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Kinderschutzkarrieren: Rekonstruktion von organisationalen Entwicklungen, Gefährdungserfahrungen, diagnostischen Vorgehensweisen, Interventionen und biographischen Verläufen in einer westdeutschen Großstadt 1985-2014 (Kurztitel: Kinderschutzkarrieren)

Fachliche Zuordnung Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 352235240
 
Ungeachtet der fachpolitischen Bedeutung der Kinderschutzthematik für die Kinder- und Jugendhilfe fehlt es in Deutschland bisher an empirischen Analysen, durch die einerseits die Entwicklung des organisationalen Feldes nachgezeichnet werden kann sowie andererseits die Verläufe von sog. Kinderschutzkarrieren rekonstruiert werden. Letzteres erscheint bedeutsam, da im Kinderschutz zunächst eine kurzfristige Wirkintention (Abwendung Kindeswohlgefährdung) vorherrschend ist, die allerdings mitunter mit biographisch wirkmächtigen Interventionsformen (z.B. Sorgerechtsentzüge oder Fremdunterbringung) erreicht wird. Fehlende Erkenntnisse über die langfristigen Wirkungen staatlichen Schutzhandelns für die Lebenssituation und -perspektiven junger Menschen in Deutschland verwundern umso mehr, als die Problemlösungskompetenz des Kinderschutzsystems immer wieder angezweifelt wird. Die historische Rekonstruktion des organisationalen Feldes ist ebenfalls weiterführend, da das System seit längerem einer hohen Reformdynamik z.B. durch bundesweite Programme sowie lokale Projekte ausgesetzt ist.Das Kooperationsprojekt Kinderschutzkarrieren soll die Organisation des Kinderschutzes sowie Fallverläufe in einer westdeutschen Großstadt (Düsseldorf) zwischen 1985 und 2015 rekonstruieren. Die Kooperationspartner haben Zugang zu ca. 6000 Fallakten und einer großen Anzahl an Dokumenten zum organisationalen Feld des Kinderschutzes dieser Stadt. Der Zugang erfolgt über die Ärztliche Kinderschutzambulanz des Evangelischen Krankenhauses Düsseldorf (KSA) und das Jugendamt der Stadt Düsseldorf. Diese Daten sollen durch Interviews mit ehemaligen Klienten und Expertinnen und Experten ergänzt werden. Das Projekt umfasst drei Arbeitsschwerpunkte, in denen sich die drei beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen ergänzen: (1) die Rekonstruktion der organisationalen Entwicklung des Kinderschutzes im Beobachtungszeitraum (Entwicklung von Konzepten, Problemkonstruktionen, Arbeitsabläufen, Interventionen und interorganisationaler, multiprofessioneller Zusammenarbeit: Universität Hildesheim), (2) die aktenbasierte Analyse von Fallverläufen (Gefährdungen, Diagnosen, Schutzmaßnahmen bzw. Hilfen und weitere Kindesentwicklung: Deutsches Jugendinstitut [DJI] und Universität Koblenz-Landau) sowie (3) biographische Verläufe und Wohlergehen von jungen Erwachsenen nach früheren Kinderschutzinterventionen (DJI und Universität Koblenz-Landau). Am Beispiel einer Großstadt liefern die Analysen wichtige Erkenntnisse zur organisationalen Herstellung des Kinderschutzes , zu Hilfekarrieren und biographischen Verläufen, anhand derer die Auswirkungen von Schutzmaßnahmen herausgearbeitet werden sollen. Damit kann erstmals beschrieben werden, wie sich Kinder und Jugendliche nach Kinderschutzinterventionen in Deutschland entwickeln.Die Ergebnisse werden mit internationalen ExpertInnen diskutiert und in internationalen Journals veröffentlicht sowie für die Fachöffentlichkeit in Deutschland aufbereitet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Kooperationspartner Professor Dr. Wolfgang Schröer
 
 

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