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TRR 43:  Das Gehirn als Zielorgan von entzündlichen Prozessen

Fachliche Zuordnung Medizin
Förderung Förderung von 2008 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 29837756
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Während seiner zwei Förderperioden fokussierte sich der transregionale Sonderforschungsbereich 43 (SFB TRR 43) auf die Substanzirung der Hypothese, dass eine Immunaktivität nicht nur in typisch entzündlichen Hirnerkrankungen wie der Multiplen Sklerose (MS) oder Enzephalitis erfolgt, sondern auch eine gesundheitsrelevante Rolle in der Pathogenese und Pathologie von nicht primär entzündlich eingestuften Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS), wie z.B. Schlaganfällen, Gehirntumoren und neurodegenerativen Erkrankungen, spielt. In jeder dieser Erkrankungen erfolgt ein Austausch zwischen Immunzellen und Zellen des ZNS via komplexen Signalwegen. Neben diesem lokalen Austausch von Immun- und Nervenzellen gibt es zunehmend Hinweise, dass Änderungen im ZNS ebenfalls eine systemische Immunantwort hervorrufen können, welche entweder systemische Infektionen vereinfacht oder ZNS-Gewebe durch die Modifikation von lokalen ZNS-Prozessen schützt. Obwohl die Initiierung dieser Immunantworten zwischen verschiedenen ZNS-Erkrankungen differenziert ist, scheint es trotzdem, dass in manchen Fällen bestimmte Signalwege die Interaktion zwischen Immunzellen und Zellen des ZNS regulieren. Diese gleichbleibenden – oder unterschiedlichen – Signalwege zu entschlüsseln, lag den Forschungsfragen des SFB TRR 43 Konsortiums zugrunde. Bestehende Erkenntnisse über die Immunfunktion in bestimmten ZNS Erkrankungen haben bereits neue Möglichkeiten zur Prävention oder Behandlung dieser Krankheiten ermöglicht. Im Rahmen des SFB TRR 43 sollten nun die Erkenntnisse über Erkrankungen mit bekannten Immunprozessen auf Erkrankungen verschiedener Ätiologien, aberähnlichen Immunantworten übertragen werden. Neueste Ergebnisse/Erkenntnisse ermöglichen nun die Unterteilung von ZNS-Erkrankungen in jene mit angeborenen oder mit adaptiven Immunaktivitäten. Durch die Diagnose und Behandlung der jeweiligen Immunaktivität der ZNS-Erkrankung erlangen die hier erungenen Erkenntnisse eine wertvolle translationale Bedeutung. Hierbei ist es gleichgültig, ob die Immunantwort primär und krankheitsverursachend oder sekundär und krankheitsfördernd ist. Unsere gemeinsamen Leistungen haben die Beschreibung und Charakterisierung von bisher unbekannten Funktionen des angeborenen und adaptiven Immunsystems in verschiedenen ZNS Erkrankungen ermöglicht. Einige unserer Forschungshighlights waren zum Beispiel die Darstellung neuer pathophysiologischen Aspekten von myeloiden Zellen/Mikroglia in neurodegenerativen Kontexten wie in der Alzheimer Erkrankung oder im Schlaganfall sowie in Subarachnoidalblutungen und Gehirntumoren und die Erkenntnis, dass microRNAs als Signalmoleküle agieren können und somit Neurodegeneration beschleunigen. Wir haben zudem neue Mechanismen bezüglich der Myelinogenese, der Förderung des axonalen Energiemetabolismus durch myelinisierende Oligodendrozyten und dem Entgegenwirken von Hypomyelinisierung durch den neuroinflammationsabhängigen Transfer von diätetischem Cholesterin in inflammatorisch demyelinisierenden Erkrankungen aufgedeckt entdeckt. Die Daten der SFB TRR 43 Projektleiter trugen ebenfalls zu einem deutlicheres Verständnis der notwendigen Prozesse zur Expansion von krankheitsverursachenden T-Zellen, deren Rekrutierung ins ZNS und deren Aktionen innerhalb des ZNS im Rahmen von autoimmunen Erkrankungen wie MS und Neuromyelitis optica bei. Dies lieferte wichtige Anhaltspunkte zur Aufdeckung der Pathogenese und des Krankheitsverlaufs in autoimmunen ZNS Krankheiten. Arbeitsgruppen des SFB TRR 43 konnten außerdem den Krankheitsverlauf der Alzheimer Erkrankung mithilfe von Blockern gegen die Immunmoleküle Interleukin (IL)-12 und IL-23 beeinflussen, welches eine erfolgsversprechende Behandlung in der Alzheimer-Intervention darstellt. In der zweiten Förderperiode konnten Forscher aus Berlin und Göttingen von der Etablierung enger Netzwerke und synergetischer Kooperation profitieren und somit die bereits vorhandene Zusammenarbeit wesentlich erweitern. Durch die Interaktion und Gründung eines Netzwerks zwischen klinischen Forschern und Grundlagenforschern, unter anderem Neuroimmunologen und Neurologen, konnte das SFB TRR 43- Konsortium die Herausforderungen des neu entstehenden Forschungsbereichs der translationalen Medizin bewältigen. Der SFB TRR 43 hat zudem die bestehende Forschungsrichtung der Neuroimmunologie an beiden Standpunkten insofern verändert und erweitert, dass nun der Fokus auf Prozessen innerhalb und nicht außerhalb des ZNS liegt. Besonders in Betracht auf neu entstehende Konzepte der Neuroimmunologie, dass immunbasierende ZNS-Erkrankungen vermehrt nach der Prädominaz angeborener oder adaptiver Immunaktivität unterteilt werden, kann die SFB TRR 43-Initiative und dessen Fokus auf die Interaktion zwischen Immunsystem und ZNS zurückblickend als sehr visionär und ideenreich bezeichnet werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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