilweise auch zu Frankreich auffällig, was im Hinblick auf die Problemlösungsorientierung ein Vorteil ist, da administrative Grenzen überwunden werden können. Noch uneinheitlicher wird die Situation durch die vergleichende Betrachtung der Länder England, Niederlande, Dänemark, Spanien, Portugal, Norwegen und Polen. Neben mäßig erfolgreichen nationalen Initiativen (auch im Rahmen der EU- Kohäsionspolitik) finden sich opportunistische Aushandlungen (Contracting, Deal-making) sowie zentralistische Muster und asymmetrische Dezentralisierungen. Dies zeigt den Sonderweg der Länder Frankreich und Italien, auch im Hinblick auf ein mögliches Modernisierungsdefizit territorialer Politik, da man sich einem flexiblen Verhandlungsregionalismus kaum öffnet. Anschlussfähig sind die Ergebnisse an den Stand der Forschung in der internationalen Verwaltungsforschung (lokale Politik- und Verwaltungsforschung). Eher kontrastierend sind die Ergebnisse im Hinblick auf die Diskussion zu den city-regions in der Stadtgeographie (rise of cityregions) und teilweise auch der Planungsforschung. Mit Ausnahme von Frankreich, wo eine eindeutige administrative Stärkung der wenn auch zu kleinen Stadtregionen zu beobachten ist, ist die flächendeckende Aufwertung von Stadtregionen doch eher nicht zu bestätigen. Auch die Motivlage hinter der Diskussion zu den Stadtregionen ist viel diverser als in der häufig auf den Neoliberalismus konzentrierten Diskussion in der Stadt- und Raumforschung.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2017) Re-Scaling of Metropolitan Governance in Germany. In: Raumforschung und Raumordnung, 75 (3), Themenheft „Metropolitan Governance in Europe“, 253–263
Zimmermann, Karsten
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(2018) Politicising the Regional Scale? The Politics of Metropolitan Governance in Germany, Brazil and Canada. In: Eraydin, Ayda; Frey, Klaus (Hrsg.): Politics and Conflict in Governance and Planning. Theory and Practice. Milton: Routledge, 151-168
Zimmermann, Karsten
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(2019) Return of the Metro-Model? Governance and Planning in Metropolitan Regions under change. An international comparison of France, Italy and Germany. In: IRMB Papers, no. 61, Themenheft“ Metropolitan Governance / Governança metropolitana“. Barcelona Institute of Regional and Metropolitan Studies. Barcelona: 16-21
Zimmermann, Karsten; Feiertag, Patricia
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(2019): Reurbanisation and suburbia in Northwest Europe: A comparative perspective on spatial trends and policy approaches. In: Progress in Planning
Dembski, Sebastian; Sykes, Olivier; Couch, Chris; Desjardins, Xavier; Evers, David; Osterhage, Frank; Siedentop, Stefan; Zimmermann, Karsten
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(2020) Les métropoles françaises et les pôles métropolitains vus d’Allemagne. In: Demazière, Christophe; Desjardins, Xavier; Sykes, Olivier (Hrsg.) La gouvernance des métropoles et des régions urbaines en Europe. Des réformes institutionnelles aux coopérations territoriales. Paris: Collection « Recherche » du Plan Urbanisme Construction Architecture (PUCA) Nr. 240, 167-187
Feiertag, Patricia
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(2020) Metropolitan Regions, Planning and Governance. Cham: Springer
Zimmermann, Karsten; Galland, Daniel; Harrison, John (Hrsg.)
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(2021) Reform der stadtregionalen Zusammenarbeit in Frankreich und Italien. Folgen und Wirkungen für die Raumplanung in Stadtregionen. In: Henn, Sebastian; Zimmermann, Thomas; Braunschweig, Björn (Hrsg.) Handbuch „Stadtregionales Flächenmanagement“. Springer
Feiertag, Patricia; Zimmermann, Karsten
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(2021) Stadtregionales Flächenmanagement und Regional Governance. In: Henn, Sebastian; Zimmermann, Thomas; Braunschweig, Björn (Hrsg.) Handbuch „Stadtregionales Flächenmanagement“. Springer
Zimmermann, Karsten