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Institutionelle Wahl in der globalen Finanzmarktregulierung

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 365573580
 
Die globale Finanzmarktregulierung ist durch institutionelle Variation gekennzeichnet. Zum Beispiel werden Mindestkapitalanforderungen für Banken vom BCBS entwickelt, einer transgouvernementalen Organisation der Zentralbanken, während Bilanzierungsstandards vom privaten IASB verbreitet werden. Manche Institutionen, wie der intergouvernementale IWF, schaffen bindende Regeln, während z.B. das IASB auf freiwillige Regeln setzt. In diesem Projekt wird gefragt, (1) welche institutionellen Designs sich unterscheiden lassen, (2) wie sich die institutionelle Vielfalt darstellt und über die Zeit entwickelt, und (3) warum die institutionellen Designs der globalen Finanzmarktregulierung gewählt wurden.(1) Das Projekt analysiert zwei Designmerkmale: (a) institutioneller Typ und (b) Verrechtlichung. Im Hinblick auf (a) wird zwischen öffentlichen und privaten Regulierungsakteuren einerseits und nicht-delegierten (z.B. Regierungsspitze) und delegierten (z.B. unabhängige Bürokraten oder Unternehmensverbände) andererseits unterschieden. Dies führt zu den Typen intergouvernemental, transgouvernemental, transnational, und transnational öffentlich-privat (PPP). Im Hinblick auf (b) unterscheiden wir Grade harten bzw. weichen Rechts.(2) Mit Hilfe eines theoretisch informierten Kodierschemas wird der institutionelle Typ und die Verrechtlichung sowie eine Reihe weiterer Designmerkmale gemessen und für alle Institutionen der globalen Finanzmarktregulierung, die zu sechs Zeitpunkten (Gründungsjahr, 1963, 1980, 1998, 2007 und 2015) identifiziert werden in einer Datenbank Design of Financial Governance Database (DEFIGOD) zusammengefasst. Es werden relevante deskriptive Hypothesen zur internationalen Regulierung überprüft.(3) Im zentralen, erklärenden Teil werden in einer fuzzy set QCA-Analyse die Bedingungen für die Wahl des institutionellen Designs geklärt. Hinsichtlich des institutionellen Typs entwickeln wir Kausalbedingungen, die (i) wirtschaftliche Macht, (ii) institutionelle Kapazität, (iii) Ressourcenabhängigkeit und (iv) politische Opportunität in den Blick nehmen. Bei der Verrechtlichung werden die Schwere (i) des Problems der glaubhaften Verpflichtung und (ii) des Verteilungskonflikts, (iii) Machtunterschiede zwischen den Akteuren und (iv) Komplexität des Regulierungsgegenstands untersucht.Das Projekt trägt erstens zu den Debatten um neue Steuerungsformen und Verrechtlichung bei und erweitert deren empirische Anwendung um die Finanzmarktregulierung. Im Unterschied zu den Einzelfall- bzw. klein-N Studien, die diese Felder prägen, zielt es auf eine systematische empirische Analyse auf der Basis einer großen Fallzahl. Zweitens beschreibt zwar eine breite Literatur in der internationalen politischen Ökonomie die Schwächen der internationalen Finanzmarktregulierung, Analysen der politischen Ursachen dieser Schwächen fehlen aber. Sie sind zentral in diesem Projekt und können in praktischer Hinsicht zu einer verbesserten Regulierung beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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