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Untersuchung binauraler Hörleistungen bei bilateraler/hybrid-bilateraler Cochlea-Implantat Versorgung in realistischen Raum- und Störschallsituationen

Fachliche Zuordnung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Audiologie
Akustik
Medizinische Physik, Biomedizinische Technik
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 337436298
 
Bei hörgeschädigten Personen wird das Sprachverstehen in Umgebungen mit Nachhall stark erschwert, während die binaurale Verarbeitung Normalhörende in solchen Situationen unterstützt. Der Präzedenzeffekt oder das 'Gesetz der ersten Wellenfront' führt in einem komplexen Schallfeld bestehend aus dem Quellen-Direktschall und einer an den Raumgrenzen entstehenden Vielzahl von verzögerten Reflexionen zu einer perzeptuellen Dominanz der auf direktem Wege eintreffenden Schallwellen (Wallach et al. 1949). Bei bilateral versorgten Cochlea Implantat (CI)-Trägern tritt keine derartige Fusion der Hörereignisse auf und es entstehen zwei räumlich getrennte Hörwahrnehmungen oder aber die Lokalisation des Direktschalls (lead) wird durch die Reflexion (lag) gestört (Seeber & Hafter 2008). Zur Erklärung der gegenüber bilateral versorgten CI-Trägern verbesserten Hörleistung bei Nutzern der kombinierten elektrisch-akustischen Stimulation (EAS) mit beidseitigen akustischem Tieftongehör vermuten wir deshalb, dass die binauralen akustischen Reize zur Erzeugung des Präzedenzeffektes führen können. Allerdings könnte der Zeitversatz zwischen akustischen und elektrischen Komponenten der Hörsysteme die Ausnutzung des Präzedenzeffekts erschweren. Kernziel des Projekts ist daher die Untersuchung binauraler Interaktionen bei bilateraler Versorgung unter Einsatz von Hör-Neuroprothesen in Kombination mit 'synchronisierter' akustischer Stimulation.Die bisher - wie auch im Vorprojekt - verwendeten Versuchsaufbauten erlauben nur begrenzte Rückschlüsse auf die Hörprobleme der Nutzer dieser und anderer Hörimplantate im Alltag. Insbesondere wurde der Umfang der Beeinträchtigung durch den fehlenden Präzedenzeffekt bei elektrischer / kombiniert elektrisch-akustischer Stimulation nicht ermittelt. Die Fortsetzung des Forschungsvorhabens BA 2085/3-1 soll mittels psychoakustischer Hörversuche die Wahrnehmbarkeit von interauralen Pegel- und Laufzeitunterschieden in einer Gruppe von EAS-Nutzern untersuchen und die Resultate mit den Ergebnissen anderer Probandengruppen (bilaterale CI-Versorgung, CI-Versorgung bei einseitiger Taubheit, schwerhörige Personen mit asymmetrischem Innenohrhörverlust) vergleichen. In Vorversuchen wird die Verzögerungszeit zwischen den elektrischen und akustischen Komponenten der Hörsysteme individuell bestimmt und kompensiert.Durch das in unserem Labor installierte Wiedergabesystem (128 Lautsprecher) können durch Wellenfeldsynthese definierte komplexe Schallfelder erzeugt werden. Hiermit sollen binaurale Effekte mit Hör- und Hybridimplantaten in Alltagsumgebungen untersucht werden.Das bessere Verständnis des EAS-Effekts wird zur Entwicklung eines Anpassverfahrens führen, dessen Einsatz bei CI-Trägern eine Verbesserung des Sprachverstehens in komplexen Hörsituationen erreichen soll.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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