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Erkenntnistransfer-Projekt SAFECOMM: Die Reduktion negativer Effekte der Kommunikation von Verdachtsfällen von Impfnebenwirkungen auf die Impfbereitschaft

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315908609
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Dieses Erkenntnistransferprojekt baute auf den Ergebnissen aus zwei DFG-Projekten auf, die zeigten, dass Einzelfallberichte über Impfnebenwirkungen eine stark verzerrende Wirkung auf die Wahrnehmung von Impfrisiken sowie die Impfintention haben. Der Anwendungspartner in diesem Projekt war das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), dessen Datenbank für „Unerwünschte Arzneimittelwirkungen“ (UAW) optimiert werden sollte. In dieser Datenbank werden Verdachtsfälle in anonymisierter Form öffentlich zugänglich gemacht. Daraus ergibt sich die Herausforderung, die Datenbank so zu gestalten, dass die gelisteten Fälle tatsächlich als Verdachtsfälle wahrgenommen und angemessen in die Bewertung von Impfstoffen einfließen und nicht die Impfbereitschaft unangemessen negativ beeinflussen. Eine Onlinebefragung unter Nutzern der UAW-Datenbank und einer Think-aloud-Studie weisen darauf hin, dass dem Verdachtsfallcharakter der Informationen nicht ausreichend Rechnung getragen wird und eher Informationen über tatsächliche Impfnebenwirkungen gewünscht sind. Die verzerrende Wirkung der Verdachtsfälle auf die Risikowahrnehmung konnte weder durch einen Disclaimer, der Sicherstellung einer tieferen Verarbeitung dieses Disclaimers noch durch eine Debiasing-Botschaft vermindert werden. Hier besteht weiter Forschungsbedarf. Neben einer umfangreichen Überarbeitung der Informationsdarstellung innerhalb der Datenbank wird die Empfehlung ausgesprochen, evidenzbasierte Informationen über tatsächliche Impfnebenwirkungen darzubieten. Dabei bietet es sich an, auch die Impfstoffeffektivität zu kommunizieren, da sie in die Bewertung der Impfstoffsicherheit einbezogen wird. Ein vielversprechendes Kommunikationsformat ist für diese Zwecke die Faktenbox. Nicht alle geplanten Studien konnten in der Projektlaufzeit durchgeführt werden. Zum einen wurde eine zusätzliche, im ersten Gutachten empfohlene, Studie den geplanten Studien vorangestellt. Zum anderen gab es lange Abstimmungsprozesse zwischen der Universität Erfurt und dem Paul-Ehrlich-Institut. Schlussendlich war das letzte Projektviertel durch die Corona-Pandemie geprägt. Eine gemeinsame Veröffentlichung der Projektergebnisse ist in Planung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2018). Können Faktenboxen den Einfluss narrativer Information auf Risikourteile verringern? In: P. Stehr, D. Heinemeier & C. Rossmann (Hrsg.), Evidenzbasierte/evidenzinformierte Gesundheitskommunikation, 19 (S. 143-154). Baden-Baden: Nomos
    Steinmeyer, L., Betsch, C. & Renkewitz, F.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5771/9783845291963-143)
  • (2019). Die Gründe für Impfmüdigkeit messen und Entwicklungen beobachten. Trillium Immunologie, 3(3)
    Steinmeyer, L., Heinemeier, D. & Betsch, C.
  • (2019). Impact of disease risk on the narrative bias in vaccination risk perceptions. Psychology & Health
    Haase, N., Schmid, P. & Betsch, C.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/08870446.2019.1630561)
 
 

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