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Die Formierung der reifen Gründerperson: Gründungsaktivitäten im dritten Lebensalter in Deutschland und Polen aus der Lebenslaufperspektive

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 312055227
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gründungsaktivitäten in der zweiten Lebenshälfte gewinnen sowohl in ihrer Quantität wie auch in gesellschaftspolitischer und ökonomischer Hinsicht an Bedeutung, insbesondere in alternden Gesellschaften. Gleichzeitig liegen kaum soziologische Studien vor, die sich dem Thema Gründungen durch Ältere und deren Bedingungen in einer biografischen Perspektive nähern. Dieses Forschungsprojekt untersuchte den Prozess dieser Gründungsaktivitäten in der zweiten Lebenshälfte aus einer Lebenslaufperspektive. Ziel war es dabei festzustellen, inwieweit frühere berufliche und persönliche Erfahrungen den Schritt in die Selbstständigkeit determinieren und formen. Die mitunter umstrittenen Begriffe wie „reife Gründer”, „senior 2entrepreneurship“ oder „Gründungen im Alter“ beziehen sich auf Personen, die beim Schritt in die berufliche Selbständigkeit bereits 45/50 Jahre alt waren und zuvor überwiegend in einem Angestelltenverhältnis tätig gewesen sind. Das Projekt ging der Frage nach, inwieweit individuelle und institutionelle Bedingungen diese unternehmerischen Aktivitäten im späteren Leben beeinflussen und prägen. Die Forschung zeigte, wie zuvor angenommen, dass die unternehmerische Motivation und die Aktivitäten älterer Menschen das Ergebnis einer dynamischen Wechselbeziehung zwischen ihrer persönlichen, beruflichen und Lebensbiografie einerseits und der sozialen und strukturellen Resonanz von Institutionen andererseits sind. Der theoretische Rahmen der Lebensverlaufsperspektive ermöglichte es, dynamische und zeitbezogene Übergänge in die späte Selbständigkeit zu beobachten. Die Lebensverlaufsperspektive verfolgte einen innovativen Ansatz und bezog nicht nur die vergangenen Lebensereignisse ein, sondern auch den Ausblick und die Planung für die Zukunft. Dieser Ansatz erwies sich als sehr fruchtbar. Darüber hinaus bietet das Lebenslaufkonzept die Möglichkeit, zentrale Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Gründungspersonen in Bezug auf Lebenserfahrung und angesammelte Ressourcen sowie die Verknüpfung von Berufs- und Privatbiografie zu untersuchen. Methodisch wurde im Projekt ein qualitativer Ansatz verfolgt. Zu diesem Zweck wurden in Deutschland (Ost und West) und Polen qualitative Interviews mit älteren Gründer*innen sowie Expert*innen im Gründungsbereich (auf staatlicher, nichtstaatlicher und privater Ebene) geführt. Beide Länder repräsentieren unterschiedliche politische Ansätze zur Förderung von (späten) unternehmerischen Aktivitäten und veranschaulichen auch unterschiedliche wohlfahrtsstaatliche Modelle sowie soziostrukturelle Rahmenbedingungen. Insgesamt lieferte das Projekt einen erfolgreichen und innovativen Beitrag zur Grundlagenforschung über Gründungen im Alter sowie zu aktuellen wissenschaftlichen und politischen Debatten über alternative Formen der Altersproduktivität und „neue" Modelle der Selbständigkeit. Die Bedeutung der Projektergebnisse kann als hochgradig relevant im Bereich der Soziologie des Alterns, der Entrepreneurship-Forschung, der Innovations- und Alternsforschung sowie der Lebensverlaufsforschung beschrieben werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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