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Interaktionsqualität von Kindergartenkindern über die Kindergartenzeit

Antragstellerinnen / Antragsteller Privatdozentin Dr. Katharina Kluczniok; Dr. Thilo Schmidt
Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321014529
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zielsetzung des Projekts war es, den Forschungsstand zur Interaktionsqualität in Kindertageseinrichtungen auf Gruppenebene um eine Betrachtung der Interaktionsqualität auf Kindebene zu erweitern, indem Verläufe der Interaktionsqualität von Kindern über die Kindergartenzeit untersucht werden. Darüber hinaus zielte das Projekt darauf, Zusammenhänge zwischen dem Verlauf der Interaktionsqualität auf Kindebene mit parallel sich verändernden proximalen und distalen Bedingungen des kindlichen Aufwachsens – insbesondere des Kindergarten- und Familiensettings – zu untersuchen. Im Projekt konnte hierfür ein längsschnittliches Untersuchungsdesign mit drei Messzeitpunkten realisiert werden, das sich nahezu auf die gesamte Kindergartenzeit (1. bis 3. Kindergartenjahr) erstreckt. Die von den einzelnen Kindern ausgehende Interaktionsqualität und relevante Setting-Merkmale des Kindergartens konnten dabei synchron durch standardisierte Beobachtungen erhoben werden. Bezüglich der Interaktionsqualität zeigt sich, dass das Niveau der kindlichen Interaktionen über die Kindergartenzeit im Mittel auf einem überwiegend niedrigen Niveau verbleibt. Ein signifikanter Anstieg zeigt sich bei kindlichen Interaktionen mit Peers, die zum 3. Messzeitpunkt ein mittleres Qualitätsniveau erreichen. Hinsichtlich des Activity Settings, in das die Kinder in den Kindergärten eingebettet sind, zeigt sich u. a., dass von pädagogischen Fachkräften geplante Aktivitäten, die den beobachteten Kinder angeboten werden, in ihrem zeitlichen Anteil signifikant ansteigen. Essenssituationen und Übergangsphasen nehmen in ihrem Zeitumfang dagegen ab. Des Weiteren konnte ermittelt werden, dass sich der Verlauf der Interaktionsqualität der beobachteten Kinder und des Activity Settings weitestgehend unabhängig von migrations- und bildungsbedingten Disparitäten darstellt. Bezogen auf das Merkmal Migrationshintergrund zeigt sich, dass Kinder ohne Migrationshintergrund zunächst höhere Interaktionswerte erzielen als Kinder mit Migrationshintergrund, dass letztere im dritten Kindergartenjahr jedoch signifikant aufholen. Bezogen auf das Merkmal Bildung können lediglich im Freispiel und in Übergangsphasen signifikante Unterschiede zwischen Kindern aus Familien mit niedrigem/mittleren Bildungsabschluss und aus Familien mit hohem Bildungsabschluss festgestellt werden. Entgegen Erwartungen und Befunden auf Gruppenebene zeigen die Projektdaten keine ausgeprägten multivariaten Zusammenhänge zwischen der kindlichen Interaktionsqualität im Kindergarten und der erhobenen häuslichen Anregung (etwa hinsichtlich des Umfangs gemeinsam unternommener Aktivitäten). Auch in Bezug auf die sozialen Fähigkeiten der Kinder (eingeschätzt durch ihre pädagogischen Fachkräfte) zeigen sich keine signifikanten Zusammenhänge mit der familialen Lernumwelt. Insgesamt trägt das Projekt dazu bei, die Qualitätsdiskussion im frühpädagogischen Bereich um die Perspektive der Kindebene zu erweitern. Aus den Ergebnissen lassen sich zudem wichtige Implikationen für die pädagogische Praxis ableiten, z.B. was das unterstützende Verhalten von Fachkräften bei dem Arrangieren von kognitiv-anregenden Interaktionen betrifft.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2018). Interaktionsqualität in Kindertageseinrichtungen. Eine vergleichende Betrachtung standardisierter gruppen- und zielkindbezogener Erhebungsverfahren. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 13(4), 459-476
    Schmidt, T., Smidt, W., Kluczniok, K. & Riedmeier, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3224/diskurs.v13i4.06)
  • (2019). Standardisierte Verfahren zur Erhebung zielkindbezogener Prozessqualität in der Frühpädagogik – ein vergleichender Überblick. Frühe Bildung 8(3), 144–152
    Riedmeier, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000426)
  • (2020). Socio-cultural disparities in the quality of children's interactions in preschools. European Early Childhood Education Research Journal, 28(4), 519-533
    Kluczniok, K. & Schmidt, T.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/1350293X.2020.1783926)
  • (2020). Zusammenhänge zwischen den Lernumwelten Familie und Kita im Hinblick auf soziale Fähigkeiten von Kindern – Ergebnisse einer empirischen Studie. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 40(2), 152–171
    Molina Ramirez, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3262/ZSE2002152)
  • (2021). Child-specific interaction quality at the first and last year of preschool and its relationship to preschool, child, and family characteristics – an empirical perspective using the inCLASS. Early Child Development and Care
    Molina Ramirez, M. & Linberg, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/03004430.2021.1950703)
  • (2021). Zur Bedeutung des pädagogischen Settings für die Interaktionsqualität von Kindern im Kindergarten. Frühe Bildung, 10 (4), S. 214-223
    Kluczniok, K. & Schmidt, T.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000540)
 
 

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