Ibn al-Gazzars Zad al-musafir (Buch I und II) - Kritische Edition des arabischen Originals, der lateinischen Bearbeitung von Constantinus Africanus, der hebräischen Übersetzung von Moses ibn Tibbon sowie der mittelgriechischen Version Ephodia tou apodemountos.
Religionswissenschaft und Judaistik
Wissenschaftsgeschichte
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Dank der Förderung konnte eines der bedeutendsten arabischen medizinischen Werke des Mittelalters erstmals in zeitgemäßer Form ediert und durch eine englische Übersetzung einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Aufgrund des Engagements internationaler Kooperationspartner konnten zudem erstmals die alten Übersetzungen in die Wissenschaftssprachen des Abendlandes parallel dazu herausgegeben werden. Das therapeutische Kompendium Zād al-musāfir wa-qūt al-ḥāḍir („Der Proviant des Reisenden und die Nahrung der Sesshaften“) stellt eines der Hauptwerke der kurzlebigen Medizinschule von Kairouan dar. Sein Autor, Ibn al-Ǧazzār (st. ca. 979 n. Chr.), hatte es als Hausbuch für Laien und ärztliche Praktiker verfasst. Seine klare Struktur, einfache Benutzbarkeit und der Verzicht auf überflüssige theoretische Erwägungen bescherten ihm langanhaltenden Erfolg über kulturelle Grenzen hinweg. Diese Bedeutung des Originals und seiner alten Übersetzungen steht in keinem Verhältnis zur bisherigen wissenschaftlichen Rezeption. Der arabische Text wurde erst vor wenigen Jahrzehnten erstmals gedruckt und von der lateinischen, der mittelgriechischen und den drei hebräischen Versionen fehlen moderne Editionen bislang fast vollständig. Die Schwächen der bisher allein zugänglichen Edition des Zād al-musāfir wa-qūt al-ḥāḍir von Suwaisī und al-Ǧāzī waren seit Jahrzehnten bekannt. Beinahe zeitgleich mit ihr hatte Fuat Sezgin ein zweibändiges Faksimile herausgegeben, das Repräsentanten der beiden divergierenden Handschriftenfamilien nebeneinander präsentierte. Dem Leser war es jedoch nicht möglich, allein aufgrund beider Publikationen eigenständig einen korrekten Text herzustellen. Der bessere Zweig der Überlieferung wurde im Faksimile nämlich nur durch die Handschrift Izmir abgedeckt, die ihrerseits recht unzuverlässig ist. Erst die Auswertung aller direkten Textzeugen, die im Rahmen dieses Projekts erstmals unter Einbezug der indirekten Zeugen geleistet werden konnte, erlaubt die Herstellung eines verlässlichen Texts. Die englische Übersetzung – die erste in eine moderne Sprache überhaupt –, die zusammen mit dem arabischen Text vorgelegt wird, erlaubt es auch Fachleuten anderer Disziplinen, sich ein unverstelltes Bild vom Original zu machen. Das Werk ist nicht nur für Historiker der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Medizin und die damit verbundenen Philologien von Interesse. Aufgrund der Zitate antiker Quellen, welche einen Schwerpunkt unserer Kommentierung darstellten, hat der Zād al-musāfir auch einen Wert für die klassische Altertumswissenschaft. Die zweibändige Publikation der Ergebnisse des Projekts und der Arbeiten der internationalen Kooperationspartner, die ab 2021 bei Brill erscheinen wird, vereinigt kritische Ausgaben von Buch I und II des arabischen Texts, der lateinischen Übersetzung von Constantinus Africanus, der anonymen mittelgriechischen Version Ἐφόδια τοῦ ἀποδημοῦντος, sowie der hebräischen Übersetzung von Moses ibn Tibbon. Dieser werden sich die im Rahmen eines weiteren DFG-Projekts edierten hebräischen Versionen von Abraham ben Isaac und Do’eg ha-Edomi anschließen. Somit wird erstmals das Original allen bekannten abendländischen Übersetzungen gegenübergestellt und durch umfassende mehrsprachige Glossare erschlossen. Der Antragsteller erstellt derzeit eine Edition mit englischer Übersetzung von Buch III bis V, wodurch seine jahrzehntelangen Bemühungen um das arabische Original des Zād al-musāfir zu einem Abschluss kommen werden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- A Concise Dictionary of Novel Medical and General Hebrew Terminology from the Middle Ages, Leiden 2019
Gerrit Bos
(Siehe online unter https://doi.org/10.1163/9789004398665) - Novel Medical and General Hebrew Terminology from the 13th Century, Volume 4, Leiden 2019
Gerrit Bos
(Siehe online unter https://doi.org/10.1163/9789004382626) - „Ibn al-Jazzār“, in: Gerrit Bos, Fabian Käs, Mailyn Lübke, Guido Mensching (edd.): Marwān ibn Janāḥ: On the Nomenclature of Medicinal Drugs (Kitāb al-Talkhīṣ). Edition, translation, and commentary, with special reference to the Ibero-Romance terminology (Islamic History and Civilization 170), 2 Bde., Leiden: Brill 2020, II, 131-136
Gerrit Bos, Fabian Käs