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Vertrauen in Journalismus im medialen Strukturwandel
Antragsteller
Professor Dr. Wolfgang Schweiger
Fachliche Zuordnung
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung
Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 318674777
Das Vertrauen des Publikums in Journalismus ist für das Funktionieren einer demokratischen Öffentlichkeit essenziell. Umso beunruhigender ist der empirische Befund einer wachsenden Medienskepsis, der zuletzt in Deutschland in "Lügenpresse"-Vorwürfen gegenüber journalistischen Medien gipfelte. Gleichzeitig ist ein medialer Strukturwandel zu beobachten. Dieser umfasst u.a. die Vervielfachung von Informationsquellen - viele davon nicht-journalistisch -, sich verändernde Routinen der Nachrichtenauswahl und -rezeption durch die Bürger, ihre verstärkte Beteiligung an öffentlichen Debatten, etwa in Nutzerkommentaren, sowie die sich wandelnden Rolle des Journalismus. Die Frage, inwiefern beide Phänomene - Vertrauensverlust des Journalismus und medialer Strukturwandel - zusammenhängen, wurde bislang wenig erforscht. Das beantragte Projekt setzt hier an. Auf der Basis kommunikationswissenschaftlicher Theorien und Befunde und unter Rückgriff auf die Theorie der Erwartungs-Wahrnehmungs-Diskrepanzen, die in der Politikwissenschaft Verbreitung gefunden hat, wird ein Modell zur Erklärung des individuellen Vertrauens in Journalismus vorgeschlagen. Gleichzeitig werden zentrale Einflussfaktoren auf Medien- und Rezipientenseite identifiziert und daraus Forschungsfragen abgeleitet. Mit Hilfe einer Methodenkombination sollen die Forschungsfragen beantwortet und das Modell empirisch getestet und verfeinert werden. Drei eng verknüpfte Teilstudien sind vorgesehen: 1. In n=20 qualitativen Einzelinterviews mit Internetnutzern werden die relevanten Konstrukte und Wirkungsannahmen aus Rezipientensicht exploriert. Im Mittelpunkt stehen die Identifikation der wirksamen Erwartungs- und Wahrnehmungs-Dimensionen des Diskrepanzmodells sowie die theoriekonforme Operationalisierung von Vertrauen in Journalismus. 2. In einer Online-Repräsentativbefragung von n=2000 Internetnutzern werden alle rezipientenseitigen Konstrukte des Modells erhoben: Das sind die individuell meistgenutzten Informationsquellen und Inhalte, alle journalismusbezogene Erwartungen und Wahrnehmungen, Vertrauen in Journalismus sowie Rezipientencharakteristika. 3. In einer Medieninhaltsanalyse werden die in Deutschland meistgenutzten Informationsquellen in Rundfunk, Print und Online inklusive dortiger Nutzerkommentare quantitativ erfasst. Zusätzlich werden Facebook-Posts öffentlich relevanter und reichweitenstarker Akteure analysiert. Der Untersuchungszeitraum umfasst den Monat vor der Repräsentativbefragung. Dieses Vorgehen ermöglicht es, die inhaltsanalysierten Medien- und Social Media-Inhalte mit denjenigen Befragten zu verknüpfen, die die Informationsquellen kennen und nutzen. Auf diese Weise lässt sich das individuelle Vertrauen oder Misstrauen in Journalismus im Zusammenspiel mit angebots- und rezipientenseitigen Konstrukten untersuchen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen