Archäometrische Untersuchungen von basaltischen Fragmenten aramäischer Skulpturen vom Tell Halaf, Syrien
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Anhand der mineralogischen Untersuchung der Basaltbildwerke vom Tell Halaf (antikes Guzana; 1000-800 v. Chr.), Syrien, konnten wesentliche Erkenntnisse zu ihrer Herkunft, Zerstörung und Restaurierung gewonnen werden. So wurde das Rohmaterial der Skupturen des Tell Halaf vom etwa 65 Kilometer südlich gelegenen Ard esh-Sheikh-Plateau in Nordsyrien gewonnen und nicht - wie von Max Freiherr von Oppenheim vermutet - an den Hängen des nahe Tell Halaf gelegenen Vulkans El Kbise . Die Steinbruchaktivität begann etwa 2700 v. Chr., während der Anlage der antiken Siedlung von Tell Beydar (2700-2300 v. Chr.) und wurde über mehr als 1900 Jahre fortgesetzt, zunächst zum Zwecke der Herstellung der monumentalen Skulpturen des Djebelet el Beida (2600-2350 v. Chr.) und schließlich für Bildwerke des Tell Halaf. Im zweiten Weltkrieg wurden die Bildwerke im Verlauf eines Bombenangriffs zerstört. Mineralogische Untersuchungen der bituminösen Brandreste auf den Basaltfragmenten liefern wesentliche Informationen zum Brandverlauf im Tell-Halaf-Museum: Zunächst wurde das Museum von einer Phosphor-Brandbombe getroffen, die im rekonstruierten Kultraum einschlug. Das Museum geriet in Brand, wobei Temperaturen von 850-980°C im gesamten Museum und von mehr als 980°C nahe dem Einschlagskrater erreicht wurden. Die Basaltobjekte hielten dem Feuer stand, wurden aber durch heruntertropfendes Bitumen des geschmolzenen Museumsdaches verschmutzt, in dem sich auch Relikte der verbrannten Kalkstein-Orthostaten und Gipsabgüsse finden. Zudem treten in den bituminösen Brandresten zahlreiche Minerale und Gläser auf, deren Ausgangsmaterial vom Basalt, dem Rohrleitungssystem des Museums, der Dachpappe des Museumsdaches und nicht zuletzt von der Phosphor-Brandbombe selbst stammt. Das kalte Wasser, das zum Löschen des Brandes benutzt wurde, führten zum Zerbersten der stark erhitzten Bildwerke aus Basalt. Nicht zuletzt gelang es durch die zerstörungsfreien mineralogischen Untersuchungen mit einem konventionellen Binokular, den Zuordnungsprozess der Archäologen effizient zu unterstützen. Dies galt insbesondere für dekorfreie Fragmente, für die eine Zuordnung auf Basis archäologischer Kriterien nicht möglich war. Durch die vielseitigen mineralogischen Untersuchungen gelang es, ein ungewöhnlich vollständiges Bild von der wechselhaften Geschichte der Basalte von Tell Halaf aufzuzeichnen. Hierbei spielte die kreative Atmosphäre während der interdisziplinären Kooperation der Fachgebiete Mineralogie und Archäologie eine ganz entscheidende Rolle.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2005): The Tell Halaf-Project.- Berichte der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, Beihefte zum European Journal of Mineralogy 17: 23
Cholidis N., Martin L., Geismeier S., Drüppel K., Franz G.
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(2006): Bombing of the Tell Halaf Museum in Berlin during World War II –first insights into the succession of events based on mineralogical observations.- Berichte der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, Beihefte zum European Journal of Mineralogy 18: 33
Drüppel K., Lehmann C.
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(2007): Aramäische Basaltstatuen des Tell Halaf, N-Syrien – Lokalisierung der historischen Steinbrüche.- Jahrestreffen Archäometrie und Denkmalpflege 2007, Potsdam: 159-161
Kratzig, A., Drüppel, K.
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(2007): Zerstörung des Tell Halaf-Museums im 2.Weltkrieg: Neue Erkenntnisse auf Basis mineralogischer Untersuchungen.- Jahrestreffen Archäometrie und Denkmalpflege 2007, Potsdam: 156-158
Lehmann, C., Drüppel, K.
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(2009): Aramaic basalt statues from Tell Halaf, Syria: localisation of the ancient quarries. Jahrestagung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, Halle, 2009, Abstract-CD
Drüppel K., Kratzig A., Brätz H., Martin L., Cholidis N., Franz G., Geismeier S.
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(2009): Fire bombing of the Tell Halaf Museum in Berlin during World War II – new insights based on mineralogical observations.- European Journal of Mineralogy 21: 443-456
Drüppel, K., Lehmann, C.