Anwendung des ressourcenorientierten Managements auf die Fabrikplanung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Umfeld von Unternehmen ist heute aufgrund von dynamischen Markt- und Technologieveränderungen, hohen Absatzschwankungen und kurzen Produktlebenszyklen als zunehmend turbulent zu bezeichnen. In der Literatur besteht ein breiter Konsens darüber, dass Produktionen in Zukunft weniger in der Lage sein werden, proaktiv Anpassungen an diese turbulenten Umfeldbedingungen zu antizipieren und die notwendige Flexibilität im Vorfeld zu installieren. Demnach wird ein methodischer Rahmen benötigt, in dem die organisatorischen und technologischen Voraussetzungen für eine reaktive Wandlungsfähigkeit von Produktionen sichergestellt werden kann. Es existieren zwar Ansätze, um die reaktive Wandlungsfähigkeit von Produktionen sicherzustellen, allerdings wird darin bisher nur unzureichend der Zwang berücksichtigt, gleichzeitig auch langfristige Planungsfestlegungen in der Produktionsgestaltung zu treffen. Das Forschungsvorhaben stellt daher ein Konzept vor, das sowohl den Bedarf nach reaktiver Wandlungsfähigkeit als auch den Zwang langfristiger Planungsentscheidungen berücksichtigt, und schafft damit eine zenirale Grundlage für die Entwicklung eines aus wirtschaftlicher Sicht und im Sinne der Ressourcennutzung nachhaltigen Gestaltungskonzeptes wandlungsfähiger Produktionen. Beim erarbeiteten Konzept wird dazu zunächst auf Ansätze zur technischen und organisatorischen Modularisierung von Produktionsressourcen als zentrale Betrachtungselemente zurückgegriffen. Durch die Modularisierung werden sich schnell verändernde Ressourcen der Produktion von solchen mit langsameren Veränderungszyklen getrennt und die gegenseitige Beeinfiussung minimiert. So können homogene Ressourcenmodule bedarfsgerecht und ohne einen aufwendigen Eingriff in die Produktionsstruktur ausgetauscht werden. Das Rahmenkonzept unterstützt die Entscheidung, welche Ressourcen zu Produktionsmodulen zusammengefasst werden sollten, und suggeriert dem Anwender, welche Module langfristig flexibel und welche stabil ausgelegt und genutzt werden sollten. Die Kategorisierung der Ressourcen wird anhand eines Klassifizierungswürfels vorgenommen, der die Ressourcen anhand ihres strategisch-operativen Ressourcenwerts sowie ihrem Bedarf nach Stabilität bzw. Flexibilität einem Ressourcencluster zuordnet. Der Wert der Unternehmensressourcen wird im Rahmen eines in der Praxis validierten Ressourcenaudits ermittelt, in dessen Rahmen der Auditor auf eine definierte Vorgehensweise und ein an Methoden der Kompetenzclusterung angelehntes, interaktives Auswertungsprogramm zurückgreifen kann. Zur Ermittlung des Stabilitätszwangs sowie des Änderungsbedarfs einer Ressource stehen eine Typisierung der Stabilitäts- und Änderungstreiber sowie ein Schema zur Verfügung, das zu ihrer systematischen Identifikation im Unternehmen anleitet. Das Bewertungskonzept zur differenzierten Typisierung von Ressourcen und ihrer flexibilitätsgerechten Modularisierung stellt damit eine belastbare Grundlage für die Planung zukunftsfähiger Produktionssysteme dar und schafft für Unternehmen ein höheres Maß an Planungssicherheit, um dynamischen Umfeldbedingungen adaptiv zu begegnen und die Wandlungsfähigkeit von Produktionen langfristig zu erhalten. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts bieten ein theoretisch konsistentes und fundiertes Konzept zur Gestaltung wandlungsfähiger Fabriken. In zukünftigen Arbeiten soll der Nachhaltigkeitsaspekt neben den wirtschaftlichen und strategischen Größen durch ökologische Kriterien enweitert werden. Ein erweitertes Ressourcenaudit soll die Energieeffizienz mit berücksichtigen. Die Ökobilanz für Fabriken soll zum einen die Energieeffizienz und zum anderen die Emissionsarmut berücksichtigen. Hierzu sind bereits Aktivitäten in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) geplant. Die theoretischen Forschungsergebnisse zur Gestaltung wandlungsfähiger Fabrikstrukturen wurden bisher beispielhaft anhand produzierender Unternehmen validiert. Das Konzept ist prinzipiell auch in anderen Branchen anwendbar, was in weitergehenden Studien ergründet werden soll. Schwerpunkt hierbei ist die Modellenweiterung um Humanressourcen, was z.B. eine Einteilung von Mitarbeitern in Kompetenzgruppen oder Unternehmensstandorte vereinfachen könnte. Dieses Themengebiet ist traditionell Teil der Arbeitswissenschaften und wird in einer interdisziplinären Betrachtung durch das ursprünglich für die technischen Produktionsressourcen erdachte Konzept bereichert. Eine erweiterte Version des umfassenden Ressourcenaudits ist nicht nur für Unternehmen im Hinblick auf die Optimierung ihrer Produktion interessant, sondern kann auch eine weitergehende Möglichkeit zur Bewertung von Unternehmen leisten. Das Ergebnis des Ressourcenaudits muss als Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand in einem Unternehmen verglichen werden und somit Rückschlüsse auf dessen Wandlungs- und Zukunftsfähigkeit preisgeben.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Wertorientierte Investitionsplanung: nicht nur ein Muss in der ressourcenortentierten Fabrikplanung, in: Controlling 19 (2007), Nr. 10, ISSN 0935-0381, S. 527-536
G. Schuh, S. Gottschalk, F. Lösch
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Factory Planning based on a resource strategy, in: Asian International Journal of Science and Technology 2 (2009), Nr. 2, ISSN:1906-151X,S. 91-98
A. Kampker, G. Schuh, B. Franzkoch, P. Burggräf
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Resource oriented factory planning, a method for valuation of resources on the strategic level with regard to the operative alignment of the company, 42nd CIRP Conference on Manufacturing Systems, Grenoble, 2009
G. Schuh, B. Franzkoch, P. Burggraf, W. F. Rosinski