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Der südliche Oberrhein in der Hallstattzeit. Archäologische und bioarchäometrische Untersuchungen zu Siedlungsorganisation und zur Sozialstruktur

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 299021357
 
Die Oberrheinebene ist mit ihren geomorphologischen, klimatischen und geographischen Gegebenheiten eine geschlossene, siedlungsfreundliche und verkehrsgünstige Landschaft mitten im Bereich der nordwestalpinen Hallstattkultur (800-450 v. Chr.). Hier zeigen sich archäologische Indikatoren für die Entstehung und Veränderung von Machtstrukturen während der späten Hallstattzeit. So sind seit dem 19. Jahrhundert Prunkgräber unter großen Hügeln bekannt und die Höhensiedlungen auf dem Breisacher Münsterberg (Baden-Württemberg) und dem Britzgyberg bei Illfurth (Haut-Rhin) werden wegen ihrer topographischen Lage und der mediterranen Importfunde als Plätze mit zentralörtlicher Funktion angesprochen. Eine zusammenfassende Vorlage der Funde aus der Oberrheinebene fehlt jedoch bislang; ebenso wenig stehen Daten von bioarchäologischen Untersuchungen zur Verfügung. Mit diesem Projekt sollen deshalb das Fundgut der alten und neueren Grabungen aufgearbeitet und zugleich anthropologische Untersuchungen an Skeletten durchgeführt werden, um die Materialbasis für weitere Auswertungen zu schaffen. Das Vorgehen dabei ist in erster Linie durch die Fundsituation - Überwiegen von Grabfunden - bestimmt: Anhand der traditionellen Gräberanalyse werden die Belegungsabläufe in Grabhügeln und innerhalb von Nekropolen rekonstruiert, Ausstattungsmuster definiert und deren Verteilung in den Bestattungsplätzen kartiert, mit dem Ziel, aus der Organisation der Nekropolen und den Ausstattungsregeln zu Aussagen über die soziale Organisation zu gelangen. Im Vergleich mit den Ergebnissen osteologischer Untersuchungen und von Isotopenanalysen wird sich erweisen, inwieweit die Hierarchie der Grabausstattungen auch mit Geschlecht, Alter, Herkunft, Ernährungssituation und Status verbunden war. Aussagen zur Siedlungsorganisation sind von GIS-Analysen zu topographischer Lage und Bodenqualität, verbunden mit Distanzanalysen der Siedlungs- und Bestattungsplätze zu erwarten. Aus Strontium- und Sauerstoffisotopenanalysen von Tierzähnen sind Hinweise auf Muster der Landnutzung und Strategien der Viehhaltung zu gewinnen. Zusammen mit den archäologischen Hinterlassenschaften ergeben diese Daten auch Indizien für mögliche funktionale Differenzierungen, Nah- und Fernbeziehungen sowie hierarchische Gliederungen der Siedlungen. Für die Zentralorte Münsterberg und Britzgyberg stellt sich vor allem die Frage nach ihrem Verhältnis zueinander. Waren sie gleichzeitig für jeweils eigene Territorien zuständig und bestand damit eine Konkurrenzsituation oder gab es ein zeitliches Nacheinander? Damit verbunden gilt es zu klären, ob die südliche Oberrheinebene in der späten Hallstattzeit ein kulturell, wirtschaftlich und vermutlich auch politisch einheitliches Gebiet war mit dem Rhein als wichtiger Nord-Süd-Verkehrsader, oder ob der Fluss die Grenze zwischen einer östlichen und einer westlichen Region bildete. Auch hier können Isotopenanalysen neue Einblicke in Mobilität und Austauschbeziehungen bieten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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