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Das urbariale Schriftgut der Abtei Reichenau (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts)

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2017 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 358446120
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt beinhaltete die fachgerechte Edition wirtschaftsgeschichtlicher Quellen der Abtei Reichenau aus der Zeit Johann Pfusers von Nordstetten als Großkeller (1450– 1464) und als Abt (1464–1491) sowie ihre Auswertung: (1.) Das Gedenkbuch des Großkellers Johann Pfuser: eine Zusammenstellung von Verbindlichkeiten und finanziell nutzbaren Rechten der Abtei Reichenau. (2.) Das Urbar der Abtei Reichenau: ein um 1459/60 zusammengestelltes Gesamturbar, das aus seinen getrennt überlieferten Bestandteilen rekonstruiert werden musste; Fehlstellen Teile können durch verwandte Aufzeichnungen ergänzt werden. (3.) Die Ordnungen 1476–1483: vier normative Texte zur Organisation der Klosterökonomie. Die Auswertung dieser Texte erweitert unser Wissen über die Abtei Reichenau in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts um wesentliche Punkte: (1.) Johann Pfuser war nicht der Verschwender, als den ihn eine phantasievolle frühneuzeitliche Annalistik etikettierte, sondern traf sinnvolle und zielgerichtete Maßnahmen zur Hebung der Reichenauer Ökonomie. (2.) Die Abtei Reichenau war in einem problematischen Ausmaß finanziell belastet, aber nicht überschuldet und keinesfalls ruiniert, weil sie über belastbare Substanz verfügte. Die Angaben der vorliegenden urbarialen Quellen lassen sich quantifizieren; sie zeigen, dass der Haushalt des Konvents aus den Einnahmen zu bestreiten war, darüber hinaus aber wenig Spielraum bestand. (3.) Einer konsequenten Sanierung standen die politische, nicht wirtschaftliche Umstände entgegen: In den 1460er geriet Reichenau zwischen die Fronten der eidgenössischen und der habsburgischen Herrschaftsbildung am westlichen Bodensee, womit ihre Mediatisierung im 16. Jahrhundert (nun durch das Hochstift Konstanz) vorgezeichnet war. Somit ist ein prominentes Thema der Landesgeschichte um wertvolle Erkenntnisse bereichert worden, die international wahrgenommen werden, insofern sie die deutsche und die schweizerische Seite des Bodenseeraumes betreffen. Es steht zu erwarten, dass in nächster Zeit ein breiteres Publikumsinteresse an der Reichenauer Geschichte einsetzen wird (Landesausstellung zum 1300-Jahr-Jubiläum der Gründung, 25 Jahre Weltkulturerbestatus in den Jahren 2024/25).

 
 

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