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Der Einfluss des politischen Vertrauens auf die Unterstützung der Reform des Sozialstaates in Deutschland

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2007 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 32214497
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Seit der Wiedervereinigung ist in Deutschland ein deutlicher Rückgang des Vertrauens zu den politischen Institutionen und Akteuren zu verzeichnen. Wenn politisches Vertrauen in der Bevölkerung fehlt, dann sind von dieser Seite Reformwiderstände zu erwarten. Umgekehrt klang in politischen Debatten mehrfach an, dass politisches Vertrauen die Reformakzeptanz der Bürger insbesondere bei Transformationen des Sozialstaats fördern kann, die in den letzten Jahren häufig mit Kürzungen oder einer Stärkung von Eigenverantwortung einhergingen und für viele Bürger als risikobehaftet eingestuft wurden. Bisher fehlen jedoch für Deutschland sowohl eine breite Datenbasis zu Reformeinstellungen und politischem Vertrauen als auch empirische Analysen, welche obige Überlegungen zu den Folgen politischen Vertrauens auf den Prüfstand stellen. Ziele dieses Projektes waren daher zum einen die Erhebung von umfangreichen Daten, zum anderen darauf aufbauend die systematische Untersuchung der Effekte politischen Vertrauens auf die Unterstützung von Reformen in drei zentralen Bereichen es deutschen Sozialstaats (Rente, Gesundheit, Familie). Folgende Frage stand im Mittelpunkt des Projekts: Welchen Einfluss hat politisches Vertrauen auf die Unterstützung der Reform des Sozialstaates durch die Bevölkerung in Deutschland? In drei Unterbereiche waren die damit verbundenen Aufgabenstellungen des Projekts gegliedert: Vergleich des Einflusses politischen Vertrauens mit bekannten Einflussfaktoren, Klärung der Abhängigkeit der Effekte politischen Vertrauens vom Charakter des Politikfelds und der Betroffenheit der Bürger von einzelnen Reformen, Analyse der Bedeutung des individuellen Informationsniveaus für die Bedeutung von Vertrauen als Urteilsheuristik. Mittlerweile liegt als Ergebnis der von Infratest dimap im Auftrag des Projektteams Ende 2007 durchgeführten repräsentativen Bevölkerungsumfrage ein umfangreicher Datensatz mit 1.814 Befragten aus den alten und neuen Bundesländern vor. In den bisher durchgeführten Analysen wurde deutlich, dass der Politik in den untersuchten Bereichen ein schlechtes Reformzeugnis von den Bürgern ausgestellt wurde, insbesondere in den neuen Bundesländern. Doch es konnte gezeigt werden, dass sich Vertrauen in politische Institutionen und Akteure positiv auf die Reformakzeptanz auswirken kann. Der Nutzen von Reformen ist das zentrale Argument für die Reformbereitschaft der Bürger, aber (fehlendes) politisches Vertrauen spielt ebenfalls eine gewichtige Rolle. Unterschiede in der Bedeutung politischen Vertrauens je nach Politikfeld konnten dabei nicht eindeutig identifiziert werden, und auch die Ergebnisse bei Kontrolle kognitiver Faktoren sind in bisherigen Analysen uneinheitlich. Jedoch spielt es eine Rolle, ob die Befragten zu einem von den letzten Reformen betroffenen Personenkreis gehören oder nicht – wobei der Vertrauenseffekt durch eigene Erfahrungen mit sozialstaatlichen Leistungen gestärkt wird. Neue Beiträge zur Forschung entstanden vor allem aus der Übertragung von für die USA vorliegenden Erkenntnissen auf Deutschland, aus der Konzeptualisierung von Reformeinstellungen in enger Anbindung an Entwicklungstendenzen im deutschen Sozialstaat sowie aus der Herleitung von Annahmen zur Rolle des politischen Vertrauens als Urteilsheuristik aus dem Bereich der psychologischen Kognitionstheorie.

 
 

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