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Gezählte Geschichte. Die chronologischen Angaben der Königebücher unter literargeschichtlichen und historischen Aspekten

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 299243590
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsprojekt beschäftigte sich mit einer alten Crux in der Exegese der Königsbücher bzw. ihrer Auswertung als historische Quelle für die israelitische Königszeit – der synchronistischen Chronologie in den Königebüchern. Diese war v.a. in der ersten Hälfte des 20. Jh.s Gegenstand einer intensiven und verzweigten Forschungsdiskussion, deren Anliegen v.a. in der Rekonstruktion einer historischen Zeittafel der Königszeit bestand. Das Forschungsvorhaben setzte hier einen anderen Schwerpunkt: im Focus standen die innere Systematik der synchronistischen Chronologie und die Literargeschichte des Königsrahmens. Nach der Aufarbeitung der Forschungsliteratur und der Zusammenstellung der chronologischen Datenbasis, d.h. dem Gesamtbestand der vorliegenden Varianten der einschlägigen Zahlenüberlieferung in den wichtigen Textzeugen der Königebücher sowie nach der Klärung methodischer Grundlegungen wurde zunächst die Systematik der chronologischen Angaben im Königsrahmen analysiert. Dabei konnte gezeigt werden, dass (1) die chronologischen Daten keine reine Konstruktion sind, (2) der vorliegenden Chronologie zwei Zahlenreihen zugrunde liegen (eine Zusammenstellung von Jahrsummen für die Könige Judas sowie eine Zusammenstellung von Jahrsummen und synchronistischen Amtsantrittsdaten für die Könige Israels), (3) die Amtsantrittsdaten für die Könige Judas aus diesen beiden Zahlenreihen nachträglich ermittelt wurden, wobei sich als Ergebnis der Kompilation kein durchgängig stimmiges System ergibt, sondern drei in sich konsistente Kombinationen für begrenzte Zeiträume. Eine eingehende Untersuchung der überlieferten Varianten im Zahlenmaterial führte auf frühe Ausgleichsbemühungen und auch abweichende chronologische Systeme, die jedoch auf sekundäre Anpassungen zurückgehen. In literargeschichtlicher Hinsicht ergab sich aus der Analyse der Eingangsformeln im Königsrahmen, dass sich die unterschiedlichen Formulare auf zwei Vorlagen zurückführen lassen. Zwei Formulare sind aus Quellen übernommen, das dritte ist eine Kombination aus beiden und geht auf den (dtr) Verfasser des Königsrahmens zurück. Eine chronologische Synchronisierung der Amtsantritte fand sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit bereits in der Vorlage, aus der die chronologischen Angaben für die Könige Israels stammen. Die Anfänge der synchronistischen Chronologie sind somit in einer israelitischen Königschronik zu finden – auch wenn es noch nicht um eine verschränkte Chronologie beider Königreiche geht. Über eine Untersuchung des narrativen Materials in den Königebüchern und den Vergleich mit altorientalischen chronographischen Werken aus ließ sich der Charakter dieser Vorlage noch präzisieren: Sie passt sich in Struktur wie Inhalt sehr gut in bekannte Gattungsmuster der altorientalischen Chronographie ein. In der Zusammenschau erbrachten beide Frageperspektiven, die Systematik der Zahlenüberlieferung und die Literargeschichte des Königsrahmens, komplementäre Ergebnisse. Die doppelte Synchronisierung und die verschränkte Darstellung der Geschichte beider Reiche ist eine Innovation der Königebücher, nicht aber die Praxis synchronistischer Amtsantrittsdatierungen. Diese sind z.T. bereits aus den Vorlagen übernommen. Bei der Suche nach den (greifbaren) Anfängen einer synchronistischen Datierungspraxis weist der Königsrahmen also auf das Nordreich Israel und zeigt zugleich an, dass hier (und auch in Juda) schon in der früheren Königszeit mit einer einsetzenden Sammlung chronologischer Informationen und der Herausbildung chronographischer Literatur zu rechnen ist.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2 Kings 15-18. A Chronological Conundrum?, in: Shuichi Hasegawa, Christoph Levin & Karen Radner (Hgg.), The Last Days of the Kingdom of Israel (BZAW 511), Berlin/Boston 2018, 267-288
    Kristin Weingart
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110566604-013)
 
 

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