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Bilder als Quellen für Jenseitsvorstellungen der frühen Christen (3.-6. Jh.)

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 35491577
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In dem Projekt wurde erstmals in umfassender und systematischer Weise die christliche Grabkunst bis zum 6. Jahrhundert darauf hin befragt, ob die einzelnen Bildmotive bestimmte Jenseitsvorstellungen zum Ausdruck bringen. Dabei hat sich gezeigt, dass man sich in der gesamten christlichen Welt von Ägypten bis Gallien offenbar einer gemeinsamen Bildsprache bediente. Das unterscheidet die Ikonographie im Grabbereich von den Inschriften, deren regionale Unterschiedlichkeit ein Vorgängerprojekt herausgearbeitet hatte. Da die Deutung der entsprechenden Motive in der antiken christlichen Literatur sich im Laufe des Projektes als ebenso überregional und einheitlich erwiesen hat, erschien es legitim, den literarischen Befund zur Bilddeutung heranzuziehen. Dabei zeigte sich, dass primär solche Bilder und Szenen gewählt wurden, die auch in den patristischen Schriften auf das Leben nach dem Tod gedeutet werden. Immer wieder lassen sich, anders als meist angenommen, Einflüsse theologischer Reflexion in der frühchristlichen Grabkunst nachweisen. Das Projekt hat herausgearbeitet, dass die Rezeption der Bibel für die Bildwelt der frühchristlichen Grabkunst eine entscheidende Rolle spielt. Mit der Brotvermehrung, der Auferweckung des Lazarus, Daniel in der Löwengrube, den drei Jünglingen im Feuerofen, der Blinden- und Gelähmtenheilung, dem Opfer Abrahams und dem Jonas-Zyklus erscheinen hier vor allem solche Szenen, die in zeitgenössischen Texten auch auf das Jenseits hin ausgelegt werden. Es konnte zudem gezeigt werden, dass das soziale Milieu der Auftraggeber die Auswahl und Gestaltung der Bildprogramme beeinflusst. Während allgemein die frühchristliche Grabkunst hauptsächlich von alttestamentlichen Szenen geprägt ist und auch pagane Motive wie Hirten und Gärten fortführt, setzen die Auftraggeber der Sarkophage, die der Oberschicht angehören, eigene Akzente: Sie greifen besonders auf neutestamentliche Bilder zurück, durch die sich die spezifisch christliche Identität noch klarer ausdrücken ließ als durch die Rezeption des Alten Testamentes, und sie vermeiden traditionelle auch in der paganen Kunst geläufige Motive wie das Mahl oder die Hirten. Gleichzeitig werden ihre Jenseitsdarstellungen stark durch die Bildwelt des Kaiserhofes geprägt. Das soziale Milieu im Diesseits prägte offenbar auch das Bild vom Jenseits. Daneben hat das Projekt zahlreiche Einzelergebnisse erbracht, die insgesamt die Erforschung der frühchristlichen Grabkunst auf eine neue Basis stellen. Dokumentiert sind sie in der Publikation Grab, Bild und Wort (Regensburg 2010). Von der Resonanz des Projektes zeugt neben mehreren Rezensionen auch die Tatsache, dass zurzeit im Auftrag der Libreria Editrice Vaticana eine italienische Übersetzung angefertigt wird, die noch in diesem Jahr unter dem Titel Immagine e parola erscheinen soll.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Bild, Grab und Wort. Untersuchungen zu Jenseitsvorstellungen von Christen des 3.-6. Jahrhunderts, Regensburg 2010, 356 S., Abb.
    Jutta Dresken-Weiland
  • Passionsdarstellungen in der frühchristlichen Kunst, in: T. Nicklas/A. Merkt/J. Verheyden (Hg.), Gelitten – Gestorben – Auferstanden. Passions- und Ostertraditionen im antiken Christentum (WUNT II, 273), Tübingen 2010, 31-46
    Jutta Dresken-Weiland
 
 

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