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Auswirkungen von akutem Stress auf den Schlaf

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2006 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 34834661
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In zwei experimentellen Studien wurden im Rahmen dieses DFG-Projektes die Auswirkungen von akutem Stress in Form eines Stress-Testes mit hoher Effektstärke (TSST = Trierer Sozialstress-Test) auf das Schlaf-EEG und die subjektive Schlafwahrnehmung von guten Schläfern und Patienten mit psychophysiologischen Schlafstörungen (primärer Insomnie) untersucht. Dabei wurden in einem kontrollierten Studiendesign neben subjektiven Stress- und Schlafparametern sowohl Cortisol-, Alpha- Amylase als auch Schlaf-EEG-Messungen durchgeführt. In Studie 1 dieses Projektes wurden ausschließlich gute Schläfer untersucht, die sich hinsichtlich ihrer Grübelneigung während des Einschlafens unterschieden. Es konnte hypothesenkonform gezeigt werden, dass akuter Stress dann negative Auswirkungen auf den Schlaf hat, wenn die Probanden habituell viel im Bett grübeln. Nach einer akuten Stresssituation wiesen diese Probanden ein signifikant schlechteres Schlaf-EEG auf als nach einer Ruhebedingung während gute Schläfer mit geringer Grübelneigung während des Einschlafens nur wenig Veränderungen im Schlaf-EEG nach akutem Stress im Vergleich zur Ruhebedingung aufwiesen. Schlussfolgernd ist anzunehmen, dass gute Schläfer mit hoher Grübelneigung während des Einschlafens eine höhere Vulnerabilität haben, auf akuten Stress mit Schlafbeschwerden zu reagieren und damit wahrscheinlich deutlich gefährdeter sind, langfristig eine psychophysiologische Insomnie zu entwickeln. In Studie 2 wurde untersucht, ob Insomnie-Patienten eine verstärkte Reaktion auf akuten Stress bzw. eine längere Stress-Rückbildungsphase aufweisen als gute Schläfer. Es konnte gezeigt werden, dass sich weder die Cortisol- und die Alpha-Amylase-Sekretion noch die subjektive akute Stress-Reaktion auf den experimentellen Stresstest zwischen den Insomnie-Patienten und den guten Schläfern unterschied. Auch in der längerfristigen Stressbelastung, gemessen durch Cortisol im Haar, ergaben sich zwischen den Gruppen keine Unterschiede. Subjektiv hingegen erlebten die Insomnie-Patienten einen signifikanten Zusammenhang zwischen längerfristig erlebten Stressereignissen und ihren Schlafbeschwerden. In der Ruhe-Bedingung schliefen die Insomnie-Patienten signifikant schlechter als die guten Schläfer, während die Unterschiede nach der Stress-Bedingung nicht mehr signifikant waren. Nach dem experimentellen Stresstest verschlechterten sich die guten Schläfer signifikant in allen Schlafvariablen, die Insomnie-Patienten dagegen nur bei der Aufwachfrequenz. Zusammengefasst lassen sich die Ergebnisse aus beiden Studien folgenderweise interpretieren: bei guten Schläfern erscheint die habituelle Grübelneigung während des Einschlafprozesses ein Vulnerabilitätsfaktor zu sein für Schlafbeschwerden nach akutem Stress. Bei Probanden mit hoher Grübelneigung führt akuter Stress zu einer deutlichen Beeinträchtigung im Schlaf-EEG, während gute Schläfer, die habituell wenig während des Einschlafens grübeln, wenig Auswirkungen des akuten Stressereignisses auf ihren Schlaf aufweisen. Bei manifester Insomnie (Patienten mit primärer Insomnie) hingegen ist der Zusammenhang von akutem Stress und Schlafbeschwerden kaum noch gegeben, die Insomnie-Patienten erleben ihren Schlaf unabhängig von akuten Stressereignissen als erheblich beeinträchtigt und verschlechtern sich unter akutem Stress nur noch in der Aufwachfrequenz.

 
 

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