Nahrung als Zeichensystem. Die reflexive Funktionalisierung des Essens in der französischen Literatur der Moderne am Beispiel von Jean-Jaques Rousseau, Gustave Flaubert und Marcel Proust
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der Topos vom Buch als Speise wurde bisher nur in Aufsätzen oder einzelnen Kapiteln aus Untersuchungen zu anderen Themenbereichen abgehandelt: Er steht in der vorliegenden Arbeit erstmals im Mittelpunkt einer umfassenden kultur- und literaturgeschichtlichen Untersuchung. Überdies hat man die bibliophagische „Topik" bis jetzt weitgehend als eine „tote" Metapher (ab-)gewertet. Wie ich in meiner Arbeit erstmals gezeigt habe, sollte man diese „Topik" oder „Metaphorik" - aufgrund ihrer Wandlungsfähigkeit, ihrer Macht und ihrer erkenntnistheoretischen Bedeutung - dagegen besser als einen Diskurs oder als ein semiotisches Gefüge betrachten: als einen „lebendigen" Diskurs, in dem sich eine jeweils aktuelle Reflexion über Schrift und Kultur äußert; als eine Metapher, die vielfach entmetaphorisiert und somatisiert wird. Die Untersuchung des bibliophagischen Diskurses wird auf diese Weise zu einem Schlüssel, um die Literatur- und Kulturreflexion einer Epoche (in diesem Fall: der Moderne) aus einer neuen Perspektive heraus zu erschließen. Darüber hinaus trägt meine Arbeit auch zur Erschließung des »literarischen Feldes« (Bourdieu) der französischen Moderne bei; das heißt zu einer neuen Beleuchtung der Beziehungen zwischen literarischen und anderen soziokulturellen (medizinischen, gastronomischen, pädagogischen) Diskursen. Nicht zuletzt werden auch die Poetiken Jean-Jacques Rousseaus, Gustave Flauberts und Marcels Prousts aus einer neuen Perspektive heraus in den Blick genommen.