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Religiöse Zeiten, Mediengenres, technischer Vollzug: Eine ethnographische Untersuchung audiovisueller Medienpraktiken unter Schiiten in Hyderabad

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Asienbezogene Wissenschaften
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 320025541
 
Das Projekt untersucht die ästhetische Produktion von Zeit und Zeitlichkeit in religiösen Videos unter Schiiten in Hyderabad/Indien. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der ethnographischen Untersuchung der mit diesen Videos zusammenhängenden umfassenden Medienpraktiken. Das Vorhaben zielt darauf ab, die Wechselwirkungen zwischen den in schiitischen Videos vermittelten zeitlichen Strukturen, medialer zeitlicher Dynamiken im technischen Vollzug, und den Interpretationen und Zeiterfahrungen von Schiiten in Hyderabad welche durch das Schauen dieser Videos ausgelöst werden zu untersuchen. Die zum Teil lokal produzierten Videos welche unter Schiiten in Hyderabad populär sind haben vor allem die ritualisierte Erinnerung an die tragischen Ereignisse der Schlacht von Karbala im Jahr 680 zum Inhalt. In dieser Schlacht fand Hussain, ein Enkel des Propheten Muhammad mit seinen Familienmitgliedern den Märtyrertod. Videos, welche auf höchst dramatische Weise ritualisierten Schmerz und Trauer über Karbala zum Gegenstand haben, können unter praktizierenden Schiiten Präsenzerfahrungen erzeugen, die eine sinnlich erfahrbare Zeugenschaft der tragischen Ereignisse von Karbala ermöglichen. Letzteres ist ein zentrales Merkmal schiitischer Frömmigkeit. Andererseits zirkulieren unter Schiiten in indischen Städten wie Hyderabad auch andere religiöse Videogenres, welche die Erinnerung an Karbala zum Anlass für Aufrufe zu sozialen und politischen Reformen in der Gegenwart nehmen, und in denen der Gedanke des Fortschritts in der Zukunft deutlich wird.Das Projekt befasst sich mit der Generierung verschiedener Eigenzeiten durch Mediengenres, und der Beeinflussung von Präsenz- und damit Zeiterfahrungen durch die Operationen technischer Medien. Medienproduktion und -konsum sind wiederum in umfassende Medienpraktiken eingebettet, die Teil eines größeren sozialen und kulturellen Kontexts sind, der über die Beschäftigung mit Medien weit hinausreicht. Deshalb basiert das Vorhaben auf einer medienethnologischen Analyse von Medienpraktiken um Zeiterfahrungen zu erfassen welche aus dem komplexen Zusammenspiel von Videogenres, technisch erzeugten Zeitachsenmanipulationen, den zeitlichen Dimensionen religiöser Kosmologien und den alltäglichen zeitlichen Strukturen des Lebens in einer zeitgenössischen indischen Großstadt resultieren. Die Forschung zielt somit darauf ab, das Schwerpunktprogramm Ästhetische Eigenzeiten durch komparative Perspektiven aus einer Metropole des globalen Südens zu bereichern, und die Konditionierung von Eigenzeiten durch technische Medien in den Vordergrund zu stellen.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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