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Effekte von Information über Konsens auf Informationsverarbeitung und Urteilsbildung

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 30512041
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Information über Meinungsübereinstimmung oder Konsens bestimmt individuelle Reaktionen, Informationsverarbeitungsprozesse und Urteile. Anliegen des Projekts war der Ausbau eines auf der Wirkung von Konsensinformation basierenden Ansatzes zur Erklärung des sozialen Einflusses von Minderheiten und Mehrheiten. Dieser Ansatz unterscheidet sich von alternativen Modellen dadurch dass Konsens als einzige Variable, die notwendigerweise mit dem Status einer Einflussgruppe als Minderheit oder Mehrheit kovariiert, als zentrales Erklärungskonstrukt postuliert wird. Daraus ergeben sich die Forderung, dass erklärende Variablen mit Konsens in ihrer Wirkung auf sozialen Einfluss interagieren, und sparsamere Modelle zur Erklärung einzelner Phänomene. Im Projekt wurden demnach weniger ein spezifischer Hypothesenkomplex als viel mehr mehrere unterschiedliche Inhaltsbereiche bearbeitet, deren übergeordneter Rahmen der Konsens-Ansatz darstellt. Erfolgreich verlief die Arbeit an einem zentralen Anliegen des Projekts, nämlich der Untersuchung der Wirkung von Umfrageergebnissen, in denen Konsensinformation praktisch in „Reinform“ vorliegt. Anfängliche empirische Probleme damit, dass nicht alle Rezipienten solche Information beachten, ließen es erforderlich werden, das Einflussmodell um Bedingungen der Rezeption von Konsensinformation zu erweitern. Inzwischen können wir ein empirisch gut belegtes dreistufiges Modell präsentieren, demnach (1) Rezipienten Umfrageergebnisse dann besonders beachten, wenn sie zum Thema der Umfrage schon eine starke eigene Einstellung gebildet haben, (2) positiv (negativ) verzerrte Informationsverarbeitung zum Thema in Reaktion auf Mehrheiten (Minderheiten) ausgelöst wird und (3) vermittelt über diese Verarbeitung positive (negative) Urteile bilden. Zur Klärung der Frage, warum gerade bei starken Einstellungen diese Effekte aufscheinen, haben wir Evidenz gesammelt, die dafür spricht, dass sozialer Meinungsvergleich das zugrundeliegende Motiv darstellt. Erfolgreich verlief auch die Arbeit an zwei Bedingungen, die den Einfluss von Minderheiten befördern und gleichsinnig den Einfluss von Mehrheiten blockieren. Erstens ist Minderheiteneinfluss mit der Bereitschaft verknüpft, ein Risiko einzugehen. Zwar ist dieser Befund hoch reliabel, doch ist es nicht gelungen, den angenommenen verursachenden Mechanismus der extremeren (moderateren) Bewertung von Minderheitspositionen (Mehrheitspositionen) empirisch zu belegen. Zweitens konnten wir zeigen, dass das subjektive Bedürfnis nach Einzigartigkeit eine motivationale Ursache für sozialen Einfluss durch Minderheiten darstellt. Gewissermaßen als Nebenprodukt der Arbeit an diesem Thema ergab sich darüber hinaus die Entwicklung einer deutschsprachigen Skala zur Messung individueller Unterschiede in dem Bedürfnis nach Einzigartigkeit. Zwei Aspekte der Gesamtlaufzeit müssen als gescheitert betrachtet werden. Zum einen ist es nicht gelungen, wie im Erstantrag vorgesehen, Konsenseffekte von Identifikationsprozessen empirisch zu trennen. Zum zweiten ergab die Arbeit an subjektiven Theorien über die Wirkung von Konsens, die nach der Hypothese Korrekturprozesse auslösen sollte, wenn Rezipienten der potenzielle Einfluss von Konsens auf ihre Urteile bewusst wird, insgesamt unbefriedigende Ergebnisse. Zwei erfolgreiche Studien dazu, über die wir in einem früheren Ergebnisbericht referieren, ergeben keine ausreichende Basis für eine erfolgreiche Publikation.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2008, June). When minority status appeals: The case of uniqueness. General Meeting of the European Association for Experimental Social Psychology, Opatija, Croatia
    Erb, H.-P., & Imhoff, R.
  • (2009). What motivates nonconformity? Uniqueness Seeking blocks Majority Influence. Personality and Social Psychology Bulletin, 35, 309-320
    Imhoff, R., & Erb, H.-P.
  • (2009, März). Everybody's Darling: Die Mehrheit mag Meinungsumfragen. 51. Tagung experimentell arbeitender Psychologen (TEAP) in Jena
    Thoben, D. F.
  • (2010). Consensus as the key: Towards parsimony in explaining minority and majority influence. In R. Martin & M. Hewstone (Eds.), Minority influence and innovation: Antecedents, processes, and consequences (pp. 79-103). Hove, UK: Psychology Press
    Erb, H.-P., & Bohner, G.
  • (2010). Wie es euch gefällt: Sozialer Einfluss durch Mehrheiten und Minderheiten. Das In-Mind Magazine, 2
    Thoben, D. F. & Erb, H.-P.
  • (2011, Januar). Why People Attend to Survey Results and What Happens if They do. 12. Jahrestagung der Society of Personality and Social Psychology (SPSP) in San Antonio, Texas
    Thoben, D. F. & Erb, H.-P.
  • (2012, Juni). Mind Over Matter: Target States, not Stimulus Characteristics, Determine Information Processing in Minority Influence. EASP Small Group Meeting on the Societal Meanings of Minority Influence in Delphi, Griechenland
    Thoben, D. F., Erb, H.-P., Bohner, G. & Dickel, N.
  • (2012, September). Einfach einzigartig und anders als alle anderen! Das Bedürfnis nach Einzigartigkeit bedingt Minderheiteneinfluss. 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Bielefeld
    Thoben, D. F., Imhoff, R. & Erb, H.-P.
  • (2012, September). Survey Results as a Means to Come to “Know Thyself”: Abstract Social Comparison by Consensus. ESCON Transfer of Knowledge Conference in Estoril, Portugal
    Thoben, D. F. & Erb, H.-P.
 
 

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