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Der Iglesiente: eine Montanlandschaft im Zentrum der antiken Mittelmeerwelt

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 298359570
 

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Arbeitsgebiet des Projekts war mit ca. 1000 km2 sehr groß gesteckt, die Untersuchungsebenen vielschichtig angesetzt (Vorkommen, Ausbeutung, Verhüttung und Verarbeitung, Transport und Infrastruktur, Versorgung und Lebensgrundlagen), die Methoden breit gefächert (Auswertung publizierter Daten sowie Erhebung neuer Daten mittels archäologischer und geoarchäologischer Surveys, LiDAR-Scans, Luftbildern, geomagnetischen Prospektionen, Isotopen- und Materialuntersuchungen), hinzu wurde der untersuchte Zeithorizont während der Projektlaufzeit erheblich erweitert. Es war nämlich nicht das Ziel, sich auf eine Fundstelle oder einen Hinweis allein zu konzentrieren, sondern eine breite Basis an bereits verfügbaren Daten zusammenzustellen und sie um neue zu ergänzen und auf diese Weise ein Gesamtbild erstellen zu können. Damit wollten wir dem Postulat begegnen, dass von dem alten Bergbau nichts mehr erhalten sei, da er von dem modernen so stark überprägt ist. Und so schwierig dies im Einzelfall denn tatsächlich auch war, so gelang es uns doch im Zusammenhang betrachtet recht gut, auch durch die moderne Überprägung hindurch indirekte, aber belastbare Indizien zu erhalten und sie in einer Publikation vorlegen zu können. Es ergibt sich das Bild von in der Vorgeschichte, Antike und Mittelalter reichen, gut zugänglichen Erzlagerstätten vor allem von Bleisilber und Eisen sowie Kupfer, in denen ein außerordentlich einfacher, gewinnbringender Abbau möglich war. Untertätiger Abbau ist zwar durchaus für die römische Zeit bezeugt, wäre jedoch nicht vonnöten gewesen. Wenngleich nicht auszuschließen ist, dass Untertagebau auch in früheren und späteren Epochen praktiziert wurde, so dürfte es sich doch zumeist um obertätigen oder oberflächennahen Abbau gehandelt haben. Auch so ist wohl das vollständige Fehlen größeren Abraumes zu erklären. Während in der eigentlichen Montanregion jegliche Infrastrukturen – bis auf zwei isolierte Sakralorte – fehlen, sind diese in der Ebene zahlreich vorhanden. Somit ist von weitgehend mobilen, vielleicht saisonal tätigen Kleingruppen auszugehen, denkbar im Zusammenhang mit Hirtentum, die eine grundsätzliche Anbindung an die Siedlungen in der Ebene hatten und sich – möglicherweise u.a. – zum Erzabbau in die gebirgigen Gegenden begeben haben. Der Transport gestaltete sich denn auch vielmehr über Weidenkörbe und Lasttiere zur Küste sowie kleinere Boote bzw. die Umladung auf größere Schiffe in Häfen wie etwa Sulcis/Sant’Antioco außerhalb des Projektgebietes. Dies betrifft auch den in den antiken Schriftquellen bedeutenden Ort ‚Metalla‘, für den wir eine Identifikation als größere Ansiedlung ausschließen. Das Verständnis der Tempel von Antas und Matzanni/Genna ’e Cantoni bleibt eng mit dem Erzabbau verbunden. Bedauernswert war das Ausbleiben datierender vormoderner Funde, die uns eine nähere zeitliche Bestimmung von spannenden Verdachtsstellen ermöglicht hätten. Als wesentliche, auf diesem Projekt aufbauenden Ergebnisse bleiben damit auch weitere lohnenswerte Ansatzpunkte: z.B. die weitere Verfolgung und intensivere montanarchäologische Begehung vormoderner Abbauspuren, so etwa in Iglesias-Monteponi und bei Montevecchio-Meninxeddu, auch mit dem Ziel der Fundgewinnung, des Weiteren die Absicherung der isotopischen Analysedaten der Unterwasserfunde von Sa Domu ’e S’Orcu hinsichtlich ihrer Provenienz sowie homogenen oder heterogenen Zusammenstellung (in Vorbereitung), die vertiefte archäologische Untersuchung des Sakralortes von Matzanni/Genna ’e Cantoni.

 
 

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