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Kinderschutzkarrieren: Rekonstruktion von organisationalen Entwicklungen, Gefährdungserfahrungen, diagnostischen Vorgehensweisen, Interventionen und biographischen Verläufen in einer westdeutschen Großstadt 1985-2014 (Kurztitel: Kinderschutzkarrieren)

Fachliche Zuordnung Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 352235240
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Hintergrund: Der Schutz von Kindern vor Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung ist eine bedeutsame gesellschaftliche Aufgabe. Dies zeigt sich auch darin, dass Kinderschutz in der Gesetzgebung sowie in staatlichen Strukturen verankert ist. Sie sind in ihren Aufgaben und ihrer Ausgestaltung historischen Veränderungen unterworfen, welche in der Folge auch die Entwicklungsverläufe betroffener Kinder und Jugendlicher beeinflussen. Der Frage nach der organisationalen Entwicklung von Kinderschutzhandeln und deren Einfluss auf die Entwicklungsverläufe von Kindern und Jugendlichen ging das Projekt „Kinderschutzkarrieren“ nach. Ausgangspunkt war die (medizinische) Kinderschutzambulanz in einer westdeutschen Großstadt, welche seit über 30 Jahren eine Abklärung von Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung anbietet. Die Forscherinnen und Forscher erhielten hier Zugang zu Fallakten aus über 30 Jahren, was eine Rekonstruktion des Kinderschutzhandelns ermöglichte. Methodisches Vorgehen: Die Projektergebnisse beruhen auf zwei qualitativen und zwei quantitativen Teilstudien. In den quantitativen Studien wurden insgesamt 703 Fallakten aus der Kinderschutzambulanz standardisiert ausgewertet. Bei 54 Fallakten war es zudem möglich diese mit den weiteren Fallverläufen aus den Jugendamtsakten zu verknüpfen und auszuwerten. Die qualitativen Studien umfassen zum einen eine inhaltlich vertiefte Auswertung von 30 Fallakten (Kinderschutzambulanz und Jugendamt) und biographische Interviews mit neun ehemaligen Klientinnen und Klienten der Kinderschutzambulanz. Ergebnisse: Die Ergebnisse verweisen auf die Eingebundenheit von Kinderschutzhandeln in soziale Kontexte und strukturelle Gegebenheiten. Sie verweisen darauf, dass historische Entwicklungen, wie beispielsweise die zunehmende Beachtung von Kinderrechten, im Zusammenhang mitder spezifische Fallarbeit im Kinderschutz stehen. Nichtsdestotrotz verweisen die Ergebnisse auch auf Schwierigkeiten in der Umsetzung von Verfahrensstandards in allen Fällen (z.B. Beteiligung von Kindern, Erfassung von Risikofaktoren) und der Etablierung von Hilfsmaßnahmen, die zu einer Verbesserung der Situation von Kindern und Jugendlichen beitragen (z.B. Reduktion der Reviktimisierungsraten, Stabilität der Lebens- und Wohnsituation). In den qualitativen Analysen der Fälle zeigen sich in der Fallbearbeitung Dynamiken, die stark von der Wahrnehmung und dem Engagement der Fachkräfte gekennzeichnet sind. In den biographischen Interviews berichteten Klientinnen und Klienten meist erfolgreiche Fallverläufe oder zumindest Fallverläufe, in denen der Kinderschutzambulanz und dem Jugendamt kein negativer Einfluss zugeordnet wird. Diskussion und Weiterverwertung: Als einer der ersten Studien ist es diesem Projekt gelungen, Kinderschutzhandeln über einen längeren Zeitraum auf Fallebene zu rekonstruieren und zudem die Auswirkungen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen abzuschätzen. Bei der Interpretation der Ergebnisse müssen aber lokale Besonderheiten sowie Limitationen der Stichprobenziehung (z.B. Selektionseffekte bei der Befragung ehemaliger Klientinnen und Klienten) berücksichtigt werden. Die Publikation der Projektergebnisse in Form eines gemeinsamen Sammelbandes wird aktuell vorbereitet.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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