Risiko Ressourcenreichtum? Zur Bedeutung von Kontextbedingungen für den Zusammenhang von natürlichen Ressourcen und Gewalt in Nicht-OECD-Staaten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt untersuchte jene Bedingungen, unter denen natürliche Ressourcen zu Gewaltkonflikten beitragen. Zu diesem Zweck wurde ein quantitativer Ansatz mit einem qualitativen Ansatz verbunden („Large N“ & „Small N“). Vier „comparable“ oil exporters wurden ausgewählt, die sich in vielen, v.a. ressourcenspezifischen Bedingungen gleichen aber verschiedene Gewaltniveaus aufweisen. Im Rahmen der „Large N“-Studie wurde durch die Integration unterschiedlicher Replikationsdatensätze und eigenständig kompilierter Daten ein umfassender Datensatz erstellt, womit dem bestehenden Problem einer allgemein defizitären Datenbasis begegnet werden konnte. Auch im Zuge der qualitativen „Small N“-Studie konnten durch die detaillierte Literaturanalyse sowie Interviews und Materialsammlungen bei der Feldforschung wertvolle neue und schwer zugängliche Informationen gesammelt werden. Das Projekt generierte zahlreiche Ergebnisse: Eine Reihe von allgemeinen Kontextbedingungen, die in der Friedens- und Konfliktforschung identifiziert wurden, erhöhen auch das Konfliktrisiko in Erdölstaaten. Bei den ressourcenspezifischen Bedingungen erhöht Abhängigkeit die Konfliktwahrscheinlichkeit, Reichtum (pro Kopf) verringert diese aber. Weitere Risikofaktoren sind ein „plünderbarer“ Produktionsmodus, die Konzentration von Ressourcenvorkommen in ethnisch distinkten Regionen, (lokale) negative sozioökonomische Begleitfolgen der Produktion im Zusammenspiel mit umstrittenen Erlösen. Zwischen verschiedenen Gewaltformen gibt es bezüglich der Intensität geringere Unterschiede. Grundsätzlich führt Erdöl nur sehr selten zu zwischenstaatlichen Kriegen; für internationale militarisierte Dispute zeigt sich, dass Erdölreichtum die Verwicklung in solche Konflikte wahrscheinlicher macht und zwar sowohl bzgl. der Rolle als „Opfer“ und Initiator. Das relative Gewicht von a) ressourcenspezifischen und nichtressourcenspezifischen sowie b) endogenen und exogenen Kontextbedingungen lässt sich nicht präzise quantifizieren. Die Ergebnisse sprechen jedoch dafür, dass a) nichtressourcenspezifische Bedingungen und b) endogene Faktoren relativ wichtiger für die Erklärung von Konflikten sind. Exogene Faktoren und ressourcenspezifische Bedingungen stellen nur einen Teil von komplexen Kausalmechanismen dar, in denen verschiedene Bedingungen zusammenwirken und sowohl Motive als auch Gelegenheiten für organisierte Gewaltanwendung erzeugen. Allein ressourcenspezifische Kausalmechanismen reichen als Erklärung nicht aus. Besonders hervorzuheben ist daher das Zusammenspiel von ressourcenspezifischen und nicht-ressourcenspezifischen Bedingungen. Dies betrifft etwa die Interaktion von begrenztem politischen Wettbewerb und wirtschaftlichen Problemen von Rentenökonomien, aber besonders das gemeinsame Wirken von Ethnizität und Ressourcenvorkommen. Insgesamt sprechen unsere Resultate nicht dafür, dass Erdöl oder andere Ressourcen per se Gewaltkonflikte verursachen, sondern dass dies von spezifischen Bedingungen abhängig ist, die in den Ressourcen selbst und deren Umwelt liegen. Hinsichtlich der Wirkung von Gegenmaßnahmen zur Vermeidung des „Ressourcenfluchs“ (Fortsetzungszeitraum des Projektes) lässt sich keine Verringerung des Konfliktrisikos in den betroffenen Staaten feststellen. Eine Analyse von „Late comern“ legt überdies nahe, dass der negative Effekt von Renteneinnahmen auf die Institutionenqualität in der Debatte überschätzt wird.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2009): Oil and Diamonds as Causes of Civil War in Sub- Saharan Africa: Under what Conditions?, Colombia Internacional, Nr. 70, S. 35-59
Basedau, Matthias/Wegenast, Tim
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(2009): Resource Curse or Rentier Peace? The Ambiguous Effects of Oil Wealth and Oil Dependence on Violent Conflict, Journal of Peace Research, Nr. 46 (6), S. 757-776
Basedau, Matthias/Lay, Jann
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(2009): The Legacy of Landlords: Educational Distribution and Development in a Comparative Perspective, Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft – Comparative Governance and Politics, Nr. 3(1), S. 81-107
Wegenast, Tim
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(2009): Ölkriege –Kriege der Zukunft?, in: Braun, Reiner et al. (Hg.): Kriege um Ressourcen. Herausforderung für das 21. Jahrhundert, München: Oekom, S. 85- 94
Basedau, Matthias
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(2010): Cana, Café, Cacau: Agrarian Structure and Education in Brazil, Revista de Historia Económica, Journal of Iberian and Latin American Economic History, Nr. 28(1), S. 103-137
Wegenast, Tim
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(2011): Machtquelle Erdöl - Die Außen-, Innen- und Wirtschaftspolitik von Erdölstaaten, Baden-Baden: Nomos
Basedau, Matthias/Kappel, Robert (Hg.)
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(2011): Oil in Venezuela: Triggering Conflicts or Ensuring Stability? A Historical Comparative Analysis, Politics & Policy, Nr. 39 (4), S. 583-611
Mähler, Annegret
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(2011): Why Do Some Oil Exporters Experience Civil War But Others Do Not? – A Qualitative Comparative Analysis of Net Oil-Exporting Countries, GIGA Working Paper, Nr. 159, Hamburg: GIGA German Institute of Global and Area Studies
Basedau, Matthias/Richter, Thomas
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(2012): An Inescapable Curse? Resource Management, Violent Conflict, and Peacebuilding in the Niger Delta, in: Lujala, Päivi/Rustad, Siri Aas (Hg.): High-Value Natural Resources and Post-Conflict Peacebuilding, London: Earthscan, S. 391-412
Mähler, Annegret