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Inszenierung von Propaganda: Musiktheater in Nürnberg 1920 bis 1950. Ein Erkenntnistransfer-Projekt.
Antragsteller
Professor Dr. Anno Mungen
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Theater- und Medienwissenschaften
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321292909
Ästhetik und Politik in ihrem engen Verhältnis zueinander orientierten sich im NS-Staat am Performativen. Das Projekt untersucht Aufführungen des NS-Staates, die der Inszenierung von Propaganda dienten und auf der Theaterbühne (Oper, Operette) sowie im städtischen Raum (Paraden, Feiern) darauf abzielten Gemeinschaften zu bilden, wie es ausdrücklich gerade die Mittel der Musik ermöglichten. Nürnberg als Handlungsort von Wagners Meistersinger und als Stadt der Reichsparteitage mit ihrer Geschichte und Zeitgeschehen verbindenden Topographie bildete eine ideale Bühne für theatrale NS-Propaganda. Das Nürnberger Musiktheater des Nationalsozialismus war überbordende Inszenierung, die Hitler initiierte und die das Volk affizierte. Die performativen Praxen des NS-Regimes orientierten sich am Gesamtkunstwerkkonzept, das mit seinem immersiven Ansatz gemeinschaftliche Erlebnisse von ästhetisch-politischen Aufführungen des Musiktheaters ermöglichte. Die Analyse von ausgewählten Aufführungen aber steht im Fokus. Die Programmatik der Spielplangestaltung der fünf verschiedenen Intendanzen am Nürnberger Opernhaus zwischen 1920 und 1950 ist der Ausgangspunkt, um sowohl Brüche als auch Kontinuitäten im Repertoire aufzuzeigen. Dies betrifft sowohl Aufführungen des Reichsparteitages als auch solche im Opernhaus selbst. Der Antragsteller zu diesem Transferprojekt schlägt zusammen mit zwei Anwendungspartnern (Staatstheater Nürnberg, Dokuzentrum der Stadt Nürnberg) auf Grundlage der im DFG-Stimme-Projekt (2010-2015) entwickelten historischen Aufführungsforschung ein Projektkonzept vor, das mithilfe einer Ausstellung sowohl methodisch als auch dem Ereignis nach musiktheaterwissenschaftliche Forschung präsentiert. Als Weiterentwicklung der historischen Aufführungsforschung ist die Ausstellung Transferinstrument, das eine eigene Präsenz aus der Verbindung von inszenatorischer (theatraler) und expositorischer (musealer) Praxis zur Darstellung und Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnis herstellt. Die Anwendungspartner beteiligen sich konzeptionell, der künstlerischen und praktischen Umsetzung nach an der Ausstellung, die der Bühnenbildner und Installationskünstler Hermann Feuchter zusammen mit dem Team für die große Halle auf dem Reichsparteitagsgelände erarbeiten wird. Es sind sieben Vertiefungsbereiche vorgesehen, die je ein Thema einschließlich eines Raumkonzepts und die Wechselwirkung von Theater und Propaganda erfahrbar machen: angefangen bei dem Vertiefungsbereich Meistersinger und Nürnberg über den Reichsparteitag und das Haus bis hin zur Darstellung des Zusammenbruchs im Vertiefungsbereich Götterdämmerung, womit sich auch ein Weg vom Fest zur Katastrophe bahnt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen (Transferprojekt)