Detailseite
Projekt Druckansicht

Abschluss der ersten geoarchäologischen Untersuchungen im Mittelpleistozän der Steinrinne bei Bilzingsleben

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2007 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 35388362
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bilzingsleben ist eine mittelpleistozäne Fundstelle in Thüringen und wurde von 1969 bis 2002 durch Dietrich Mania ausgegraben. Seine Untersuchungen zur Paläontologie, Paläobotanik, Archäologie und Anthropologie führten zu einer der vielfältigsten paläoöokologischen Datensammlungen für das sog. Holstein-Interglazial. Ab Sommer 2003 führten Urgeschichtler und Geologen der Universität Jena die Geländearbeiten in Bilzingsleben fort. Drei Areale, die repräsentativ für das bisher ausgegrabene Gebiet sein sollten, wurden ausgewählt. Der fundführende Horizont ist eine sandiges, unzählige Gesteine, Tierknochen und Feuerstein führendes Sediment von 80-100 cm Mächtigkeit. Dieser Horizont liegt über einem mächtigen Schluffhorizont und unter Travertingestein führenden Schichten. Das fundführende Sediment zeigt keine interne Stratifikation, jedoch eine chaotische Vertikalverteilung von kleinen und großen Funden, unter letzteren z.B. Travertingesteine bis zu 50cm Durchmesser. Die Fundobjekte liegen zudem in bestimmte Richtungen eingeregelt. Dies deutet aufdie Schüttung des gesamten feinkörnigen Materials mit allen, kleinen und großen Funden aus einer bestimmen Richtung, z.B. in Form eins Massenstroms, der verschiedene Sedimente (Schluff/Löss, Sand, Geschiebe, Travertingesteine, Flußgerölle) mit Bestandteilen der Paläo-Landoberfläche/n (Hangschutt, Tierknochen, Holz) vermischte. Ein weiteres Ergebnis betrifft die Feuersteine von Bilzingsleben: herausgestellt wird eine 'Grauzone' zwischen offensichtlichen Nichtartefakten und möglichen Artefakten. Diese Grauzone ist nicht objektiv fassbar, alle in Bilzingsleben vermuteten, natürliche Einbettungsvorgänge auch artefaklähnliche Stücke mit Bulbus, Kantenbeschädigung und -kerben hervorrufen können. Als Konsequenz dieses Ergebnis sollte Bilzingsleben nicht mehr als Schlüsselfundslelle für die sog. 'Lower Palaeolithic small tools' verwendet werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Results of the 2003-2007 excavations at Bilzingsleben. (Jena 2009): 55 p., 21 tab., 49 fig.
    C. Liebermann, W. Müller, C. Pasda
  • Die Sammlung Bilzingsleben. - In: Archive der Erdgeschichte - Geowissenschaftliche Sammlungen in Thüringen. Beitr. Geol. Thüringen N.F. 13, 2006, 101-106
    C. Pasda
  • Site formation processes at a Middle Pleistocene deposit - Preliminary results of the geoarchaeological investigations at Bilzingsleben in 2003-2005. - Arch. Korrbl. 37, 2007, 1-18
    M. Beck, R. Gaupp, I. Kamradt, C. Liebermann, C. Pasda
  • Walking into existence: the first humans in Europe. - Ethnogr.-Arch. Zeitschr. 48, 2007, 305-334
    C. Pasda
  • Sammlung Bilzingsleben. - In: H.G. Walter (Hrsg.): Schätze der Universität - Die wissenschaftlichen Sammlungen der Friedrich Schiller-Universität Jena. LichtGedanken - Texte zum Jenaer Universitätsjubiläum 4 (Jena 2009) 81-85
    C. Pasda
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung