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Ir/reversible Bilder. Visualisierung und Medialisierung von sexueller Gewalt.

Antragstellerin Dr. Angela Koch
Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2006 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 30822159
 
Das Forschungsprojekt "Ir/reversible Bilder" widmet sich der visuellen Repräsentation von sexueller Gewalt in den technischen Reproduktionsmedien Fotografie, Film, Fernsehen, Video, DVD und Internet. Ausgangspunkt ist der Umstand, dass sich die sexuelle Gewalt ¿ ähnlich der weiblichen Lust in der Pornografie ¿ der Visualisierung entzieht. Als Zerstörung der Persönlichkeit und psychische Verletzung lässt sie sich nicht als äußerlich sichtbares Phänomen veranschaulichen. Sie kann bestenfalls durch ihre Metaphorisierung bzw. Allegorisierung dargestellt werden. So wird jeder Versuch des Zeigens von sexueller Gewalt zur Repräsentation, sei es auf dem Körper der betroffenen Personen, sei es ¿ verdoppelt ¿ in den Medien. Dass die Evidenz von sexueller Gewalt fast ausschließlich durch sichtbare Belege hergestellt wird, wie die Geschichte der Recht­sprechung, aber auch literarische Vergewaltigungsfälle zeigen, gereicht hier zu einem Paradoxon. Diesem Paradoxon wird auch mit dem Titel "Ir/reversible Bilder" Rechnung getragen, denn die scheinbar irreversible Setzung der Bilder von sexueller Gewalt wird mit der Reversibilität der Deutungen und der symbolischen Ordnung konfrontiert. Aus der Diskrepanz zwischen der visuellen Nicht-Darstellbarkeit und der Konstruktion der Evidenz im Feld des Visuellen ergibt sich die grundlegende These, dass die sexuelle Gewalt erst durch die (mediale) Visualisierung eine kulturelle Bedeutung erhält.In dem Forschungsprojekt wird nach dem diskursiven Zusammenwirken vom Motiv der sexuellen Gewalt, seiner Repräsentation und dem Medium gefragt. Die Aspekte dieses Zusammenwirkens werden im Begriff der Verkörperung zusammengeführt, der unterschiedlichen historischen Bedingungen und machtvollen Einschreibungen unterliegt. Das Projekt thematisiert damit einerseits das Spannungsverhältnis zwischen den korporalen Medien und dem medialen Körper und sucht diese Relation als Kontinuum zu begreifen. Andererseits behandelt es sexuelle Gewalt als einen zum Bild gewordenen Mythos, der scheinbar irreversible Naturalisierungen vorgibt, die es zu decodieren gilt.Im Vordergrund stehen die folgenden repräsentationstheoretischen Fragestellungen:1. Sichtbarkeit und Evidenz: Wie wird sexuelle Gewalt in den Medien evident bzw. wie schafft ein Bild die Bedeutung von sexueller Gewalt? Das führt schließlich zur Frage, wie Bilder die kulturellen Bedeutungen von sexueller Gewalt prägen.2. Performative act: Wie wird sexuelle Gewalt in den unterschiedlichen Medien performativ inszeniert bzw. was zeigt sich? Welchen Einfluss hat die Materialität des Medialen auf die Möglichkeit und Bedeutung der Präsentation wie der Wahrnehmung von sexueller Gewalt?3. Semantik: Welche Bedeutung von sexueller Gewalt wird konstruiert bzw. welche symbolische Ordnung wird durch die jeweilige Repräsentation von sexueller Gewalt zitiert, reproduziert oder etabliert? Was bedeutet das für die Konstituierung des Geschlechterverhältnisses?Der Vergleich der unterschiedlichen technischen Reproduktionsmedien dient der Klärung, wie die Medien bei der Bedeutungsproduktion aufeinander rekurrieren, inwiefern von Darstellungskonventionen und -grenzen beim Motiv der sexuellen Gewalt gesprochen werden kann und welchen Einfluss die Materialität des Medialen auf semantische Prozesse hat.Die Analysen sollen u. a. dazu beitragen, Aufschluss über die zunehmende Präsenz von sexueller Gewalt in den Medien zu bekommen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
 
 

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