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Islamistische Radikalisierung im Justizvollzug - Radikalisierungspotentiale und -prozesse

Fachliche Zuordnung Kriminologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 367171077
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt „Radikalisierungspotenziale und -prozesse im Justizvollzug“ hatte das Ziel, Hinweise auf offene Fragen hinsichtlich möglicher unerwünschter Entwicklungen im Zusammenhang mit islamistischer Radikalisierung in Justizvollzugsanstalten zu finden. Durch eine Kooperation mit dem Kriminologischen Dienst des bayerischen Justizvollzugs und dem bayerischen Staatsministerium für Justiz ist es uns in aufwändigen Teilprojekten gelungen, Daten von inhaftierten Extremisten mittels Interviews und von der allgemeinen Gefangenenpopulation mittels Fragebogen zu erheben. Dadurch konnten wir eine hohe Datendichte erreichen, die wir quantitativen und qualitativen Analysen unterzogen. Durch die Kombination qualitativer und quantitativer Erhebungsmethoden waren wir in der Lage, eine Reihe von wichtigen psychologischen Merkmalen zu finden, die radikale von nicht-radikalen Muslimen unterscheiden. Dazu gehören eine ausgeprägte Ambiguitätsintoleranz, ein rigides Verständnis von Religion, der Hang zu Verschwörungstheorien und die Wahrnehmung der Muslime in der Opferrolle. Das Streben nach Bedeutsamkeit scheint auch wichtig zu sein, jedoch waren diesbezüglich die Ergebnisse nicht vollkommen überzeugend. Aus unseren Ergebnissen lassen sich besonders gut Empfehlungen für das Erkennen von Islamisten im Justizvollzug ableiten. Es gab keine bedeutsamen Hinweise darauf, dass die Haft maßgeblich zur Radikalsierung betrug. Jedoch konnten wir zeigen, dass ein bedeutender Anteil (etwa ein Drittel) der muslimischen Gefangenen fundamentalistische sowie militante Aussagen befürworten. Die Grundlagen für Radikalisierungsprozesse werden bereits in der Herkunftsfamilie gelegt. Sozialisationseinflüsse haben jedoch keinen direkten Einfluss auf fundamentalistische und militante Einstellungen, sondern entwickeln sich indirekt über die aktuell praktizierte Religiosität. Anhand dieser Erkenntnisse lassen sich vulnerable Gruppen identifizieren, nämlich junge männliche Muslime, die in besonders traditionell religiös orientierten Familien groß geworden sind und sich auch noch aktuell an diesen orientieren bzw. sich mit ihnen identifizieren. Hier könnten Interventionen wirksam werden, in denen entsprechende Wertvorstellungen hinterfragt und diskutiert werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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