Diachronie arabischer und persischer lexikalischer Elemente im Tatarischen des 20. Jahrhunderts in Hinblick auf die kulturelle Orientierung der Tataren Russlands
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Am Beispiel der tatarischen Sprache konnte gezeigt werden, in welch hohem Maße sich der kulturelle und politische Umbruch vom frühen 20. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts in den islamisch geprägten Gebieten Russlands sprachlich niedergeschlagen hat. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Tatarische durchaus noch gemeinsam mit dem Arabischen, Persischen, Osmanischen und weiteren Sprachen Teil eines „islamischen“ Sprachbundes war, führte die Entwicklung nach der Oktoberrevolution besonders im Bereich der Lexik zur Etablierung einer „sowjetischen“ Nationalitätensprache. Tendenzen hin zu einem tatarischen Purismus liefen dabei teilweise parallel mit dem Eindringen westlicher Internationalismen im russischen Gewand. Die Entwicklung in der UdSSR ab den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts führte zwar zu einer Beschränkung der Funktionsbereiche des Tatarischen, nicht aber zu einer Russifizierung der Sprache selbst. Mit der Perestrojka und seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion lassen sich zwar für das Tatarische schwache Tendenzen zu einer Wiederbelebung des alten arabisch-persischen Wortschatzes feststellen. Dies gilt aber kaum für den Bereich der Schulbücher, deren Auswertung in vier synchronen Schnitten die Basis dieser Untersuchung bildete. Im Projektverlauf wurden auf der Ebene der Russischen Föderation politische Entscheidungen getroffen, die direkt oder indirekt zu einer Schwächung der Stellung der Nationalitätensprachen führen. Aus dieser Beobachtung heraus und auf der Basis von anderen Erkenntnissen im Projektverlauf ist gemeinsam mit der Gießener Slavistik ein weiteres DFG-Projekt entstanden („Mehrheit oder Minderheit? Identitätskonstruktionen im sprachpolitischen Diskurs russisch-türksprachiger Sprachgemeinschaften“), das seit Januar 2010 von der DFG gefördert und an der JLU Gießen bearbeitet wird. Das Projekt hat darüber hinaus zu einer Intensivierung der breit angelegten und seit langen Jahren vom DAAD großzügig geförderten Partnerschaft zwischen der Staatlichen Kazaner Universität und der Justus-Liebig-Universität Gießen beigetragen. M. Nizametdinova: „Tatuvlïkka ni ǧitä“. In: Tatar ile 26 (Juli 2007), S. 4 R. Bartholomä / M. Kirchner: Blick in tatarische Schulbücher. In: Uniforum 3/2008, S. 13
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Razvitie tatarskogo jazyka na styke islamskoj i russkoj kul'tury (analiz terminov iz učebnikov po geografii) [„Die Entwicklung der tatarischen Sprache an der Schnittstelle der islamischen und russischen Kultur (Analyse von Termini aus Geographie-Schulbüchern)“]. In: Problemy soxranenija jazyka i kulʹtury v uslovijax globalizacii. Materialy VII Meždunarodnogo simpoziuma "Jazykovye kontakty Povolžʹja" (Kazanʹ, 2-5 ijulja 2008 g.). Kazan [Kazanskij Gosudarstvennyj Universitet] 2009, S. 34-36
R. Bartholomä
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Causal clauses in Kazakh and Tatar. Remarks on two closely related Turkic languages. In: Zhang Dingjing & Abdurishid Yakup (Hgg.), Studies in Turkic philology. Festschrift in honour of the 80th birthday of Professor Geng Shimin. Peking [Minzu University Press] 2009, S. 317-331
M. Kirchner, R. Muhamedova
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Turkish. In: Kees Versteegh (Hrsg.): Encyclopedia of Arabic Language and Linguistics (Vol. IV: Q-Z). Leiden/Boston [Brill] 2009, S. 583-589
M. Kirchner
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Tatarisch in der Russischen Föderation. In: Hendrik Boeschoten & Julian Rentzsch (Hrsg.). Turcology in Mainz – Turkologie in Mainz. Wiesbaden [Harrassowitz] 2010, S. 167-171
M. Kirchner