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Thurston-Theorie in der transzendenten Dynamik

Antragsteller Professor Dr. Sören Petrat, seit 8/2019
Fachliche Zuordnung Mathematik
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 316866235
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das übergeordnete Ziel dieses Antrags war, dynamische Systeme von post-singulär endlichen transzendenten ganzen Funktionen zu unterscheiden und zu klassifizieren. Die Theorie sollte ähnlich entwickelt werden wie die Klassifizierung der post-singulär endlichen Polynome und deren Hubbard-Bäume. Jede solche Klassifizierung kommt in zwei Teilen: von einem gegebenen dynamischen System müssen kombinatorische Invarianten extrahiert werden, um die dynamischen Systeme unterscheiden zu können; und es muss klassifiziert werden, welche Invarianten auftauchen und dann gezeigt werden, dass diese die gegebene Klasse von dynamischen Systemen unterscheiden. In diesem Projekt haben wir auf den extrahieren Teil fokussiert. Unser erstes Resultat ist, dass Hubbard-Bäume streng genommen für viele transzendente ganze Funktionen nicht existieren, vor allem nicht wenn diese asymptotische Werte haben. Insbesondere haben post-singulär endliche Exponentialfunktionen keine Hubbard-Bäume. Daher haben wir das Konzept von Homotopie Hubbard-Bäumen entwickelt. Dieses basiert auf der Beobachtung, dass ein Hubbard-Baum nur bis auf Homotopie relativ zu bestimmten ausgezeichneten Punkten (den post-singulären und Verzweigungs-Punkten) interessant und bedeutsam ist. Die zwei Hauptresultate dieses Antrags sind Existenz und Eindeutigkeit von Homotopie-Hubbard-Bäumen (jede post-singulär endliche transzendente ganze Funktion hat einen eindeutigen Homotopie Hubbard-Baum), und Thurston Eindeutigkeit (verschiedene postsingulär endliche transzendente ganze Funktionen haben verschiedene Homotopie Hubbard-Bäume). Zusammengenommen geben diese zwei Resultate eine sehr umfassende Antwort auf den extrahieren Teil des Antragziels, in größtmöglicher Allgemeinheit: jede post-singulär endliche transzendente ganze Funktion hat eine gute kombinatorische Invariante, die sie von allen anderen solchen Funktionen unterscheidet. (Es kann keine weitere denkbare Verallgemeinerung geben: Die Einschränkung auf post-singulär endliche Funktionen ist selbst für Polynome die Grundlage von Thurstons Resultaten, und die Einschränkung auf ganze Funktionen ist wiederum natürlich, da selbst für nicht-polynomiale rationale Funktionen keine allgemeine Klassifizierung bekannt ist oder vermutet wird, insbesondere nicht über Hubbard-Bäume.) Da wir sogenannte Dreadlocks anstatt dynamische Strahlen für die Konstruktion benutzen konnten, haben wir unsere Erwartungen tatsächlich übertroffen: es ist keine Einschränkung auf eine Unterklasse von post-singulär endlichen transzendenten ganzen Funktionen nötig.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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