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Verarbeitung räumlicher Konfigurationen im visuellen Arbeitsgedächtnis

Antragsteller Dr. Frank Papenmeier
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 357136437
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Menschen speichern mehrere Objektpositionen im visuellen Arbeitsgedächtnis nicht unabhängig voneinander, sondern repräsentieren diese in Relation zur globalen räumlichen Konfiguration der gleichzeitig memorierten Objekte. Im vorliegenden Projekt wurde der Verarbeitungsmechanismus, der räumlichen Konfigurationseinflüssen im visuellen Arbeitsgedächtnis zugrunde liegt, experimentell untersucht. In einer ersten Experimentalreihe konnten wir zeigen, dass die im visuellen Arbeitsgedächtnis repräsentierten räumlichen Konfigurationen direkt während des Memorierens durch so genannte Retro-Cues aktualisiert werden können. Diese Reorganisation erfolgte unabhängig von der Objektanzahl (unsere Displays enthielten 4 bis 16 Objekte) und der individuellen Arbeitsgedächtniskapazität der Versuchspersonen. In einer zweiten Experimentalreihe untersuchten wir die Aktualisierung räumlicher Konfigurationen durch Eigenbewegung in Laborexperimenten mit einer VR-Brille. Auch wenn die Eigenbewegung keine Aktualisierung räumlicher Konfigurationen im visuellen Arbeitsgedächtnis hervorrief, so zeigte sich in unserem Projekt die Reorganisation räumlicher Konfigurationen im visuellen Arbeitsgedächtnis aufgrund von Retro-Cues in einer Vielzahl von Experimenten. Damit widersprechen unsere Ergebnisse der in früheren Studien geäußerten Annahme, dass räumliche Konfigurationen als globale und unveränderliche Momentaufnahme der Szene in einem separaten Speicher repräsentiert werden. Stattdessen deuten unsere Ergebnisse auf eine Flexibilität der zugrundeliegenden Repräsentation hin, beispielsweise in Form einer parallelen Repräsentation mehrerer räumlicher Konfigurationen im visuellen Arbeitsgedächtnis. In einer dritten Experimentalreihe wurde untersucht, ob es über Paradigmengrenzen hinweg einen gemeinsamen Verarbeitungsmechanismus für Konfigurations- und Kontexteffekte gibt. Dazu wurden zunächst Experimente zur Replizierbarkeit und Reliabilität verschiedener Konfigurations- und Kontexteffekte durchgeführt. Während einige Konfigurations- und Kontexteffekte nicht oder nur schwer replizierbar waren, zeigten andere Konfigurations- und Kontexteffekte eine zu geringe Reliabilität für die geplante paradigmenübergreifende Untersuchung, so dass auf Basis unseres Projektes noch keine Aussage darüber getroffen werden kann, ob es einen gemeinsamen Verarbeitungsmechanismus für Konfigurations- und Kontexteffekte gibt. Ein unerwarteter Befund ergab sich in unserem Projekt hinsichtlich des Einflusses von Blickbewegungen auf die Verarbeitung räumlicher Konfigurationen im visuellen Arbeitsgedächtnis. So zeigten sich stärkere Konfigurationseffekte bei freier Blickbewegung, als wenn die Versuchspersonen die Mitte des Bildschirms fixieren mussten und keine Blickbewegungen ausführen durften. Dieser überraschende Befund deutet auf eine enge Verknüpfung von Wahrnehmungs- und Gedächtnisprozessen bei der Verarbeitung räumlicher Konfigurationen hin. Eine gezielte Untersuchung des Einflusses von Blickbewegungen auf die Verarbeitung räumlicher Konfigurationen im visuellen Arbeitsgedächtnis scheint ein vielversprechender Weg zu sein, um das Verständnis über den Verarbeitungsmechanismus, der räumlichen Konfigurationseinflüssen im visuellen Arbeitsgedächtnis zugrunde liegt, in zukünftigen Folgeuntersuchungen zu erweitern.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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