Gewalt als Selbstverteidigung in der US-amerikanischen Zeitgeschichte: Intersektionale Perspektiven
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Unser Projekt wurde durch die jüngste Zunahme von Tötungen junger Schwarzer Männer durch weiße Schützen in den USA initiiert. Ein zentrales Ereignis, das uns dazu bewegte, war der tödliche Schusswaffenangriff auf Trayvon Martin im Jahr 2012. Unser Fokus auf die rassistischen und geschlechtsspezifischen Aspekte dieser Vorfälle hatte zum Ziel, die Rechtfertigung für Gewalt zu verstehen, die oft als Selbstverteidigung dargestellt wird. Die Entwicklung der Rassenbeziehungen, die Amtszeit von Präsident Trump und die Black Lives Matter Bewegung seit 2016, unterstreichen die zunehmende Relevanz unserer Forschung zur Geschichte und Ungleichheit des Rechtes auf bewaffnete Selbstverteidigung in den Vereinigten Staaten. Unser Teilprojekt hat den Fokus auf verschiedene Dimensionen der bewaffneten Selbstverteidigung weißer Männer gesetzt und diese im Kontext des Falls Bernhard Goetz betrachtet. Goetz schoss im Dezember 1984 auf vier Schwarze Jugendliche in der New Yorker U-Bahn, als sie ihn nach fünf Dollar fragten. Der Goetz Fall entfachte eine polarisierende Debatte im urbanen Amerika der 1980er Jahre, mit seinen sozialen, politischen, rassischen und geschlechtsspezifischen Spannungen, Spaltungen und Unsicherheiten. Mit Blick auf die bestehenden innerstädtischen räumlichen Grenzen auch nach der Bürgerrechtsbewegung, hat unser Teilprojekt erforscht, wie räumliche Segregation die Wahrnehmung von Kriminalität, Angst und die Legitimität von Gewalt beeinflusst. Die Untersuchung des Falls vor dem Hintergrund der konservativen Restauration seit den 1970er Jahren hat gezeigt, dass die Befürwortung der bewaffneten Selbstverteidigung als Teil eines weißen Backlashs gegen die durch die Bürgerrechtsbewegung ausgelösten sozialen Transformationen zu verstehen ist. Dementsprechend hat das Teilprojekt das komplexe Zusammenspiel von sozialen Kategorien wie race, gender, und class sowie von Raum und Gewalt betont. Es hat nicht nur die Stadtgeschichte von New York City in den 1970er und 1980er Jahren weiter beleuchtet, sondern auch Erkenntnisse über aktuelle Tötungen und die zugrundeliegenden sozialen und politischen Krisen geliefert.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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“‘Vigilante Spirit’: Vom amerikanischen Recht auf Land, Waffen und Selbstverteidigung,” Geschichte der Gegenwart, 13 December 2020
Beumer, Pia
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“Diese Liebe zur Gewalt,” WOZ: Die Wochenzeitung, No. 2 (2021)
Beumer Pia, Barbara Lüthi & Rebecca Rössling
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“Bernhard Goetz and the roots of Kyle Rittenhouse’s celebrity on the right,” Washington Post, 15 June 2022
Beumer, Pia
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A toxic culture enabled the recent shootings of young innocent people,” Washington Post, 24 April 2023
Beumer, Pia
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Vom Recht auf bewaffnete Selbstverteidigung. Geschlecht, Gewalt und Gesellschaft, 255-272. transcript Verlag.
Beumer, Pia & Martschukat, Jürgen
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“A toxic culture enabled the recent shootings of young innocent people,” SFB Blog “Transformation of Property,” 31 May 2023
Beumer, Pia
