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Risiken und negative Wirkungen von Meditation

Antragsteller Dr. Ulrich Ott
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 314155732
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsprojekt untersucht (1) negative Erfahrungen im Zusammenhang mit Meditation, (2) mögliche Risikofaktoren, die deren Auftreten begünstigen, sowie (3) Maßnahmen zum hilfreichem Umgang damit. Um die Vielfalt solcher Erfahrungen detailliert zu erfassen, wurden insgesamt 134 Interviews mit betroffenen Meditierenden, Lehrenden, Verantwortlichen von Meditationszentren sowie Therapeutinnen und Therapeuten geführt. Die Aufnahmen dieser Interviews wurden transkribiert und darin enthaltene Bedeutungseinheiten identifiziert, um Kategorien von auftretenden Erfahrungen, Risikofaktoren und Abhilfemaßnahmen zu bilden. Dieser aufwändige Prozess der Codierung der Interviews lieferte die Grundlage zur Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung negativer Meditationserfahrungen. Das Spektrum der berichteten Phänomene reicht von Angstzuständen und dem Wiedererleben traumatischer Erinnerungen über Depersonalisations- und Derealisationserleben, Depressivität und hypomanische Zustände bis hin zu akuten und chronifizierenden psychotischen Störungen. Häufig wurde zudem von größerer emotionaler Labilität, veränderter Sinnes- und Zeitwahrnehmung sowie unwillkürlichen Körperbewegungen berichtet. Das Auftreten negativer Erfahrungen wurde unter anderem offenbar begünstigt durch eine einseitige intensive Praxis, durch die Teilnahme an längeren Retreats und eine unzureichende Betreuung durch Meditationslehrende. Als weitere Risikofaktoren ergaben sich mehrere Merkmale der Meditierenden, insbesondere Traumatisierungen in der Vorgeschichte, starke akute Belastungen, überhöhte Leistungsmotivation und psychische Vorerkrankungen. In Folgestudien werden mit Hilfe des entwickelten Fragebogens Zusammenhänge mit weiteren Persönlichkeitsmerkmalen wie der Absorptionsfähigkeit und der Hochsensibilität quantitativ bestimmt. Als hilfreich im Umgang mit negativen Erfahrungen haben sich der Kontakt zu einer kompetenten Lehrperson, soziale Unterstützung, das Anpassen der Praxis, Psychotherapie sowie seltener ein Psychatrieaufenthalt erwiesen. Die geplante Publikation der im Rahmen des Forschungsprojekts gewonnenen Erkenntnisse in Form eines Handbuchs soll Meditierende, Lehrende und Angehörige der Heilberufe darin unterstützen, potenzielle Risiken zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die psychische Gesundheit von Meditierenden zu schützen sowie Betroffenen wirksam zu helfen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2016). Absorption in hypnotic trance and meditation. In A. Raz & M. Lifshitz, Hypnosis and meditation. Towards an integrative science of consciousness planes (S. 269–278). Oxford: Oxford University Press
    Ott, U.
  • (2016, August 22–28). An attempt to replicate qualitative categories of Buddhist meditation experience with a German sample. Mind and Life Europe Summer Research Institute, Frauenchiemsee
    Tremmel, M., von Hohnhorst F., Sparby T. & Ott U.
  • (2017). Empirische Forschung zu spirituellen Krisen. In L. Hofmann & P. Heise (Hrsg.), Spiritualität und spirituelle Krisen. Handbuch zu Theorie, Forschung und Praxis (S. 271–297). Stuttgart: Schattauer
    Hofmann, L., Heise, P. & Tremmel, M.
  • (2017). Negative Wirkungen von Meditation. In L. Hofmann & P. Heise (Hrsg.), Spiritualität und spirituelle Krisen. Handbuch zu Theorie, Forschung und Praxis (S. 233–243). Stuttgart: Schattauer
    Tremmel, M. & Ott, U.
  • (2018, November 23–24). Spirituelle Krisen bei Meditierenden. Tagung Spiritualität und spirituelle Krisen, Bad Bevensen
    Ott, U. & von Hohnhorst, F.
  • (2019). So-called kundalini experience and its relation to attentional absorption states: First results of an interview study [Abstract]. Journal of Parapsychology, 83(2), 155
    Tremmel, M.
  • (2019, November 8–10). Aktuelle Forschung zu Achtsamkeit. Konferenz des MBSR-MBCT Verbands, Ottobrunn
    Ott, U.
 
 

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