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Jenseits von Sieg und Niederlage. Die Kommemoration militärischer Konflikte durch griechische Poleis in archaischer und klassischer Zeit

Antragstellerin Dr. Birgit Bergmann
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317471751
 
Kriege (und damit auch Siege und Niederlagen) gehörten zum Alltag jeder griechischen Polis; eine Beschäftigung mit der Frage, wie, wann, wo und warum griechische Städte ihre Siege (bzw. Niederlagen) kommemoriert haben, lässt daher einen wertvollen Beitrag zum Verständnis griechischer Poliskultur und -geschichte erwarten. Überraschenderweise ist dieses Thema in seiner Gesamtheit bisher noch nicht untersucht worden, obwohl gerade auch in jüngerer Zeit eine Reihe von Studien zu einzelnen Aspekten wie z. B. den Tropaia oder den Waffenweihungen erschienen sind. Das Projekt Jenseits von Sieg und Niederlage, das gleichzeitig ein Habilitationsprojekt ist, will diesbezüglich neue Grundlagen schaffen. Unter der Berücksichtigung aller zur Verfügung stehenden literarischen, epigraphischen und archäologischen Quellen nimmt es die ganze Bandbreite an Maßnahmen nach militärischen Konflikten in den Blick, angefangen bei der Errichtung von Tropaia, der Bestattung der Gefallenen und der Ehrung derer, die sich ausgezeichnet hatten, über kultische Handlungen, (Kult)Feste, Kultstiftungen, Kultstatuen und Kultstätten bis hin zu Monumenten und Weihgeschenken. Im Zentrum der Studie steht damit ein Aspekt der Erinnerungskultur von Gemeinwesen, der gerade auch heute angesichts des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs sowie des nahenden 100. Jahrestages des Endes des Ersten besonders aktuell ist: Wie kommemorieren Sieger ihren militärischen Erfolg und was machen die Verlierer? Wie präsent bleiben die Siege durch die verschiedenen Maßnahmen auch über ihren unmittelbaren zeitlichen Horizont hinaus? Und wie wirkt sich dies auf das weitere Zusammenleben der (einstigen) Sieger und der (einstigen) Verlierer aus? Die Beschäftigung mit der griechischen Kultur der archaischen und klassischen Zeit verspricht in diesem Zusammenhang besonders fruchtbar zu sein. Denn ihr wird seit dem Postulat eines alle Lebensbereiche beeinflussenden agonalen Prinzips durch Jacob Burckhardt Ende des 19. Jahrhunderts eine Sonderstellung zugestanden. Dies betrifft natürlich auch die Kriegsführung, deren agonaler Charakter und hoher Grad an Ritualisierung in archaischer und frühklassischer Zeit immer wieder betont wurden; durch sie unterscheide sich die griechische Kultur fundamental von anderen Zeiten und anderen Kulturen. Gerade in der jüngeren und jüngsten Forschung wird das Konzept der agonalen Kriegsführung allerdings kritisch hinterfragt und es setzt sich zunehmend die Meinung durch, dass es sich hierbei weniger um eine antike Realität als vielmehr um ein modernes Konstrukt handelt. Vor diesem Hintergrund ist eine umfassende Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie griechische Poleis in archaischer und klassischer Zeit militärische Konflikte kommemoriert haben und welche Einstellung zu Krieg und Sieg sie damit jeweils offenbaren, geradezu überfällig.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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