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Jenseits von Sieg und Niederlage. Die Kommemoration militärischer Konflikte durch griechische Poleis in archaischer und klassischer Zeit

Antragstellerin Dr. Birgit Bergmann
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317471751
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt ‚Jenseits von Sieg und Niederlage‘ hatte zum Ziel, auf der Basis aller zur Verfügung stehender Quellen erstmals die gesamte Bandbreite der Art und Weise zu erforschen, wie griechische Poleis in archaischer und klassischer Zeit militärische Konflikte kommemoriert haben. Anvisierter Endpunkt der Untersuchung war zunächst die Schlacht bei Chaironeia 338 v. Chr., was sich im Laufe der Arbeiten dann allerdings doch als zu ambitioniert herausstellte. Als neuer, nicht weniger sinnvoller Endpunkt wurde daher das Ende des Peloponnesischen Krieges 404 v. Chr. definiert; damit umfaßt die Untersuchung zum einen die Perserkriege als großen Konflikt gegen einen äußeren Feind und zum anderen den Peloponnesischen Krieg als Bruderkrieg samt den jeweiligen Vorgeschichten. Der umfassende Ansatz des Projekts erbrachte nicht nur neue Ergebnisse zu den einzelnen Kommemorationsformen, die schon häufiger Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung waren, sondern auch zur Bedeutung des Krieges in der archaischen und klassischen Polis insgesamt: Bezüglich der Tropaia zeigte sich, daß die ephemere Variante schon in archaischer Zeit existiert haben dürfte und daß das erste monumentale wohl nicht das von Marathon war, sondern das von Plataiai. Bei den Gräbern konnte das Alleinstellungsmerkmal des attischen ‚Patrios Nomos‘, der Bestattungszeremonie für Kriegsgefallene in Athen, präzisiert werden: Einzigartig ist in erster Linie die gemeinsame Bestattung aller Gefallenen erst am Ende der Feldzugsaison. Dies zeugt von dem Wissen, daß Krieg in naher Zukunft zum Alltag gehören würde; Grund für die singuläre Ausgestaltung des attischen Staatsbegräbnisses dürfte daher weniger die attische Demokratie als vielmehr die Stellung Athens im Delisch-Attischen-Seebund gewesen sein. Bezüglich der Weihgeschenke gehört zu den wichtigsten Ergebnissen, daß Weihinschriften, die eine Polis als Stifter benennen und den Grund der Stiftung angeben, erst in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. aufkamen und ausschließlich auf Kriegsweihungen beschränkt waren. Dies zeigt eindrücklich, welch zentrale Rolle dem Krieg – oder, besser gesagt, dem Sieg – für die Repräsentation der Polis nach außen wie nach innen zukam. Das im Rahmen der Studie zusammengestellte Material führt dabei klar vor Augen, daß der Krieg und seine Kommemoration im archaischen und klassischen Griechenland geradezu allgegenwärtig waren; sie müssen das Leben der Menschen tief geprägt haben. Bei genauerer Überlegung ist die Bedeutung des Krieges für die antike Polis letztlich allerdings nicht ganz überraschend. Denn eine kollektive Kriegsführung setzt einerseits ein gewisses Gemeinschaftsgefühl voraus, befördert dieses andererseits aber auch durch die Erfahrung des gemeinschaftlichen Kämpfens – und nicht zuletzt Sterbens. Betrachtet man ferner, was aus Kriegsbeute alles finanziert wurde, und zwar angeblich stets aus dem kleineren Teil, drängt sich der Eindruck auf, daß der Krieg in archaischer und klassischer Zeit eine – wenn nicht sogar die – Hauptfinanzierungsquelle der griechischen Polis darstellte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Jenseits von Sieg und Niederlage. Zur Kommemoration militärischer Konflikte durch griechische Poleis in archaischer und klassischer Zeit (Habilitationsschrift Regensburg 2018) Katalog, Text, Abbildungen, insges. 1263 Seiten
    Birgit Bergmann
  • Beyond Victory and Defeat. Commemorating Battles Prior to the Persian Wars, in: M. Giangiulio – E. Franchi – G. Proietti (Hrsg.), Commemorating War and War Dead, Ancient and Modern (Stuttgart 2019) ISBN: 978-3-515-12175-0
    Birgit Bergmann
 
 

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