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Monumenta testium veritatis. Repertorium der Drucke evangelischer "Wahrheitszeugen" im 16. und 17. Jahrhundert und Edition des "Opus arduum valde"

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 319267188
 
Die Kirchen der Reformation haben ihre eigene Identität als Verkörperung der wahren Kirche Christi nicht nur dogmatisch oder ethisch, sondern auch historisch begründet. Während die Papstkirche im Lauf der Geschichte von ihrer göttlichen Bestimmung abgefallen sei, sah man sich selbst in der Nachfolge von historischen Vorgängergestalten aus dem Mittelalter, die Gott auch in der Zeit des Verfalls als "Zeugen der Wahrheit" erweckt hatte. Am Beginn stand die bereits 1519 formulierte These von Jan Hus als Vorläufer Luthers, aus der Luther, Melanchthon und ihre Schüler nach und nach eine spezifisch reformatorisch-protestantische Auffassung der Kirchengeschichte entwickelten, in der die Reformation als Ziel- und Endpunkt einer Abfolge evangelischer "Wahrheitszeugen" erschien. Noch über die Vormoderne hinaus hat diese Idee auf die Geschichtsauffassung und Identitätsdiskurse des Protestantismus eingewirkt. Die klassische historiographische Entfaltung fand die Theorie der Wahrheitszeugen in dem "Catalogus testium veritatis" (1556/1562) des Matthias Flacius Illyricus. In abgewandelter Gestalt lag sie auch den protestantischen Märtyrerbüchern von Ludwig Rabus, Jean Crespin und John Foxe zugrunde.Im Unterschied zu diesen Werken ist ein weiteres bedeutendes Medium zur Etablierung des historischen Identitätsnarrativs des Protestantismus bislang nicht systematisch erforscht worden: die von Reformatoren oder reformatorisch gesinnten Druckern veranstalteten Druckausgaben solcher mittelalterlicher Schriften, die selbst oder deren Autoren als "Wahrheitszeugen" in Anspruch genommen wurden. Eine Reihe solcher Drucke hat Luther, vor allem in den Jahren 1522-1528, selbst veranstaltet und mit eigenen Vorreden versehen. Doch auch sonst hat es im 16. und 17. Jahrhundert in verschiedenen europäischen Ländern eine ganze Reihe derartiger Drucke gegeben.Das Projekt verfolgt das Ziel, ein vollständiges Repertorium der Drucke evangelischer "Wahrheitszeugen" in allen Ländern Europas bis zu dem in der neueren Forschung postulierten Bedeutungsverlust des Zeugendiskurses im 17. Jahrhundert zu erstellen. Damit soll ein Instrument zur Rekonstruktion der personellen, örtlichen und zeitlichen Dynamiken in der Produktion dieser besonderen Gattung protestantischer Literatur und ihrer Bedeutung für die konfessionellen Auseinandersetzungen ihrer Zeit geschaffen werden. Eine erste Auswertung der Daten soll auf einer Expertentagung vorgenommen und dokumentiert werden. Ergänzt werden soll die Repertorisierung durch die wissenschaftliche Edition eines bedeutenden Beispiels eines solchen "Wahrheitszeugen"-Drucks. Hierfür wurde der im England des ausgehenden 14. Jahrhunderts entstandene Apokalypse-Kommentar "Opus arduum valde" ausgewählt, der im 15. Jahrhundert im radikalen Flügel des böhmischen Hussitismus rezipiert worden und schließlich über das Baltikum in die Hand Luthers gelangt war, der ihn 1528 in Wittenberg mit einer eigenen Vorrede drucken ließ.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Italien
Kooperationspartner Professor Dr. Romolo Cegna
 
 

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