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Bilingualer Unterricht und die Entwicklung von Schulleistungen, kognitiven Fähigkeiten und motivationalen Merkmalen in der Sekundarstufe I und II: eine Sekundäranalyse der LAU und KESS Daten (BLUE SKM)

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 316295376
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Studien aus diesem Projekt konnten einen wichtigen Beitrag zur Untersuchung der Effekte bilingualen Unterrichts leisten. Dabei wurden mehrere Aspekte berücksichtigt, um ein möglichst umfassendes Bild zum Potenzial bilingualen Unterrichts zu erhalten: Neben den Effekten auf die Englischkompetenzen von Schülerinnen und Schülern wurden auch Transfereffekte zwischen Deutsch und Englisch, Effekte auf die Mathematikleistung und kognitive Fähigkeiten sowie motivationale Effekte untersucht. Zur Berechnung der Effekte wurden die Längsschnittdaten aus drei Vollerhebungen aus Hamburg genutzt. Dabei fanden fundierte Analysemethoden Anwendung. Die in diesem Abschlussbericht aufgeführten Befunde zeigen, dass große Vorteile bilingualen Unterrichts eher ausbleiben. Die Vorteile in den Englischkompetenzen, die durch Selektion und Vorbereitungsunterricht erreicht wurden, konnten durch bilingualen Unterricht zwar erhalten, aber nicht weiter ausgebaut werden. Erstmals konnten bei der Berechnung des Effekts von bilingualem Unterricht Selektionseffekte und Vorbereitungseffekte berücksichtigt und darüber hinaus auch separat bestimmt werden. Dadurch wurde eine bisher häufig zu beobachtende Überschätzung der Effekte bilingualen Unterrichts vermieden. Es konnte gezeigt werden, dass die bilingual unterrichteten Schülerinnen und Schüler eine positiv selegierte Gruppe sind und dass der Vorbereitungsunterricht einen großen positiven Effekt auf die Entwicklung der Englischkompetenzen hat. Dies entspricht neueren Befunden, die Selektion und Vorbereitung teilweise berücksichtigen. Interlinguale Transfereffekte ergaben sich sowohl in der regulär als auch in der bilingual unterrichteten Gruppe. Dabei konnten allerdings keine Vorteile zugunsten der bilingual unterrichteten Schülerinnen und Schüler festgestellt werden. Die Effekte bilingualen Unterrichts auf die Mathematikleistung waren nicht eindeutig und Vorteile für kognitive Fähigkeiten nicht ersichtlich. Letzteres schließt an den Befund von Paap, Johnson und Sawi (2015) an, wonach 80% der von 2011– 2015 durchgeführten Studien Nulleffekte des bilingualen Unterrichts auf die Exekutivfunktionen ergeben. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass bilingualer Unterricht förderlich für das Selbstkonzept in Englisch ist. Gleichzeitig geht bilingualer Unterricht aber auch mit einem geringeren Selbstkonzept in den Naturwissenschaften einher. Dies steht in Einklang mit der Theorie dimensionaler Vergleiche, wonach fachbezogene Kurswahlen zu positiven Effekten auf korrespondierenden Selbstkonzepten und zu negativen Effekten auf nichtkorrespondierenden fachbezogenen Selbstkonzepten führen. Es muss jedoch festgehalten werden, dass beispielsweise nicht alle Kompetenzbereiche in Englisch untersucht werden konnten. Demnach könnten die Effekte im Hörverstehen oder Sprechen größer ausfallen. Dies lässt sich auch auf die interlingualen Transfereffekte beziehen. Weitere Forschung, insbesondere auch an anderen Schulformen, in Sachfächern und anderen sprachlichen Kompetenzbereichen und zur Bedeutung der Unterrichtsqualität ist notwendig, um eine fundierte empirische Grundlage zur Evaluation bilingualen Unterrichts in Deutschland zu schaffen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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