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Historische Syntax des Deutschen

Subject Area General and Comparative Linguistics, Experimental Linguistics, Typology, Non-European Languages
Term from 2006 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 34896104
 
Final Report Year 2015

Final Report Abstract

Das wissenschaftliche Netzwerk „Historische Syntax“ hat die historisch-syntaktisch orientierte Nachwuchsforschung in Deutschland und darüber hinaus gebündelt, thematisch fokussiert vorangetrieben, in neue wissenschaftliche Diskurszusammenhänge eingebracht und international stärker sichtbar gemacht. Die Syntax des Deutschen wurde dabei sowohl in historisch-synchroner als auch in diachroner Sicht anhand vertiefter empirischer Untersuchungen deskriptiv erfasst und im Licht aktueller Syntaxtheorie analysiert. Im Rahmen von fünf mehrtägigen Netzwerktreffen wurden thematisch fokussiert zentrale Bereiche der diachronen Satzsyntax sowie deren sprachwandeltheoretische Modellierung erörtert. Die Netzwerkmitglieder konnten ihre Ideen mit geladenen Gästen diskutieren, die zu den renommiertesten Experten auf den jeweiligen Gebieten zählen. Das Netzwerk hat damit einen intensiven Dialog zwischen Nachwuchsforschern und bereits etablierten Sprachwissenschaftlern initiiert und gefördert. Inspiriert durch die Netzwerkarbeit sind im Förderungszeitraum etliche international sichtbare Publikationen sowie sechs Dissertationen bzw. Habilitationsschriften der Netzwerkmitglieder im thematischen Rahmen des Netzwerks entstanden, womit sich das Förderkonzept der Vernetzung schon in der Qualifikationsphase als äußerst fruchtbar erwiesen hat. Zentrale Ergebnisse aus den Arbeitstreffen wurde abschließenden internationalen Tagung an der Universität Bamberg zum Thema „Historical Syntax of German – Typological perspectives“ präsentiert, an der neben Mitgliedern des Netzwerks auch zahlreiche international anerkannte historische Sprachwissenschaftler teilnahmen. Wesentliche Fortschritte wurden zum einen auf empirischer Ebene erzielt, indem eine große Menge an quantitativen und qualitativen Daten neu erschlossen wurden. Inhaltlich konzentrierte sich die Netzwerkarbeit dabei auf die Satzsyntax und hier insbesondere die Bereiche der linken Satzperipherie, des Mittelfelds und der rechten Satzperipherie unter Rückbindung zum traditionellen topologischen Feldermodell. Die im Rahmen des Netzwerks gewonnenen Ergebnisse werfen in vielerlei Hinsicht neues Licht auf traditionelle Fragestellungen wie die Entstehung der Verbzweiteigenschaft, die syntaktische Grundabfolge im historischen Deutschen, die Entwicklung des Negationssystems oder die Abfolgeregularitäten im Mittelfeld. Dabei hat sich die Berücksichtigung von Schnittstellenphänomenen (Syntax-Informationsstruktur, Syntax-Morphologie) gerade auch für diachrone Untersuchungen als sehr fruchtbar erwiesen. Zum anderen wurden wichtige Fortschritte auf theoretischer Ebene erzielt, indem durch die (nahezu erstmalige) systematische Anwendung von Konzepten und Analyseinventarien der modernen Grammatiktheorie auf ältere Sprachstufen des Deutschen zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen wurden und der Dialog mit der synchrongegenwartsdeutschen Forschung, der übereinzelsprachlich orientierten Syntaxtheorie sowie mit der historischen Syntaxforschung zu anderen (germanischen wie nichtgermanischen) Sprachen wesentlich befördert werden konnten. Die Ergebnisse der Netzwerkarbeit erscheinen demnächst in einem umfassenden „State-of-the-Art“-Sammelband mit dem Titel Word Order and Phrase Structure in the History of German, der den Stand der generativen historischen Syntaxforschung zum Deutschen darstellt und nicht zuletzt auch der internationalen Forschung zugänglich macht. Den Erfolg des Netzwerks im Sinn eines DFG-Nachwuchsförderinstruments belegt die Tatsache, dass alle Netzwerkmitglieder im Förderzeitraum wichtige Qualifikations- und Karriereschritte meistern konnten und die Mehrzahl der Nachwuchsmitglieder inzwischen auf Professuren berufen wurden. Auf diese Weise hat das wissenschaftliche Netzwerk „Historische Syntax“ auch zur institutionellen Etablierung der historisch-syntaktischen Forschung maßgeblich beigetragen.

Publications

  • (2007) 'No' changes: On the History of German Indefinite Determiners in the Scope of Negation. In: Stark, Elisabeth/ Elisabeth Leiss/ Werner Abraham (eds.) Nominal Determination. Typology, context constraints, and historical emergence. Amsterdam/ Philadelphia: John Benjamins, 141-170
    Jäger, Agnes
  • (2007) Die Stellung von Verben und Objekten in der rechten Peripherie: OV- und VO-Strukturen im Althochdeutschen. In: Moderne Sprachen 51/2, 17-107
    Schallert, Oliver
  • (2008) History of German negation. Amsterdam/ Philadelphia: John Benjamins
    Jäger, Agnes
  • (2008) Wandel in den Kohärenzstrategien des Deutschen: der Fall der Adverbkonnektoren. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 75.2, 133-157
    Ferraresi, Gisella
  • (2008) Zum Quellenwert des althochdeutschen Tatian für die Syntaxforschung: Überlegungen auf der Basis von Wortstellungsphänomenen. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 36, 213-243
    Fleischer, Jürg/ Roland Hinterhölzl/ Michael Solf
  • (2009) Die Funktion der präverbalen Position der Adverbkonnektoren im Deutschen. In: Rieken, Elisabeth/ Paul Wiemer (Hg.) Pragmatische Kategorien: Form, Funktion und Diachronie. Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft, Marburg. 24.-27. September 2007. Wiesbaden: Dr. Reichert Verlag, 65-77
    Ferraresi, Gisella
  • (2009) Sources of change in the German syntax of negation. In: Crisma, Paola/ Giuseppe Longobardi (eds.) Historical syntax and linguistic theory. Oxford: Oxford University Press
    Jäger, Agnes
  • (2009) The syntax and semantics of the temporal anaphor “then” in Old and Middle English. In: Alexiadou, Artemis (u.a.) (eds.) Advances in Comparative Germanic Syntax. Amsterdam/ Philadelphia: John Benjamins, 171-195
    Carola Trips/Eric Fuß
  • (2010) Der Komparativzyklus und die Position der Vergleichspartikeln. In: Linguistische Berichte 224, 467-493
    Jäger, Agnes
  • (2010) Evidence for two types of focus positions in Old High German. In: Ferraresi, Gisella/ Rosemarie Lühr (eds.) Diachronic Studies on Information Structure: Language Acquisition and Change. Berlin: de Gruyter, 189-217
    Petrova, Svetlana/ Hinterhölzl, Roland
  • (2010) What changed where? A plea for the re-evaluation of dialectal evidence. In: Breitbarth, Anne (u.a.) (eds.) Continuity and Change in Grammar. Amsterdam/ Philadelphia: John Benjamins, 13-34
    Axel, Katrin/Helmut Weiß
  • (2011) >Al die wîle und ich lebe<. Und nicht nur koordinierend. In: Breindl, Eva/ Gisella Ferraresi/ Anna Volodina (Hg.) Satzverknüpfung mehrdimensional. Zur Interaktion von Form, Bedeutung und Diskursfunktion in Geschichte und Gegenwart Tübingen: Niemeyer, 79-106
    Ferraresi, Gisella / Helmut Weiß
  • (2011) Die Freiheit der Mittelfeldabfolge im Deutschen – ein modernes Phänomen. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 133, 14-31
    Speyer, Augustin
  • (2011) Modeling word order variation in discourse: On the pragmatic properties of VS order in Old High German. In: Welo, Eirik (Hg.) Indo-European Syntax and Pragmatics: Comparative Approaches. Sonderheft von Oslo Studies in Language 3 (3), 209-228
    Petrova, Svetlana
  • (2012) Development of sentential negation in German. In: Ackema, Peter et al. (eds.) Comparative Germanic Syntax. The state of the art. Amsterdam/ Philadelphia: John Benjamins, 199-222
    Jäger, Agnes/ Doris Penka
  • (2012) Multiple XP-fronting in Middle Low German. In: Journal of Comparative Germanic Linguistics 15 (2): 157-188
    Petrova, Svetlana
  • (2013) Incipient Jespersen’s Cycle: The (non-) grammaticalization of new negative markers. In: Fleischer, Jürg/ Horst J. Simon (eds.) Sprachwandelvergleich – Comparing Diachronies. Berlin: Mouton de Gruyter , 141-162
    Breitbarth, Anne/Christopher Lucas / David Willis
  • (2013) Negation in the history of (High) German. In: Willis, David/Chris Lucas/ Anne Breitbarth (eds.) The History of Negation in the Languages of Europe and the Mediterranean. Volume I: Case Studies. Oxford: Oxford University Press, 151-189
    Jäger, Agnes
  • (2014) The History of Low German Negation. Oxford: Oxford University Press
    Breitbarth, Anne
  • Zur Konjunktion dass in Exklamativsätzen und in Rekursionsstrukturen. In: Lühr, Rosemarie (Hrsg.) Idiosynkrasie : Neue Wege ihrer Beschreibung. Wiesbaden: Reichert, 2016. S. 81-100. - 9783954901821
    Ferraresi, Gisella
 
 

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